wir den Fall setzen, es würde Halle mit einen schwartzen Tuche eingefaßt. Dieses könte wol geschehen. Alsdenn wäre die Abwesenheit der Sonne nicht würcklich, und dennoch wäre es Nacht in Halle. Dieses könte man nun auch mit Leipzig versuchen, da dieses zumal kleiner, als Halle ist, so würde man eben dasselbe be- mercken. Also folgte der Schluß unstreitig: es muß nicht allein die Nachtzeit in Halle nicht die Nachtzeit in Leipzig und umgekehrt wür- cken; sondern die Sonne muß die würckende Ursach von der Dunckelheit in beyden Städten seyn.
§. 23.
Wenn man dasienige, was ich ietzo gesagt habe, recht einsiehet, so kan es so leicht nicht geschehen, daß man sich in Beurtheilung der Ursachen verschiedener Veränderungen, betrie- gen solte. Wir können auf zweyen Wegen zur Erkäntniß derselben gelangen. Einmal, wenn wir uns die Beschaffenheit der Din- ge bekandt machen, und daher schliessen, ob es derselben wiederspreche, daß sie die- se und iene Würckung verrichten solte, oder ob eine solche Würckung vielmehr mit ihrer innern Beschaffen heit überein- komme. Der andre Weg ist der, daß man, wofern die eigentliche Beschaffenheit der Dinge unbekandt seyn solte, dieienigen Regeln anwendet, welche ich ietzo gege- ben, um zu urtheilen, ob einA, Bwürcke,
ob
wir den Fall ſetzen, es wuͤrde Halle mit einen ſchwartzen Tuche eingefaßt. Dieſes koͤnte wol geſchehen. Alsdenn waͤre die Abweſenheit der Sonne nicht wuͤrcklich, und dennoch waͤre es Nacht in Halle. Dieſes koͤnte man nun auch mit Leipzig verſuchen, da dieſes zumal kleiner, als Halle iſt, ſo wuͤrde man eben daſſelbe be- mercken. Alſo folgte der Schluß unſtreitig: es muß nicht allein die Nachtzeit in Halle nicht die Nachtzeit in Leipzig und umgekehrt wuͤr- cken; ſondern die Sonne muß die wuͤrckende Urſach von der Dunckelheit in beyden Staͤdten ſeyn.
§. 23.
Wenn man dasienige, was ich ietzo geſagt habe, recht einſiehet, ſo kan es ſo leicht nicht geſchehen, daß man ſich in Beurtheilung der Urſachen verſchiedener Veraͤnderungen, betrie- gen ſolte. Wir koͤnnen auf zweyen Wegen zur Erkaͤntniß derſelben gelangen. Einmal, wenn wir uns die Beſchaffenheit der Din- ge bekandt machen, und daher ſchlieſſen, ob es derſelben wiederſpreche, daß ſie die- ſe und iene Wuͤrckung verrichten ſolte, oder ob eine ſolche Wuͤrckung vielmehr mit ihrer innern Beſchaffen heit uͤberein- komme. Der andre Weg iſt der, daß man, wofern die eigentliche Beſchaffenheit der Dinge unbekandt ſeyn ſolte, dieienigen Regeln anwendet, welche ich ietzo gege- ben, um zu urtheilen, ob einA, Bwuͤrcke,
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wir den Fall ſetzen, es wuͤrde Halle mit einen
ſchwartzen Tuche eingefaßt. Dieſes koͤnte wol
geſchehen. Alsdenn waͤre die Abweſenheit der
Sonne nicht wuͤrcklich, und dennoch waͤre es
Nacht in Halle. Dieſes koͤnte man nun auch
mit Leipzig verſuchen, da dieſes zumal kleiner,
als Halle iſt, ſo wuͤrde man eben daſſelbe be-
mercken. Alſo folgte der Schluß unſtreitig:
es muß nicht allein die Nachtzeit in Halle nicht
die Nachtzeit in Leipzig und umgekehrt wuͤr-
cken; ſondern die Sonne muß die wuͤrckende
Urſach von der Dunckelheit in beyden Staͤdten
ſeyn.
§. 23.
Wenn man dasienige, was ich ietzo geſagt
habe, recht einſiehet, ſo kan es ſo leicht nicht
geſchehen, daß man ſich in Beurtheilung der
Urſachen verſchiedener Veraͤnderungen, betrie-
gen ſolte. Wir koͤnnen auf zweyen Wegen
zur Erkaͤntniß derſelben gelangen. Einmal,
wenn wir uns die Beſchaffenheit der Din-
ge bekandt machen, und daher ſchlieſſen,
ob es derſelben wiederſpreche, daß ſie die-
ſe und iene Wuͤrckung verrichten ſolte,
oder ob eine ſolche Wuͤrckung vielmehr
mit ihrer innern Beſchaffen heit uͤberein-
komme. Der andre Weg iſt der, daß man,
wofern die eigentliche Beſchaffenheit der
Dinge unbekandt ſeyn ſolte, dieienigen
Regeln anwendet, welche ich ietzo gege-
ben, um zu urtheilen, ob ein A, B wuͤrcke,
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Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/88>, abgerufen am 16.02.2025.
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