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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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positiver Strom durch das Sprechgalvanometer g' der Station B gesandt. Der
erste Strom bewirkte die Ablenkung der Nadel in der gewünschten Richtung, also
die Uebermittlung eines Zeichens, während der zweite, entgegengesetzt gerichtete
Strom die Nadel wieder in ihre Ruhelage zurückführt, das ganze System ent-
ladet und zur Uebermittlung eines zweiten Zeichens vorbereitet. Würde nun die
Taste II der Station A niedergedrückt, so würde dies in analoger Weise zu einem
Ausschlage der Galvanometernadel (der Station B) im entgegengesetzten Sinne
führen und hierauf wieder die Entladung des Systemes eintreten. Die Schrift-
zeichen der zu übermittelnden Depesche werden aus den Ablenkungen der Galvano-
meternadel nach der einen und der entgegengesetzten Richtung in derselben Weise
zusammengesetzt wie bei der gewöhnlichen Morseschrift aus Strich und Punkt. Nach
Absendung jeder Depesche stellt die Sendestation den Stromwender wieder in jene
Lage zurück, in welcher er den Condensator mit dem Sprechgalvanometer ver-
bindet.

Diese Methode der Depeschenübermittlung hat zwei Uebelstände: die Depesche
wird durch die gebende Station nicht aufgezeichnet und die in die Empfangs-
station übermittelten Zeichen sind keine bleibenden. Das Mitsprechen der gebenden
Station erreicht man nun dadurch, daß man besonders construirte Doppeltaster
verwendet, welche nicht nur die vorhin angegebene Stromgebung in das Kabel
ermöglichen, sondern gleichzeitig auch einen Localstrom schließen, durch welchen die
Kabeldepesche in der gebenden Station aufgezeichnet wird.

Die Beseitigung des zweiten Uebelstandes ist auch deshalb wünschenswerth,
weil die ständige Beobachtung des auf der Scala hin- und herwandernden Licht-
bildes sehr ermüdend wirkt. Das automatische Aufzeichnen der in der Empfangs-
station einlangenden Depeschen erreichte man sowohl mit Zuhilfenahme der Photo-
graphie als auch durch Anwendung einer Art höchst empfindlichen Relais. Die
erste Methode beruht darauf, daß man die vom Galvanometerspiegelchen aus-
gesandten Lichtstrahlen auf lichtempfindliches Papier leitet und daselbst durch chemische
Zersetzung bleibende Zeichen hervorruft; die zweite Methode benützt die Strahlen derart,
daß ihre Wärmewirkung ein gegen Temperaturdifferenzen sehr empfindliches In-
strumentchen (ein Radiometer) in Bewegung setzt, welches dann entsprechende
Schlüsse einer Localbatterie herbeiführt und dadurch einen Schreib-Apparat in
Thätigkeit setzt.

Da man mit Spiegelgalvanometern auf den transoceanischen Kabeln nicht mehr er-
reichen konnte als die Uebermittlung von 15 bis 17 Worten per Minute, so greift man in
neuerer Zeit zur Anwendung anderer Apparate. Hierher gehören der Heber-Schreib-
Apparat
von W. Thomson, der Undulator von Lauritzen und der Rußschreiber von
Siemens. Von diesen Apparaten wollen wir den Heber-Schreib-Apparat (oder Siphon-
Recorder
) von Thomson näher betrachten. Eine Darstellung des Gesammt-Apparates giebt
Fig. 795. Die aus einer größeren Anzahl von Stahllamellen zusammengesetzten Schenkel Sch
eines kräftigen Magnetes sind oben mit den Polschuhen N und S versehen; zwischen diesen
schwebt das Drahträhmchen s, welches bei x und y (Fig. 796) an die Leitungen angeschlossen
wird. Um das magnetische Feld, in welchem dieser Drahtrahmen schwebt, zu einem recht
kräftigen zu machen, wird im Innern des Rahmens noch ein Stück weichen Eisens (S N)
angebracht. Die Drahtwindungen hängen an dem Coconfaden a und werden durch die
Coconfäden b b in der Weise in einer bestimmten Ruhelage erhalten, daß diese Fäden an
ihren unteren Enden kleine Gewichtchen g (Fig. 795) tragen. Gelangt nun durch die Leitung
ein Strom in die Drahtwindungen des Rähmchens, so wird dieses in der einen oder anderen
Richtung gedreht, je nachdem der Strom das Rähmchen in der einen oder anderen Richtung
durchfließt. Bei der beträchtlichen Stärke des magnetischen Feldes tritt eine derartige Bewegung
schon bei sehr schwachen Strömen ein. Diese Bewegungen werden durch einen Coconfaden

