Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

III Th. Natur der Thiere im Ganzen.
rischen Maschinen, vermöge seiner Strucktur, §. 661.
663. für sich und schlechterdings thierischer Kräfte fähig.
§. 31. Das Gehirn empfängt an ganz verschiedenen Or-
ten seine sinnlichen Eindrücke von den äußern, die empfun-
den werden, §. 124. und die von den andern Vorstellun-
gen der Seele nicht weniger, wie solches die Seelenwirkun-
gen verschiedener Arten von Vorstellungen in ganz ver-
schiedenen Theilen des Körpers beweisen, die aus verschie-
denen Ursprüngen der Nerven herrühren müssen. §. 130.
N. 1. Gleichergestalt hat jeder einzelner Nerve, jeder Theil
des Nervensystems, die Fähigkeit, sowohl äußere als innere
Eindrücke sinnlich anzunehmen, und sie, wo nicht in be-
sondern Fällen natürliche Hindernisse vorhanden sind, auf
andre Zweige oder Nerven, es sey durch die Knoten und
Scheidepunkte und Verwickelungen, oder durchs Gehirn,
vermittelst der Vorstellungen, fortzupflanzen. §. 31. 32.
121. Wenn aber die Wirkung einer thierischen Kraft in
diesem System thierischer Maschinen sich eine andre subor-
diniren soll, so muß die erste entweder in demselben Theile
des Systems eine andre thierische Kraft, z. E. ein äuße-
rer sinnlicher Eindruck in eben dem Nerven einen innern,
ein innerer hingegen einen äußern; oder irgend eine thieri-
sche Kraft in einem andern Theile, z. E. ein äußerer sinn-
licher Eindruck in einem Nerven einen innern oder äußern
in einem Nebenzweige oder andern Nerven, oder ein inne-
rer in jenem, einen innern oder äußern in diesen erregen;
und wenn solches vermöge der Strucktur der thierischen
Maschinen und ihres ganzen Systems, aus Mangel natür-
licher Hindernisse, so erfolgen muß, so sind diese wirkenden
Kräfte sich einander natürlich subordiniret. §. 666.

§. 672.

Diese natürliche Subordination der thierischen Kräfte
kann also nicht in allen und jeden Punkten oder Stellen des
Systems thierischer Maschinen erfolgen; §. 671. sondern
es müssen, wie solches auch die Erfahrung beweiset, nur

gewisse

III Th. Natur der Thiere im Ganzen.
riſchen Maſchinen, vermoͤge ſeiner Strucktur, §. 661.
663. fuͤr ſich und ſchlechterdings thieriſcher Kraͤfte faͤhig.
§. 31. Das Gehirn empfaͤngt an ganz verſchiedenen Or-
ten ſeine ſinnlichen Eindruͤcke von den aͤußern, die empfun-
den werden, §. 124. und die von den andern Vorſtellun-
gen der Seele nicht weniger, wie ſolches die Seelenwirkun-
gen verſchiedener Arten von Vorſtellungen in ganz ver-
ſchiedenen Theilen des Koͤrpers beweiſen, die aus verſchie-
denen Urſpruͤngen der Nerven herruͤhren muͤſſen. §. 130.
N. 1. Gleichergeſtalt hat jeder einzelner Nerve, jeder Theil
des Nervenſyſtems, die Faͤhigkeit, ſowohl aͤußere als innere
Eindruͤcke ſinnlich anzunehmen, und ſie, wo nicht in be-
ſondern Faͤllen natuͤrliche Hinderniſſe vorhanden ſind, auf
andre Zweige oder Nerven, es ſey durch die Knoten und
Scheidepunkte und Verwickelungen, oder durchs Gehirn,
vermittelſt der Vorſtellungen, fortzupflanzen. §. 31. 32.
121. Wenn aber die Wirkung einer thieriſchen Kraft in
dieſem Syſtem thieriſcher Maſchinen ſich eine andre ſubor-
diniren ſoll, ſo muß die erſte entweder in demſelben Theile
des Syſtems eine andre thieriſche Kraft, z. E. ein aͤuße-
rer ſinnlicher Eindruck in eben dem Nerven einen innern,
ein innerer hingegen einen aͤußern; oder irgend eine thieri-
ſche Kraft in einem andern Theile, z. E. ein aͤußerer ſinn-
licher Eindruck in einem Nerven einen innern oder aͤußern
in einem Nebenzweige oder andern Nerven, oder ein inne-
rer in jenem, einen innern oder aͤußern in dieſen erregen;
und wenn ſolches vermoͤge der Strucktur der thieriſchen
Maſchinen und ihres ganzen Syſtems, aus Mangel natuͤr-
licher Hinderniſſe, ſo erfolgen muß, ſo ſind dieſe wirkenden
Kraͤfte ſich einander natuͤrlich ſubordiniret. §. 666.

