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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Hartgummirohre r r1 umschlossen, welches durch die gußeiserne Muffe h mit der Wagenwand
verbunden wird. Das Ende des Rohres r1 ist durch die Metallhülse M gefaßt, in welche das
cylindrische Hartgummistück H eingesetzt ist. Letzteres trägt die beiden Stahlfedern F F mit
ihren prismatischen Messingstücken m m1, die bei p p1 mit Hartgummiplatten, bei c mit einem
Platincontacte versehen sind. Die Drahtenden des Kabels sind durch die Schrauben s s1 an
den Messingprismen befestigt. Da die beiden Stahlfedern F F die Messingprismen gegen-
einander drücken, geben letztere bei c Contact und verbinden daher beide Leitungsdrähte
untereinander. Wird jedoch eine genau gleich construirte Kluppe eines zweites Wagens
gekreuzt in die erste hineingeschoben, so drücken sich die Messingprismen wechselweise aus-
einander und heben dadurch den Contact bei c auf; hingegen legt sich je ein Messingprisma
der einen Kluppe gegen je ein Messingprisma der andern Kluppe und verbindet dadurch die
Leitungsdrähte zweier Waggons untereinander, während die Hartgummiplatten p p1 den
kurzen Schluß der Leitung hintanhalten. Damit ein solcher auch am letzten Wagen nicht ein-
treten kann, wird bei diesem das Hartgummistück f in die Kluppe geschoben und dadurch ein
Auseinanderhalten der beiden Messingprismen bewirkt. Die Coupes versieht Bechtold nur
mit durch die Zugbegleiter rückstellbaren Tastern, die Bremshütteln mit einfachen Tastern,
wie sie etwa für Haustelegraphen zur Anwendung gelangen. Das Weckersignal ertönt jeder-
zeit, so oft an irgend einer Stelle des Kabels ein kurzer Schluß hergestellt wird, also sowohl
durch Niederdrücken eines Tasters, als auch durch Lösung der Kluppenverbindung im Falle
des Abreißens des Zuges.

Die bisher beschriebenen Signale reichen in der Regel nicht mehr aus, wenn
besonders gefährdete Punkte zu decken sind, wo z. B. das gleichzeitige Eintreffen

[Abbildung] Fig. 824.

Bechtold's Kabelverbindung.

zweier Züge möglich ist, auf Wegübersetzungen, bei Tunnels, beim Einmünden
einer Flügelbahn, auf Bahnkreuzungen u. s. w. In diesen und ähnlichen Fällen
genügt es nicht, die gefährliche Stelle selbst durch Signale zu schützen, da müssen
vielmehr die Signale dem Zuge mehr oder weniger weit entgegengerückt werden,
je nachdem das Gefälle ein stärkeres oder geringeres, die Zugsgeschwindigkeit eine
größere oder kleinere ist u. s. w.; jederzeit müssen aber die betressenden Signale
in einer bestimmten Entfernung von der bezeichneten Stelle entfernt sein und ent-
weder von dieser oder auch von einem andern Punkte aus gestellt werden können.
Derlei Signale faßt man unter der allgemeinen Bezeichnung Distanzsignale
zusammen.

Die Distanzsignale, von welchen man gewöhnlich nur zwei Zeichen, nämlich
"Halt" und "Frei" verlangt, können sowohl optische, als auch acustische sein.
Erstere werden durch Klappscheiben, Wendescheiben oder Semaphore gegeben, deren
Stellung Nachts durch verschiedenfarbiges Licht oder durch entsprechende Beleuchtung
sichtbar gemacht wird; für acustische Signale dienen Läutewerke.

