Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite
III Th. Natur der Thiere im Ganzen.
ten Bedingungen allein ein. §. 694. Was also von
einer Absonderung oder Scheidung der Seele, es sey
beym Sterben, oder in einer Entzückung, gesagt wird,
da die Seele ihren gesunden Körper entseelt, obgleich
noch belebt zurücklassen sollte, kann nur in so fern für
natürlich möglich gehalten werden, als bey übriger Ge-
sundheit des Körpers die thierischen Seelenkräfte des Ge-
hirns durch eine verborgene Ursache §. 719. in ihrer
natürlichen Verrichtung eine Zeitlang gänzlich gehindert
seyn können. §. 718.
§. 721.

Die Entseelung muß durch alle mögliche Ar-
ten des gänzlichen thierischen Todes natürlich noth-
wendig erfolgen,
weil dieser jene in sich faßt. §. 708.
Also muß sie erfolgen:

1. durch alles, was die natürliche thierische Bewe-
gung des Herzens gänzlich aufhebt und dadurch die thie-
rischen Seelenkräfte gänzlich hindert, und sobald der
Stillstand des Herzens diese Hinderniß der thierischen
Seelenkräfte vollkommen bewerkstelliget hat, ist das Thier
durch den gänzlichen thierischen Tod entseelt. §. 711.
718. So lange demnach der Stillstand des Herzens
diese Wirkung ins Gehirn noch nicht vollbracht hat, wo-
durch alle und jede Verrichtung seiner thierischen See-
lenkraft völlig aufgehoben wird, ist das Thier weder
gänzlich thierisch todt, §. 711. noch entseelt; §. 718.
und da es uns unbekannt ist, auf welche Weise die thie-
rischen Seelenkräfte gänzlich gehindert werden, und da
oft sehr wichtig scheinende Hindernisse im Gehirne solches
nicht, oft hingegen ganz geringscheinende es plötzlich
thun; §. 719. so kann zuweilen ein schneller Still-
stand des Herzens ein Thier augenblicklich entseelen, und
oft kann ein langer und gänzlicher Stillstand desselben
weder das blos thierische Leben ganz endigen, §. 711.
noch
III Th. Natur der Thiere im Ganzen.
ten Bedingungen allein ein. §. 694. Was alſo von
einer Abſonderung oder Scheidung der Seele, es ſey
beym Sterben, oder in einer Entzuͤckung, geſagt wird,
da die Seele ihren geſunden Koͤrper entſeelt, obgleich
noch belebt zuruͤcklaſſen ſollte, kann nur in ſo fern fuͤr
natuͤrlich moͤglich gehalten werden, als bey uͤbriger Ge-
ſundheit des Koͤrpers die thieriſchen Seelenkraͤfte des Ge-
hirns durch eine verborgene Urſache §. 719. in ihrer
natuͤrlichen Verrichtung eine Zeitlang gaͤnzlich gehindert
ſeyn koͤnnen. §. 718.
§. 721.

Die Entſeelung muß durch alle moͤgliche Ar-
ten des gaͤnzlichen thieriſchen Todes natuͤrlich noth-
wendig erfolgen,
weil dieſer jene in ſich faßt. §. 708.
Alſo muß ſie erfolgen:

