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Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746.

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Vorrede.
Man darf sich aber über diese Uneinig-
keit nicht wundern. Die kriegerischen
Zeiten in der Selenlehre haben gewisse
Ansprüche auf den Character eines
wahrhaften Philosophen zum Grunde,
welche sich kein Gelehrter wird aus
den Händen winden lassen. Man
weiß, daß ein ächter philosophischer
Kopf diesen Nahmen nicht verdienen
würde, so bald er etwas glaubte, das
er sähe und so lange er sich nicht bemü-
hete, dasienige zu errathen, was seinen
Augen verborgen ist. Der Character
eines Weltweisen ist viel zu reizend,
als daß man sich überreden solte, von
diesem Gesetze abzuweichen. Daher
wird man finden, daß die meisten Phi-
losophen einen Eckel an der Artzney-
wissenschaft und Naturlehre haben.
Wer kan ihnen auch dieses alles ver-
dencken. Die niederträchtigen Be-
schäftigungen der Artzneyverständigen
und Naturforscher, zweyer Arten von
Leuten, welche nur ihren Fleiß auf die
Untersuchung derer Körper, solcher
Dinge wenden, welche sie sehen kön-

nen,

Vorrede.
Man darf ſich aber uͤber dieſe Uneinig-
keit nicht wundern. Die kriegeriſchen
Zeiten in der Selenlehre haben gewiſſe
Anſpruͤche auf den Character eines
wahrhaften Philoſophen zum Grunde,
welche ſich kein Gelehrter wird aus
den Haͤnden winden laſſen. Man
weiß, daß ein aͤchter philoſophiſcher
Kopf dieſen Nahmen nicht verdienen
wuͤrde, ſo bald er etwas glaubte, das
er ſaͤhe und ſo lange er ſich nicht bemuͤ-
hete, dasienige zu errathen, was ſeinen
Augen verborgen iſt. Der Character
eines Weltweiſen iſt viel zu reizend,
als daß man ſich uͤberreden ſolte, von
dieſem Geſetze abzuweichen. Daher
wird man finden, daß die meiſten Phi-
loſophen einen Eckel an der Artzney-
wiſſenſchaft und Naturlehre haben.
Wer kan ihnen auch dieſes alles ver-
dencken. Die niedertraͤchtigen Be-
ſchaͤftigungen der Artzneyverſtaͤndigen
und Naturforſcher, zweyer Arten von
Leuten, welche nur ihren Fleiß auf die
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[0017] Vorrede. Man darf ſich aber uͤber dieſe Uneinig- keit nicht wundern. Die kriegeriſchen Zeiten in der Selenlehre haben gewiſſe Anſpruͤche auf den Character eines wahrhaften Philoſophen zum Grunde, welche ſich kein Gelehrter wird aus den Haͤnden winden laſſen. Man weiß, daß ein aͤchter philoſophiſcher Kopf dieſen Nahmen nicht verdienen wuͤrde, ſo bald er etwas glaubte, das er ſaͤhe und ſo lange er ſich nicht bemuͤ- hete, dasienige zu errathen, was ſeinen Augen verborgen iſt. Der Character eines Weltweiſen iſt viel zu reizend, als daß man ſich uͤberreden ſolte, von dieſem Geſetze abzuweichen. Daher wird man finden, daß die meiſten Phi- loſophen einen Eckel an der Artzney- wiſſenſchaft und Naturlehre haben. Wer kan ihnen auch dieſes alles ver- dencken. Die niedertraͤchtigen Be- ſchaͤftigungen der Artzneyverſtaͤndigen und Naturforſcher, zweyer Arten von Leuten, welche nur ihren Fleiß auf die Unterſuchung derer Koͤrper, ſolcher Dinge wenden, welche ſie ſehen koͤn- nen,

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/17>, abgerufen am 21.11.2024.