Eines der ältesten und in Oesterreich sehr häufig angewandten optischen
Signale ist das von Schönbach. Der Signalkörper desselben besteht aus einer
radienförmig durchbrochenen Wendescheibe, die auf einer verticalen drei Meter hohen
Axe sitzt; letztere geht durch die Mitte einer vierkantigen Holzpyramide, in welcher

Hartgummirohre r r1 umſchloſſen, welches durch die gußeiſerne Muffe h mit der Wagenwand
verbunden wird. Das Ende des Rohres r1 iſt durch die Metallhülſe M gefaßt, in welche das
cylindriſche Hartgummiſtück H eingeſetzt iſt. Letzteres trägt die beiden Stahlfedern F F mit
ihren prismatiſchen Meſſingſtücken m m1, die bei p p1 mit Hartgummiplatten, bei c mit einem
Platincontacte verſehen ſind. Die Drahtenden des Kabels ſind durch die Schrauben s s1 an
den Meſſingprismen befeſtigt. Da die beiden Stahlfedern F F die Meſſingprismen gegen-
einander drücken, geben letztere bei c Contact und verbinden daher beide Leitungsdrähte
untereinander. Wird jedoch eine genau gleich conſtruirte Kluppe eines zweites Wagens
gekreuzt in die erſte hineingeſchoben, ſo drücken ſich die Meſſingprismen wechſelweiſe aus-
einander und heben dadurch den Contact bei c auf; hingegen legt ſich je ein Meſſingprisma
der einen Kluppe gegen je ein Meſſingprisma der andern Kluppe und verbindet dadurch die
Leitungsdrähte zweier Waggons untereinander, während die Hartgummiplatten p p1 den
kurzen Schluß der Leitung hintanhalten. Damit ein ſolcher auch am letzten Wagen nicht ein-
treten kann, wird bei dieſem das Hartgummiſtück f in die Kluppe geſchoben und dadurch ein
Auseinanderhalten der beiden Meſſingprismen bewirkt. Die Coupès verſieht Bechtold nur
mit durch die Zugbegleiter rückſtellbaren Taſtern, die Bremshütteln mit einfachen Taſtern,
wie ſie etwa für Haustelegraphen zur Anwendung gelangen. Das Weckerſignal ertönt jeder-
zeit, ſo oft an irgend einer Stelle des Kabels ein kurzer Schluß hergeſtellt wird, alſo ſowohl
durch Niederdrücken eines Taſters, als auch durch Löſung der Kluppenverbindung im Falle
des Abreißens des Zuges.

Die bisher beſchriebenen Signale reichen in der Regel nicht mehr aus, wenn
beſonders gefährdete Punkte zu decken ſind, wo z. B. das gleichzeitige Eintreffen

[Abbildung] Fig. 824.

Bechtold’s Kabelverbindung.

zweier Züge möglich iſt, auf Wegüberſetzungen, bei Tunnels, beim Einmünden
einer Flügelbahn, auf Bahnkreuzungen u. ſ. w. In dieſen und ähnlichen Fällen
genügt es nicht, die gefährliche Stelle ſelbſt durch Signale zu ſchützen, da müſſen
vielmehr die Signale dem Zuge mehr oder weniger weit entgegengerückt werden,
je nachdem das Gefälle ein ſtärkeres oder geringeres, die Zugsgeſchwindigkeit eine
größere oder kleinere iſt u. ſ. w.; jederzeit müſſen aber die betreſſenden Signale
in einer beſtimmten Entfernung von der bezeichneten Stelle entfernt ſein und ent-
weder von dieſer oder auch von einem andern Punkte aus geſtellt werden können.
Derlei Signale faßt man unter der allgemeinen Bezeichnung Diſtanzſignale
zuſammen.

Die Diſtanzſignale, von welchen man gewöhnlich nur zwei Zeichen, nämlich
„Halt“ und „Frei“ verlangt, können ſowohl optiſche, als auch acuſtiſche ſein.
Erſtere werden durch Klappſcheiben, Wendeſcheiben oder Semaphore gegeben, deren
Stellung Nachts durch verſchiedenfarbiges Licht oder durch entſprechende Beleuchtung
ſichtbar gemacht wird; für acuſtiſche Signale dienen Läutewerke.