poſitiver Strom durch das Sprechgalvanometer g' der Station B geſandt. Der
erſte Strom bewirkte die Ablenkung der Nadel in der gewünſchten Richtung, alſo
die Uebermittlung eines Zeichens, während der zweite, entgegengeſetzt gerichtete
Strom die Nadel wieder in ihre Ruhelage zurückführt, das ganze Syſtem ent-
ladet und zur Uebermittlung eines zweiten Zeichens vorbereitet. Würde nun die
Taſte II der Station A niedergedrückt, ſo würde dies in analoger Weiſe zu einem
Ausſchlage der Galvanometernadel (der Station B) im entgegengeſetzten Sinne
führen und hierauf wieder die Entladung des Syſtemes eintreten. Die Schrift-
zeichen der zu übermittelnden Depeſche werden aus den Ablenkungen der Galvano-
meternadel nach der einen und der entgegengeſetzten Richtung in derſelben Weiſe
zuſammengeſetzt wie bei der gewöhnlichen Morſeſchrift aus Strich und Punkt. Nach
Abſendung jeder Depeſche ſtellt die Sendeſtation den Stromwender wieder in jene
Lage zurück, in welcher er den Condenſator mit dem Sprechgalvanometer ver-
bindet.

Dieſe Methode der Depeſchenübermittlung hat zwei Uebelſtände: die Depeſche
wird durch die gebende Station nicht aufgezeichnet und die in die Empfangs-
ſtation übermittelten Zeichen ſind keine bleibenden. Das Mitſprechen der gebenden
Station erreicht man nun dadurch, daß man beſonders conſtruirte Doppeltaſter
verwendet, welche nicht nur die vorhin angegebene Stromgebung in das Kabel
ermöglichen, ſondern gleichzeitig auch einen Localſtrom ſchließen, durch welchen die
Kabeldepeſche in der gebenden Station aufgezeichnet wird.

Die Beſeitigung des zweiten Uebelſtandes iſt auch deshalb wünſchenswerth,
weil die ſtändige Beobachtung des auf der Scala hin- und herwandernden Licht-
bildes ſehr ermüdend wirkt. Das automatiſche Aufzeichnen der in der Empfangs-
ſtation einlangenden Depeſchen erreichte man ſowohl mit Zuhilfenahme der Photo-
graphie als auch durch Anwendung einer Art höchſt empfindlichen Relais. Die
erſte Methode beruht darauf, daß man die vom Galvanometerſpiegelchen aus-
geſandten Lichtſtrahlen auf lichtempfindliches Papier leitet und daſelbſt durch chemiſche
Zerſetzung bleibende Zeichen hervorruft; die zweite Methode benützt die Strahlen derart,
daß ihre Wärmewirkung ein gegen Temperaturdifferenzen ſehr empfindliches In-
ſtrumentchen (ein Radiometer) in Bewegung ſetzt, welches dann entſprechende
Schlüſſe einer Localbatterie herbeiführt und dadurch einen Schreib-Apparat in
Thätigkeit ſetzt.

Da man mit Spiegelgalvanometern auf den transoceaniſchen Kabeln nicht mehr er-
reichen konnte als die Uebermittlung von 15 bis 17 Worten per Minute, ſo greift man in
neuerer Zeit zur Anwendung anderer Apparate. Hierher gehören der Heber-Schreib-
Apparat
von W. Thomſon, der Undulator von Lauritzen und der Rußſchreiber von
Siemens. Von dieſen Apparaten wollen wir den Heber-Schreib-Apparat (oder Siphon-
Recorder
) von Thomſon näher betrachten. Eine Darſtellung des Geſammt-Apparates giebt
Fig. 795. Die aus einer größeren Anzahl von Stahllamellen zuſammengeſetzten Schenkel Sch
eines kräftigen Magnetes ſind oben mit den Polſchuhen N und S verſehen; zwiſchen dieſen
ſchwebt das Drahträhmchen s, welches bei x und y (Fig. 796) an die Leitungen angeſchloſſen
wird. Um das magnetiſche Feld, in welchem dieſer Drahtrahmen ſchwebt, zu einem recht
kräftigen zu machen, wird im Innern des Rahmens noch ein Stück weichen Eiſens (S N)
angebracht. Die Drahtwindungen hängen an dem Coconfaden a und werden durch die
Coconfäden b b in der Weiſe in einer beſtimmten Ruhelage erhalten, daß dieſe Fäden an
ihren unteren Enden kleine Gewichtchen g (Fig. 795) tragen. Gelangt nun durch die Leitung
ein Strom in die Drahtwindungen des Rähmchens, ſo wird dieſes in der einen oder anderen
Richtung gedreht, je nachdem der Strom das Rähmchen in der einen oder anderen Richtung
durchfließt. Bei der beträchtlichen Stärke des magnetiſchen Feldes tritt eine derartige Bewegung
ſchon bei ſehr ſchwachen Strömen ein. Dieſe Bewegungen werden durch einen Coconfaden