1. durch alles, was die natuͤrliche thieriſche Bewe-
gung des Herzens gaͤnzlich aufhebt und dadurch die thie-
riſchen Seelenkraͤfte gaͤnzlich hindert, und ſobald der
Stillſtand des Herzens dieſe Hinderniß der thieriſchen
Seelenkraͤfte vollkommen bewerkſtelliget hat, iſt das Thier
durch den gaͤnzlichen thieriſchen Tod entſeelt. §. 711.
718. So lange demnach der Stillſtand des Herzens
dieſe Wirkung ins Gehirn noch nicht vollbracht hat, wo-
durch alle und jede Verrichtung ſeiner thieriſchen See-
lenkraft voͤllig aufgehoben wird, iſt das Thier weder
gaͤnzlich thieriſch todt, §. 711. noch entſeelt; §. 718.
und da es uns unbekannt iſt, auf welche Weiſe die thie-
riſchen Seelenkraͤfte gaͤnzlich gehindert werden, und da
oft ſehr wichtig ſcheinende Hinderniſſe im Gehirne ſolches
nicht, oft hingegen ganz geringſcheinende es ploͤtzlich
thun; §. 719. ſo kann zuweilen ein ſchneller Still-
ſtand des Herzens ein Thier augenblicklich entſeelen, und
oft kann ein langer und gaͤnzlicher Stillſtand deſſelben
weder das blos thieriſche Leben ganz endigen, §. 711.
noch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <list>
              <item><pb facs="#f0750" n="726"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III</hi> Th. Natur der Thiere im Ganzen.</hi></fw><lb/>
ten Bedingungen allein ein. §. 694. Was al&#x017F;o von<lb/>
einer Ab&#x017F;onderung oder Scheidung der Seele, es &#x017F;ey<lb/>
beym Sterben, oder in einer Entzu&#x0364;ckung, ge&#x017F;agt wird,<lb/>
da die Seele ihren ge&#x017F;unden Ko&#x0364;rper ent&#x017F;eelt, obgleich<lb/>
noch belebt zuru&#x0364;ckla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ollte, kann nur in &#x017F;o fern fu&#x0364;r<lb/>
natu&#x0364;rlich mo&#x0364;glich gehalten werden, als bey u&#x0364;briger Ge-<lb/>
&#x017F;undheit des Ko&#x0364;rpers die thieri&#x017F;chen Seelenkra&#x0364;fte des Ge-<lb/>
hirns durch eine verborgene Ur&#x017F;ache §. 719. in ihrer<lb/>
natu&#x0364;rlichen Verrichtung eine Zeitlang ga&#x0364;nzlich gehindert<lb/>
&#x017F;eyn ko&#x0364;nnen. §. 718.</item>
            </list>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 721.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Die Ent&#x017F;eelung muß durch alle mo&#x0364;gliche Ar-<lb/>
ten des ga&#x0364;nzlichen thieri&#x017F;chen Todes natu&#x0364;rlich noth-<lb/>
wendig erfolgen,</hi> weil die&#x017F;er jene in &#x017F;ich faßt. §. 708.<lb/>
Al&#x017F;o muß &#x017F;ie erfolgen:</p><lb/>
            <list>
              <item>1. durch alles, was die natu&#x0364;rliche thieri&#x017F;che Bewe-<lb/>
gung des Herzens ga&#x0364;nzlich aufhebt und dadurch die thie-<lb/>
ri&#x017F;chen Seelenkra&#x0364;fte ga&#x0364;nzlich hindert, und &#x017F;obald der<lb/>
Still&#x017F;tand des Herzens die&#x017F;e Hinderniß der thieri&#x017F;chen<lb/>
Seelenkra&#x0364;fte vollkommen bewerk&#x017F;telliget hat, i&#x017F;t das Thier<lb/>
durch den ga&#x0364;nzlichen thieri&#x017F;chen Tod ent&#x017F;eelt. §. 711.<lb/>
718. So lange demnach der Still&#x017F;tand des Herzens<lb/>
die&#x017F;e Wirkung ins Gehirn noch nicht vollbracht hat, wo-<lb/>
durch alle und jede Verrichtung &#x017F;einer thieri&#x017F;chen See-<lb/>
lenkraft vo&#x0364;llig aufgehoben wird, i&#x017F;t das Thier weder<lb/>
ga&#x0364;nzlich thieri&#x017F;ch todt, §. 711. noch ent&#x017F;eelt; §. 718.<lb/>
und da es uns unbekannt i&#x017F;t, auf welche Wei&#x017F;e die thie-<lb/>
ri&#x017F;chen Seelenkra&#x0364;fte ga&#x0364;nzlich gehindert werden, und da<lb/>
oft &#x017F;ehr wichtig &#x017F;cheinende Hinderni&#x017F;&#x017F;e im Gehirne &#x017F;olches<lb/>
nicht, oft hingegen ganz gering&#x017F;cheinende es plo&#x0364;tzlich<lb/>
thun; §. 719. &#x017F;o kann zuweilen ein &#x017F;chneller Still-<lb/>
&#x017F;tand des Herzens ein Thier augenblicklich ent&#x017F;eelen, und<lb/>
oft kann ein langer und ga&#x0364;nzlicher Still&#x017F;tand de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
weder das blos thieri&#x017F;che Leben ganz endigen, §. 711.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">noch</fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[726/0750] III Th. Natur der Thiere im Ganzen. ten Bedingungen allein ein. §. 694. Was alſo von einer Abſonderung oder Scheidung der Seele, es ſey beym Sterben, oder in einer Entzuͤckung, geſagt wird, da die Seele ihren geſunden Koͤrper entſeelt, obgleich noch belebt zuruͤcklaſſen ſollte, kann nur in ſo fern fuͤr natuͤrlich moͤglich gehalten werden, als bey uͤbriger Ge- ſundheit des Koͤrpers die thieriſchen Seelenkraͤfte des Ge- hirns durch eine verborgene Urſache §. 719. in ihrer natuͤrlichen Verrichtung eine Zeitlang gaͤnzlich gehindert ſeyn koͤnnen. §. 718. §. 721. Die Entſeelung muß durch alle moͤgliche Ar- ten des gaͤnzlichen thieriſchen Todes natuͤrlich noth- wendig erfolgen, weil dieſer jene in ſich faßt. §. 708. Alſo muß ſie erfolgen: 1. durch alles, was die natuͤrliche thieriſche Bewe- gung des Herzens gaͤnzlich aufhebt und dadurch die thie- riſchen Seelenkraͤfte gaͤnzlich hindert, und ſobald der Stillſtand des Herzens dieſe Hinderniß der thieriſchen Seelenkraͤfte vollkommen bewerkſtelliget hat, iſt das Thier durch den gaͤnzlichen thieriſchen Tod entſeelt. §. 711. 718. So lange demnach der Stillſtand des Herzens dieſe Wirkung ins Gehirn noch nicht vollbracht hat, wo- durch alle und jede Verrichtung ſeiner thieriſchen See- lenkraft voͤllig aufgehoben wird, iſt das Thier weder gaͤnzlich thieriſch todt, §. 711. noch entſeelt; §. 718. und da es uns unbekannt iſt, auf welche Weiſe die thie- riſchen Seelenkraͤfte gaͤnzlich gehindert werden, und da oft ſehr wichtig ſcheinende Hinderniſſe im Gehirne ſolches nicht, oft hingegen ganz geringſcheinende es ploͤtzlich thun; §. 719. ſo kann zuweilen ein ſchneller Still- ſtand des Herzens ein Thier augenblicklich entſeelen, und oft kann ein langer und gaͤnzlicher Stillſtand deſſelben weder das blos thieriſche Leben ganz endigen, §. 711. noch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/750
Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 726. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/750>, abgerufen am 22.11.2024.