Eines der älteſten und in Oeſterreich ſehr häufig angewandten optiſchen
Signale iſt das von Schönbach. Der Signalkörper desſelben beſteht aus einer
radienförmig durchbrochenen Wendeſcheibe, die auf einer verticalen drei Meter hohen
Axe ſitzt; letztere geht durch die Mitte einer vierkantigen Holzpyramide, in welcher

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[1074/1088] Hartgummirohre r r1 umſchloſſen, welches durch die gußeiſerne Muffe h mit der Wagenwand verbunden wird. Das Ende des Rohres r1 iſt durch die Metallhülſe M gefaßt, in welche das cylindriſche Hartgummiſtück H eingeſetzt iſt. Letzteres trägt die beiden Stahlfedern F F mit ihren prismatiſchen Meſſingſtücken m m1, die bei p p1 mit Hartgummiplatten, bei c mit einem Platincontacte verſehen ſind. Die Drahtenden des Kabels ſind durch die Schrauben s s1 an den Meſſingprismen befeſtigt. Da die beiden Stahlfedern F F die Meſſingprismen gegen- einander drücken, geben letztere bei c Contact und verbinden daher beide Leitungsdrähte untereinander. Wird jedoch eine genau gleich conſtruirte Kluppe eines zweites Wagens gekreuzt in die erſte hineingeſchoben, ſo drücken ſich die Meſſingprismen wechſelweiſe aus- einander und heben dadurch den Contact bei c auf; hingegen legt ſich je ein Meſſingprisma der einen Kluppe gegen je ein Meſſingprisma der andern Kluppe und verbindet dadurch die Leitungsdrähte zweier Waggons untereinander, während die Hartgummiplatten p p1 den kurzen Schluß der Leitung hintanhalten. Damit ein ſolcher auch am letzten Wagen nicht ein- treten kann, wird bei dieſem das Hartgummiſtück f in die Kluppe geſchoben und dadurch ein Auseinanderhalten der beiden Meſſingprismen bewirkt. Die Coupès verſieht Bechtold nur mit durch die Zugbegleiter rückſtellbaren Taſtern, die Bremshütteln mit einfachen Taſtern, wie ſie etwa für Haustelegraphen zur Anwendung gelangen. Das Weckerſignal ertönt jeder- zeit, ſo oft an irgend einer Stelle des Kabels ein kurzer Schluß hergeſtellt wird, alſo ſowohl durch Niederdrücken eines Taſters, als auch durch Löſung der Kluppenverbindung im Falle des Abreißens des Zuges. Die bisher beſchriebenen Signale reichen in der Regel nicht mehr aus, wenn beſonders gefährdete Punkte zu decken ſind, wo z. B. das gleichzeitige Eintreffen [Abbildung Fig. 824. Bechtold’s Kabelverbindung.] zweier Züge möglich iſt, auf Wegüberſetzungen, bei Tunnels, beim Einmünden einer Flügelbahn, auf Bahnkreuzungen u. ſ. w. In dieſen und ähnlichen Fällen genügt es nicht, die gefährliche Stelle ſelbſt durch Signale zu ſchützen, da müſſen vielmehr die Signale dem Zuge mehr oder weniger weit entgegengerückt werden, je nachdem das Gefälle ein ſtärkeres oder geringeres, die Zugsgeſchwindigkeit eine größere oder kleinere iſt u. ſ. w.; jederzeit müſſen aber die betreſſenden Signale in einer beſtimmten Entfernung von der bezeichneten Stelle entfernt ſein und ent- weder von dieſer oder auch von einem andern Punkte aus geſtellt werden können. Derlei Signale faßt man unter der allgemeinen Bezeichnung Diſtanzſignale zuſammen. Die Diſtanzſignale, von welchen man gewöhnlich nur zwei Zeichen, nämlich „Halt“ und „Frei“ verlangt, können ſowohl optiſche, als auch acuſtiſche ſein. Erſtere werden durch Klappſcheiben, Wendeſcheiben oder Semaphore gegeben, deren Stellung Nachts durch verſchiedenfarbiges Licht oder durch entſprechende Beleuchtung ſichtbar gemacht wird; für acuſtiſche Signale dienen Läutewerke. Eines der älteſten und in Oeſterreich ſehr häufig angewandten optiſchen Signale iſt das von Schönbach. Der Signalkörper desſelben beſteht aus einer radienförmig durchbrochenen Wendeſcheibe, die auf einer verticalen drei Meter hohen Axe ſitzt; letztere geht durch die Mitte einer vierkantigen Holzpyramide, in welcher

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 1074. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/1088>, abgerufen am 22.11.2024.