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[1045/1059] poſitiver Strom durch das Sprechgalvanometer g' der Station B geſandt. Der erſte Strom bewirkte die Ablenkung der Nadel in der gewünſchten Richtung, alſo die Uebermittlung eines Zeichens, während der zweite, entgegengeſetzt gerichtete Strom die Nadel wieder in ihre Ruhelage zurückführt, das ganze Syſtem ent- ladet und zur Uebermittlung eines zweiten Zeichens vorbereitet. Würde nun die Taſte II der Station A niedergedrückt, ſo würde dies in analoger Weiſe zu einem Ausſchlage der Galvanometernadel (der Station B) im entgegengeſetzten Sinne führen und hierauf wieder die Entladung des Syſtemes eintreten. Die Schrift- zeichen der zu übermittelnden Depeſche werden aus den Ablenkungen der Galvano- meternadel nach der einen und der entgegengeſetzten Richtung in derſelben Weiſe zuſammengeſetzt wie bei der gewöhnlichen Morſeſchrift aus Strich und Punkt. Nach Abſendung jeder Depeſche ſtellt die Sendeſtation den Stromwender wieder in jene Lage zurück, in welcher er den Condenſator mit dem Sprechgalvanometer ver- bindet. Dieſe Methode der Depeſchenübermittlung hat zwei Uebelſtände: die Depeſche wird durch die gebende Station nicht aufgezeichnet und die in die Empfangs- ſtation übermittelten Zeichen ſind keine bleibenden. Das Mitſprechen der gebenden Station erreicht man nun dadurch, daß man beſonders conſtruirte Doppeltaſter verwendet, welche nicht nur die vorhin angegebene Stromgebung in das Kabel ermöglichen, ſondern gleichzeitig auch einen Localſtrom ſchließen, durch welchen die Kabeldepeſche in der gebenden Station aufgezeichnet wird. Die Beſeitigung des zweiten Uebelſtandes iſt auch deshalb wünſchenswerth, weil die ſtändige Beobachtung des auf der Scala hin- und herwandernden Licht- bildes ſehr ermüdend wirkt. Das automatiſche Aufzeichnen der in der Empfangs- ſtation einlangenden Depeſchen erreichte man ſowohl mit Zuhilfenahme der Photo- graphie als auch durch Anwendung einer Art höchſt empfindlichen Relais. Die erſte Methode beruht darauf, daß man die vom Galvanometerſpiegelchen aus- geſandten Lichtſtrahlen auf lichtempfindliches Papier leitet und daſelbſt durch chemiſche Zerſetzung bleibende Zeichen hervorruft; die zweite Methode benützt die Strahlen derart, daß ihre Wärmewirkung ein gegen Temperaturdifferenzen ſehr empfindliches In- ſtrumentchen (ein Radiometer) in Bewegung ſetzt, welches dann entſprechende Schlüſſe einer Localbatterie herbeiführt und dadurch einen Schreib-Apparat in Thätigkeit ſetzt. Da man mit Spiegelgalvanometern auf den transoceaniſchen Kabeln nicht mehr er- reichen konnte als die Uebermittlung von 15 bis 17 Worten per Minute, ſo greift man in neuerer Zeit zur Anwendung anderer Apparate. Hierher gehören der Heber-Schreib- Apparat von W. Thomſon, der Undulator von Lauritzen und der Rußſchreiber von Siemens. Von dieſen Apparaten wollen wir den Heber-Schreib-Apparat (oder Siphon- Recorder) von Thomſon näher betrachten. Eine Darſtellung des Geſammt-Apparates giebt Fig. 795. Die aus einer größeren Anzahl von Stahllamellen zuſammengeſetzten Schenkel Sch eines kräftigen Magnetes ſind oben mit den Polſchuhen N und S verſehen; zwiſchen dieſen ſchwebt das Drahträhmchen s, welches bei x und y (Fig. 796) an die Leitungen angeſchloſſen wird. Um das magnetiſche Feld, in welchem dieſer Drahtrahmen ſchwebt, zu einem recht kräftigen zu machen, wird im Innern des Rahmens noch ein Stück weichen Eiſens (S N) angebracht. Die Drahtwindungen hängen an dem Coconfaden a und werden durch die Coconfäden b b in der Weiſe in einer beſtimmten Ruhelage erhalten, daß dieſe Fäden an ihren unteren Enden kleine Gewichtchen g (Fig. 795) tragen. Gelangt nun durch die Leitung ein Strom in die Drahtwindungen des Rähmchens, ſo wird dieſes in der einen oder anderen Richtung gedreht, je nachdem der Strom das Rähmchen in der einen oder anderen Richtung durchfließt. Bei der beträchtlichen Stärke des magnetiſchen Feldes tritt eine derartige Bewegung ſchon bei ſehr ſchwachen Strömen ein. Dieſe Bewegungen werden durch einen Coconfaden

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 1045. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/1059>, abgerufen am 22.11.2024.