Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746.nung derer Egoisten die allerlächerlichste. Ein man
nung derer Egoiſten die allerlaͤcherlichſte. Ein man
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0038" n="8"/> nung derer Egoiſten die allerlaͤcherlichſte. Ein<lb/><hi rendition="#fr">Egoiſt</hi> glaubt nicht allein, daß ſein Koͤrper<lb/> nicht wuͤrcklich ſey; ſondern er laͤugnet auch,<lb/> auſſer dem Daſeyn aller uͤbrigen Koͤrper in der<lb/> Welt, die andern Geſchoͤpfe, welche man Gei-<lb/> ſter nennet, und behauptet, daß dieſes nur<lb/> Vorſtellungen in ſeiner Sele waͤren, von wel-<lb/> chen allem aber nichts wuͤrcklich da ſey, als er,<lb/> das iſt, ſeine vornehme Sele, allein. Alles<lb/> andre aber, was er empfindet ſind nur Vor-<lb/> ſtellungen in ihm, welche verurſachen, daß in<lb/> der Welt nichts waͤre, wenn er nicht waͤre. Es<lb/> iſt ſchade, daß es dieſer Herren viele gegeben:<lb/> denn eben um deßwillen machen ſie ſich am mei-<lb/> ſten laͤcherlich. Ein Egoiſt haͤlt immer den<lb/> andern um die Wette vor ein Nichts, und ſol-<lb/> chergeſtalt ſind die Leute, welche vollkommen<lb/> einerley Meinung hegen, die groͤſten Feinde<lb/> gegen einander. Wiederlegte ein Egoiſt den<lb/> andern, ſo muͤſte er ſeine eigene Meinung wie-<lb/> derlegen, und doch wuͤrde er alsdenn behaupten<lb/> koͤnnen, daß er ſeine Gegner vertrieben und<lb/> nur allein da waͤre. Waͤren demnach alle<lb/> Menſchen Egoiſten; ſo wuͤrde ein ieder von ſei-<lb/> ner Wuͤrcklichkeit uͤberzeugt ſeyn. Naͤhme man<lb/> aber die Meinung eines ieden, welche er von<lb/> ſeinem Nachbar hat, zuſammen; ſo bliebe ge-<lb/> rade gar nichts uͤbrig, das wuͤrcklich waͤre. Al-<lb/> le dieſe Creaturen ſind Bilder, und ein iedes<lb/> dieſer Bilder iſt auch zugleich das Urbild ſelbſt.<lb/> Bey alledem iſt es doch etwas artiges, daß<lb/> <fw place="bottom" type="catch">man</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [8/0038]
nung derer Egoiſten die allerlaͤcherlichſte. Ein
Egoiſt glaubt nicht allein, daß ſein Koͤrper
nicht wuͤrcklich ſey; ſondern er laͤugnet auch,
auſſer dem Daſeyn aller uͤbrigen Koͤrper in der
Welt, die andern Geſchoͤpfe, welche man Gei-
ſter nennet, und behauptet, daß dieſes nur
Vorſtellungen in ſeiner Sele waͤren, von wel-
chen allem aber nichts wuͤrcklich da ſey, als er,
das iſt, ſeine vornehme Sele, allein. Alles
andre aber, was er empfindet ſind nur Vor-
ſtellungen in ihm, welche verurſachen, daß in
der Welt nichts waͤre, wenn er nicht waͤre. Es
iſt ſchade, daß es dieſer Herren viele gegeben:
denn eben um deßwillen machen ſie ſich am mei-
ſten laͤcherlich. Ein Egoiſt haͤlt immer den
andern um die Wette vor ein Nichts, und ſol-
chergeſtalt ſind die Leute, welche vollkommen
einerley Meinung hegen, die groͤſten Feinde
gegen einander. Wiederlegte ein Egoiſt den
andern, ſo muͤſte er ſeine eigene Meinung wie-
derlegen, und doch wuͤrde er alsdenn behaupten
koͤnnen, daß er ſeine Gegner vertrieben und
nur allein da waͤre. Waͤren demnach alle
Menſchen Egoiſten; ſo wuͤrde ein ieder von ſei-
ner Wuͤrcklichkeit uͤberzeugt ſeyn. Naͤhme man
aber die Meinung eines ieden, welche er von
ſeinem Nachbar hat, zuſammen; ſo bliebe ge-
rade gar nichts uͤbrig, das wuͤrcklich waͤre. Al-
le dieſe Creaturen ſind Bilder, und ein iedes
dieſer Bilder iſt auch zugleich das Urbild ſelbſt.
Bey alledem iſt es doch etwas artiges, daß
man
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