Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746.vorzubringen, die sie hervorbringen kan; so daß
vorzubringen, die ſie hervorbringen kan; ſo daß
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vorzubringen, die ſie hervorbringen kan; ſo
muß auch dieſes von der Sele gelten. Die
Sele hat eine Kraft Vorſtellungen zu wuͤrcken:
und alſo kan ſie ohnmoͤglich aufhoͤren zu den-
cken. Nun ſagen die Materialiſten ſelbſt, daß
ein Nerve geſund ſeyn muͤſſe, wenn er Vor-
ſtellungen wuͤrcken ſoll. Da er aber im Tode
zerſtoͤrt wird; ſo koͤnte er deren keine wuͤrcken,
und ſolchergeſtalt haͤtte alsdenn die Sele eine
Kraft Vorſtellungen zu wuͤrcken, und dieſes
geſchaͤhe doch nicht: welches offenbar unge-
reimt iſt. Man koͤnte zwar einwenden, daß
dieſes nur alsdenn gelte, wenn die Kraft durch
nichts verhindert wuͤrde, ihre Wuͤrckungen zu
aͤuſſern. Allein, wie, wenn ich beweiſe, daß
ſich auch dieſes oͤfters alſo befindet, und dennoch
keine Vorſtellungen zugegen ſind? Setzet ein
Menſch ſey vollkommen geſund, und habe in
der Nacht das Ungluͤck, in ein Waſſer zu fal-
len, und darin zu erſticken. Geſchicht bey die-
ſer Art des Todes wol denen Nerven ein Scha-
den? Jch kan dieſes nicht einſehen. Solcher-
geſtalt beſinden ſich die Nerven bey einen ſol-
chen todten Menſchen, ehe er anfaͤngt zu ver-
weſen, in eben den Umſtaͤnden, worin ſie ſich
bey ſeinen Lebzeiten befunden. Woher ſolte
alſo wol die Kraft der Nerven, Vorſtellungen
hervorzubringen, verhindert werden? Nichts
deſtoweniger wird kein vernuͤnftiger Menſch
behaupten koͤnnen, daß ein Ertrunckener den-
cke. Jnzwiſchen iſt dieſes nicht zu laͤugnen,
daß
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