Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746.anhängen, heissen Occasionalisten, und des errei-
anhaͤngen, heiſſen Occaſionaliſten, und des errei-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0049" n="19"/> anhaͤngen, heiſſen <hi rendition="#fr">Occaſionaliſten,</hi> und <hi rendition="#fr">des<lb/> Cartes</hi> iſt der Erfinder derſelben Lehre. Jch<lb/> wolte wol ſagen, daß mir dieſe Meinung ge-<lb/> fiele; allein ich habe zweyerley Bedencken da-<lb/> bey, welche man mir erſt aus dem Wege raͤu-<lb/> men muͤſte. Einmal wolte ich mir gerne einen<lb/> Begrif davon machen koͤnnen, was es mit<lb/> der Wuͤrckung der Sele in dem Koͤrper vor<lb/> eine Beſchaffenheit habe. Allein, wenn ich<lb/> lange weiß, daß GOtt den Nervenſaft nach<lb/> unſern Vorſtellungen veraͤndere; ſo begreife<lb/> ich dadurch doch noch nichts von dem, was ich<lb/> wiſſen wolte. Hernach ſo halte ich, auſſerdem<lb/> daß dieſer gantze Satz eine unerwieſene Hypo-<lb/> theſe iſt, davor, daß GOtt wol maͤchtig und<lb/> faͤhig genug geweſen ſey, den Menſchen ſchon<lb/> vom Anfange alſo einzurichten, daß er nicht<lb/> noͤthig habe, in einen ieden Menſchen bloß des-<lb/> halb unmittelbar zu wircken, damit die Veraͤn-<lb/> derungen der Sele und des Koͤrpers in einer<lb/> beſtaͤndigen Verhaͤltniß erhalten werden moͤch-<lb/> te. Ja es ſcheint mir auch, daß man bey<lb/> Beurtheilung einer Urſache mehr auf die naͤhe-<lb/> ren als die entfernteſten gehen muͤſſe. Wenn<lb/> man demnach gleich zugeben muß, daß GOtt<lb/> wie von allen, alſo auch von dieſer Veraͤnde-<lb/> rung unſers Koͤrpers in ſo weit eine Urſach ſey,<lb/> daß derſelbe urſpruͤnglich von ihm abſtammet:<lb/> ſo waͤre es doch, bey Erklaͤrung dieſer Frage<lb/> noͤthig geweſen, die Mittel zu beſtimmen, deren<lb/> ſich GOtt bedienet, um dieſen Endzweck zu<lb/> <fw place="bottom" type="catch">errei-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [19/0049]
anhaͤngen, heiſſen Occaſionaliſten, und des
Cartes iſt der Erfinder derſelben Lehre. Jch
wolte wol ſagen, daß mir dieſe Meinung ge-
fiele; allein ich habe zweyerley Bedencken da-
bey, welche man mir erſt aus dem Wege raͤu-
men muͤſte. Einmal wolte ich mir gerne einen
Begrif davon machen koͤnnen, was es mit
der Wuͤrckung der Sele in dem Koͤrper vor
eine Beſchaffenheit habe. Allein, wenn ich
lange weiß, daß GOtt den Nervenſaft nach
unſern Vorſtellungen veraͤndere; ſo begreife
ich dadurch doch noch nichts von dem, was ich
wiſſen wolte. Hernach ſo halte ich, auſſerdem
daß dieſer gantze Satz eine unerwieſene Hypo-
theſe iſt, davor, daß GOtt wol maͤchtig und
faͤhig genug geweſen ſey, den Menſchen ſchon
vom Anfange alſo einzurichten, daß er nicht
noͤthig habe, in einen ieden Menſchen bloß des-
halb unmittelbar zu wircken, damit die Veraͤn-
derungen der Sele und des Koͤrpers in einer
beſtaͤndigen Verhaͤltniß erhalten werden moͤch-
te. Ja es ſcheint mir auch, daß man bey
Beurtheilung einer Urſache mehr auf die naͤhe-
ren als die entfernteſten gehen muͤſſe. Wenn
man demnach gleich zugeben muß, daß GOtt
wie von allen, alſo auch von dieſer Veraͤnde-
rung unſers Koͤrpers in ſo weit eine Urſach ſey,
daß derſelbe urſpruͤnglich von ihm abſtammet:
ſo waͤre es doch, bey Erklaͤrung dieſer Frage
noͤthig geweſen, die Mittel zu beſtimmen, deren
ſich GOtt bedienet, um dieſen Endzweck zu
errei-
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