§. 672.

Dieſe natuͤrliche Subordination der thieriſchen Kraͤfte
kann alſo nicht in allen und jeden Punkten oder Stellen des
Syſtems thieriſcher Maſchinen erfolgen; §. 671. ſondern
es muͤſſen, wie ſolches auch die Erfahrung beweiſet, nur

gewiſſe
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0706" n="682"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III</hi> Th. Natur der Thiere im Ganzen.</hi></fw><lb/>
ri&#x017F;chen Ma&#x017F;chinen, vermo&#x0364;ge &#x017F;einer Strucktur, §. 661.<lb/>
663. fu&#x0364;r &#x017F;ich und &#x017F;chlechterdings thieri&#x017F;cher Kra&#x0364;fte fa&#x0364;hig.<lb/>
§. 31. Das Gehirn empfa&#x0364;ngt an ganz ver&#x017F;chiedenen Or-<lb/>
ten &#x017F;eine &#x017F;innlichen Eindru&#x0364;cke von den a&#x0364;ußern, die empfun-<lb/>
den werden, §. 124. und die von den andern Vor&#x017F;tellun-<lb/>
gen der Seele nicht weniger, wie &#x017F;olches die Seelenwirkun-<lb/>
gen ver&#x017F;chiedener Arten von Vor&#x017F;tellungen in ganz ver-<lb/>
&#x017F;chiedenen Theilen des Ko&#x0364;rpers bewei&#x017F;en, die aus ver&#x017F;chie-<lb/>
denen Ur&#x017F;pru&#x0364;ngen der Nerven herru&#x0364;hren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. §. 130.<lb/><hi rendition="#aq">N.</hi> 1. Gleicherge&#x017F;talt hat jeder einzelner Nerve, jeder Theil<lb/>
des Nerven&#x017F;y&#x017F;tems, die Fa&#x0364;higkeit, &#x017F;owohl a&#x0364;ußere als innere<lb/>
Eindru&#x0364;cke &#x017F;innlich anzunehmen, und &#x017F;ie, wo nicht in be-<lb/>
&#x017F;ondern Fa&#x0364;llen natu&#x0364;rliche Hinderni&#x017F;&#x017F;e vorhanden &#x017F;ind, auf<lb/>
andre Zweige oder Nerven, es &#x017F;ey durch die Knoten und<lb/>
Scheidepunkte und Verwickelungen, oder durchs Gehirn,<lb/>
vermittel&#x017F;t der Vor&#x017F;tellungen, fortzupflanzen. §. 31. 32.<lb/>
121. Wenn aber die Wirkung einer thieri&#x017F;chen Kraft in<lb/>
die&#x017F;em Sy&#x017F;tem thieri&#x017F;cher Ma&#x017F;chinen &#x017F;ich eine andre &#x017F;ubor-<lb/>
diniren &#x017F;oll, &#x017F;o muß die er&#x017F;te entweder in dem&#x017F;elben Theile<lb/>
des Sy&#x017F;tems eine andre thieri&#x017F;che Kraft, z. E. ein a&#x0364;uße-<lb/>
rer &#x017F;innlicher Eindruck in eben dem Nerven einen innern,<lb/>
ein innerer hingegen einen a&#x0364;ußern; oder irgend eine thieri-<lb/>
&#x017F;che Kraft in einem andern Theile, z. E. ein a&#x0364;ußerer &#x017F;inn-<lb/>
licher Eindruck in einem Nerven einen innern oder a&#x0364;ußern<lb/>
in einem Nebenzweige oder andern Nerven, oder ein inne-<lb/>
rer in jenem, einen innern oder a&#x0364;ußern in die&#x017F;en erregen;<lb/>
und wenn &#x017F;olches vermo&#x0364;ge der Strucktur der thieri&#x017F;chen<lb/>
Ma&#x017F;chinen und ihres ganzen Sy&#x017F;tems, aus Mangel natu&#x0364;r-<lb/>
licher Hinderni&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;o erfolgen muß, &#x017F;o &#x017F;ind die&#x017F;e wirkenden<lb/>
