Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746.man diese Leute nicht wiederlegen kan. Man Jch habe wenig und doch Alles. Kein Mensch kan ihm die Herrschaft über die denen C 2
man dieſe Leute nicht wiederlegen kan. Man Jch habe wenig und doch Alles. Kein Menſch kan ihm die Herrſchaft uͤber die denen C 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0039" n="9"/> man dieſe Leute nicht wiederlegen kan. Man<lb/> mag ihnen den beſten Beweis von der Unmoͤg-<lb/> lichkeit ihrer Meinung geben; ſo werden ſie<lb/> dadurch doch nicht uͤberzeugt, weil ſie glauben,<lb/> daß dieſes alles nur Vorſtellungen in ihnen<lb/> ſelbſt waͤren, wodurch ſie ſich zu wiederlegen<lb/> ſchienen, da ſie doch dieſes im Ernſte niemals<lb/> willens waͤren. Darum halten ſie ihre Wie-<lb/> derlegungen vor ihre eigenen Traͤume und blei-<lb/> ben indeſſen Beſitzer von ſich ſelbſt. Ein E-<lb/> goiſt muß nach ſeiner Meinung der gluͤckſeligſte<lb/> Menſch von der Welt ſeyn. Er kan mit dem<lb/> groͤſten Recht von ſich ſagen:</p><lb/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Jch habe wenig und doch Alles.</hi> </hi> </p><lb/> <p>Kein Menſch kan ihm die Herrſchaft uͤber die<lb/> gantze Welt ſtreitig machen, allein er iſt dabey<lb/> viel zu beſcheiden, als daß er ſie verlangen ſol-<lb/> te. Er ſiehet gar wohl ein, daß nichts ver-<lb/> nuͤnftiger ſey, als etwas nicht zu begehren, das<lb/> in der That nicht wuͤrcklich vorhanden iſt. Er<lb/> hat es demnach in der Verlaͤugnung der zeit-<lb/> lichen Guͤter ſehr weit gebracht. Wo kan er<lb/> nach Ehrenaͤmtern ſtreben, da er niemand hat,<lb/> dem er gebieten koͤnte? Was ſolte ihn zu wol-<lb/> luͤſtigen Gedancken verleiten, da nichts vorhan-<lb/> den iſt, das ihm entweder dieſelben erregen,<lb/> noch in ihm daͤmpfen und befriedigen koͤnte?<lb/> Und warum ſolte er endlich Schaͤtze ſamlen?<lb/> Er, der weder Geld noch Gut wuͤrcklich be-<lb/> ſitzen kan, noch auch Erben zu verſorgen hat,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">C 2</fw><fw place="bottom" type="catch">denen</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [9/0039]
man dieſe Leute nicht wiederlegen kan. Man
mag ihnen den beſten Beweis von der Unmoͤg-
lichkeit ihrer Meinung geben; ſo werden ſie
dadurch doch nicht uͤberzeugt, weil ſie glauben,
daß dieſes alles nur Vorſtellungen in ihnen
ſelbſt waͤren, wodurch ſie ſich zu wiederlegen
ſchienen, da ſie doch dieſes im Ernſte niemals
willens waͤren. Darum halten ſie ihre Wie-
derlegungen vor ihre eigenen Traͤume und blei-
ben indeſſen Beſitzer von ſich ſelbſt. Ein E-
goiſt muß nach ſeiner Meinung der gluͤckſeligſte
Menſch von der Welt ſeyn. Er kan mit dem
groͤſten Recht von ſich ſagen:
Jch habe wenig und doch Alles.
Kein Menſch kan ihm die Herrſchaft uͤber die
gantze Welt ſtreitig machen, allein er iſt dabey
viel zu beſcheiden, als daß er ſie verlangen ſol-
te. Er ſiehet gar wohl ein, daß nichts ver-
nuͤnftiger ſey, als etwas nicht zu begehren, das
in der That nicht wuͤrcklich vorhanden iſt. Er
hat es demnach in der Verlaͤugnung der zeit-
lichen Guͤter ſehr weit gebracht. Wo kan er
nach Ehrenaͤmtern ſtreben, da er niemand hat,
dem er gebieten koͤnte? Was ſolte ihn zu wol-
luͤſtigen Gedancken verleiten, da nichts vorhan-
den iſt, das ihm entweder dieſelben erregen,
noch in ihm daͤmpfen und befriedigen koͤnte?
Und warum ſolte er endlich Schaͤtze ſamlen?
Er, der weder Geld noch Gut wuͤrcklich be-
ſitzen kan, noch auch Erben zu verſorgen hat,
denen
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