Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746.Vorrede. natürlichen Vernunft, um der Seleeinen würdigen Zunahmen beyzulegen. Was hat es vor Satyren, was vor Wiederlegungen, was vor Beantwor- tungen und Erklärungen hat es nicht gekostet, um einige Leute zu überreden, daß die Sele ein Geist sey, andern zu versichern, sie sey eine Materie, noch andern die Eigenschaften einer Monade an ihr zu rühmen, und denen letztern ein, ich weiß nicht was vor ein Wesen von ihr zu bestimmen, indem man ihr einen griechischen Nahmen gegeben. Dieses ist noch lange nicht alles. Ei- nige welchen die Schwächlichkeit ihrer Sele nicht unbekand war, setzten ihr einige Bediente bey, um ihre Regie- rungssorgen mit ihnen theilen zu kön- nen. Und was ist endlich viel davon zu sagen? Wir wissen, daß es noch heut zu Tage Dualisten, Jnfluxioni- sten, Materialisten und dergleichen Selenkenner mehr gebe, welche sich noch ietzo in denen Haren liegen, und deren Streit wol in den nächsten zehen Jahren nicht beygelegt werden dürfte. Man
Vorrede. natuͤrlichen Vernunft, um der Seleeinen wuͤrdigen Zunahmen beyzulegen. Was hat es vor Satyren, was vor Wiederlegungen, was vor Beantwor- tungen und Erklaͤrungen hat es nicht gekoſtet, um einige Leute zu uͤberreden, daß die Sele ein Geiſt ſey, andern zu verſichern, ſie ſey eine Materie, noch andern die Eigenſchaften einer Monade an ihr zu ruͤhmen, und denen letztern ein, ich weiß nicht was vor ein Weſen von ihr zu beſtimmen, indem man ihr einen griechiſchen Nahmen gegeben. Dieſes iſt noch lange nicht alles. Ei- nige welchen die Schwaͤchlichkeit ihrer Sele nicht unbekand war, ſetzten ihr einige Bediente bey, um ihre Regie- rungsſorgen mit ihnen theilen zu koͤn- nen. Und was iſt endlich viel davon zu ſagen? Wir wiſſen, daß es noch heut zu Tage Dualiſten, Jnfluxioni- ſten, Materialiſten und dergleichen Selenkenner mehr gebe, welche ſich noch ietzo in denen Haren liegen, und deren Streit wol in den naͤchſten zehen Jahren nicht beygelegt werden duͤrfte. Man
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Vorrede.
natuͤrlichen Vernunft, um der Sele
einen wuͤrdigen Zunahmen beyzulegen.
Was hat es vor Satyren, was vor
Wiederlegungen, was vor Beantwor-
tungen und Erklaͤrungen hat es nicht
gekoſtet, um einige Leute zu uͤberreden,
daß die Sele ein Geiſt ſey, andern zu
verſichern, ſie ſey eine Materie, noch
andern die Eigenſchaften einer Monade
an ihr zu ruͤhmen, und denen letztern
ein, ich weiß nicht was vor ein Weſen
von ihr zu beſtimmen, indem man ihr
einen griechiſchen Nahmen gegeben.
Dieſes iſt noch lange nicht alles. Ei-
nige welchen die Schwaͤchlichkeit ihrer
Sele nicht unbekand war, ſetzten ihr
einige Bediente bey, um ihre Regie-
rungsſorgen mit ihnen theilen zu koͤn-
nen. Und was iſt endlich viel davon
zu ſagen? Wir wiſſen, daß es noch
heut zu Tage Dualiſten, Jnfluxioni-
ſten, Materialiſten und dergleichen
Selenkenner mehr gebe, welche ſich
noch ietzo in denen Haren liegen, und
deren Streit wol in den naͤchſten zehen
Jahren nicht beygelegt werden duͤrfte.
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Zitationshilfe: | Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/16>, abgerufen am 16.07.2024. |