Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746.nur durchein: Vielleicht ausdrücken müsse, men- D 2
nur durchein: Vielleicht ausdruͤcken muͤſſe, men- D 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0055" n="25"/> nur durchein: <hi rendition="#fr">Vielleicht</hi> ausdruͤcken muͤſſe,<lb/> wenn man von einer Sache urtheilen will.<lb/> Jch halte davor, daß man von keiner Veraͤn-<lb/> derung ſo behutſam zu urtheilen habe, als von<lb/> denen Veraͤnderungen der Menſchen und Thie-<lb/> re. Das macht, man muß ſich einen Men-<lb/> ſchen allemal von zweyen Seiten vorſtellen, da<lb/> er nicht aus der Sele allein beſtehet; ſondern<lb/> auch noch mit einem Koͤrper begabet iſt. So<lb/> lange man die Artzneywiſſenſchaft nicht um<lb/> Rath fraget, ſo lange kan man ſich von gar<lb/> vielen Dingen uͤberreden. Allein ſo bald man<lb/> nur denen Zergliederern eine zeitlang zugeſehen,<lb/> und denen Lehren von den Veraͤnderungen des<lb/> Menſchen ſo wol bey geſunden als krancken<lb/> Tagen gehoͤrig nachdenckt; ſo kommt man in<lb/> dieſer Sache gar bald auf andre Gedancken.<lb/> Und wenn ich dieſes zum Voraus ſetze, ſo<lb/> ſcheint es daher klar zu ſeyn, warum es unter<lb/> denen Artzneyverſtaͤndigen ſo gar wenig Har-<lb/> moniſten gebe. Sie haben die beſte Gelegen-<lb/> heit, ſich mit denen Veraͤnderungen zu beſchaͤf-<lb/> tigen, die in und an ihnen taͤglich vorgehen.<lb/> Hierdurch werden ſie gar bald uͤberzeugt, daß<lb/> man die groͤſte Urſach habe, von der Meinung<lb/> der Harmoniſten abzugehen, und an ſtatt, daß<lb/> dieſe entweder den Koͤrper hintan ſetzen, wenn<lb/> ſie von der Sele urtheilen, oder die Sele ver-<lb/> geſſen, wenn ſie eine Veraͤnderung des Koͤr-<lb/> pers erklaͤren ſollen, ſie vielmehr einſehen, daß<lb/> es nothwendig ſey, Sele und Koͤrper zuſam-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">D 2</fw><fw place="bottom" type="catch">men-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [25/0055]
nur durchein: Vielleicht ausdruͤcken muͤſſe,
wenn man von einer Sache urtheilen will.
Jch halte davor, daß man von keiner Veraͤn-
derung ſo behutſam zu urtheilen habe, als von
denen Veraͤnderungen der Menſchen und Thie-
re. Das macht, man muß ſich einen Men-
ſchen allemal von zweyen Seiten vorſtellen, da
er nicht aus der Sele allein beſtehet; ſondern
auch noch mit einem Koͤrper begabet iſt. So
lange man die Artzneywiſſenſchaft nicht um
Rath fraget, ſo lange kan man ſich von gar
vielen Dingen uͤberreden. Allein ſo bald man
nur denen Zergliederern eine zeitlang zugeſehen,
und denen Lehren von den Veraͤnderungen des
Menſchen ſo wol bey geſunden als krancken
Tagen gehoͤrig nachdenckt; ſo kommt man in
dieſer Sache gar bald auf andre Gedancken.
Und wenn ich dieſes zum Voraus ſetze, ſo
ſcheint es daher klar zu ſeyn, warum es unter
denen Artzneyverſtaͤndigen ſo gar wenig Har-
moniſten gebe. Sie haben die beſte Gelegen-
heit, ſich mit denen Veraͤnderungen zu beſchaͤf-
tigen, die in und an ihnen taͤglich vorgehen.
Hierdurch werden ſie gar bald uͤberzeugt, daß
man die groͤſte Urſach habe, von der Meinung
der Harmoniſten abzugehen, und an ſtatt, daß
dieſe entweder den Koͤrper hintan ſetzen, wenn
ſie von der Sele urtheilen, oder die Sele ver-
geſſen, wenn ſie eine Veraͤnderung des Koͤr-
pers erklaͤren ſollen, ſie vielmehr einſehen, daß
es nothwendig ſey, Sele und Koͤrper zuſam-
men-
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