Kra&#x0364;fte &#x017F;ich einander natu&#x0364;rlich &#x017F;ubordiniret. §. 666.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 672.</head><lb/>
            <p>Die&#x017F;e natu&#x0364;rliche Subordination der thieri&#x017F;chen Kra&#x0364;fte<lb/>
kann al&#x017F;o nicht in allen und jeden Punkten oder Stellen des<lb/>
Sy&#x017F;tems thieri&#x017F;cher Ma&#x017F;chinen erfolgen; §. 671. &#x017F;ondern<lb/>
es mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, wie &#x017F;olches auch die Erfahrung bewei&#x017F;et, nur<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gewi&#x017F;&#x017F;e</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[682/0706] III Th. Natur der Thiere im Ganzen. riſchen Maſchinen, vermoͤge ſeiner Strucktur, §. 661. 663. fuͤr ſich und ſchlechterdings thieriſcher Kraͤfte faͤhig. §. 31. Das Gehirn empfaͤngt an ganz verſchiedenen Or- ten ſeine ſinnlichen Eindruͤcke von den aͤußern, die empfun- den werden, §. 124. und die von den andern Vorſtellun- gen der Seele nicht weniger, wie ſolches die Seelenwirkun- gen verſchiedener Arten von Vorſtellungen in ganz ver- ſchiedenen Theilen des Koͤrpers beweiſen, die aus verſchie- denen Urſpruͤngen der Nerven herruͤhren muͤſſen. §. 130. N. 1. Gleichergeſtalt hat jeder einzelner Nerve, jeder Theil des Nervenſyſtems, die Faͤhigkeit, ſowohl aͤußere als innere Eindruͤcke ſinnlich anzunehmen, und ſie, wo nicht in be- ſondern Faͤllen natuͤrliche Hinderniſſe vorhanden ſind, auf andre Zweige oder Nerven, es ſey durch die Knoten und Scheidepunkte und Verwickelungen, oder durchs Gehirn, vermittelſt der Vorſtellungen, fortzupflanzen. §. 31. 32. 121. Wenn aber die Wirkung einer thieriſchen Kraft in dieſem Syſtem thieriſcher Maſchinen ſich eine andre ſubor- diniren ſoll, ſo muß die erſte entweder in demſelben Theile des Syſtems eine andre thieriſche Kraft, z. E. ein aͤuße- rer ſinnlicher Eindruck in eben dem Nerven einen innern, ein innerer hingegen einen aͤußern; oder irgend eine thieri- ſche Kraft in einem andern Theile, z. E. ein aͤußerer ſinn- licher Eindruck in einem Nerven einen innern oder aͤußern in einem Nebenzweige oder andern Nerven, oder ein inne- rer in jenem, einen innern oder aͤußern in dieſen erregen; und wenn ſolches vermoͤge der Strucktur der thieriſchen Maſchinen und ihres ganzen Syſtems, aus Mangel natuͤr- licher Hinderniſſe, ſo erfolgen muß, ſo ſind dieſe wirkenden Kraͤfte ſich einander natuͤrlich ſubordiniret. §. 666. §. 672. Dieſe natuͤrliche Subordination der thieriſchen Kraͤfte kann alſo nicht in allen und jeden Punkten oder Stellen des Syſtems thieriſcher Maſchinen erfolgen; §. 671. ſondern es muͤſſen, wie ſolches auch die Erfahrung beweiſet, nur gewiſſe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/706
Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 682. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/706>, abgerufen am 25.11.2024.