arabisches Gummi bringt und durch entsprechendes Drehen der Flasche ihre ganze Innenfläche, mit Ausnahme des oben freizulassenden Raumes, benetzt. Dann schüttet man Metallpulver hinein, dreht die Flasche neuerdings und läßt den Ueberschuß des Pulvers wieder herausfallen. Die Innenfläche erscheint dann an allen Stellen, welche durch die Gummilösung benetzt wurden, mit dem Metallpulver überzogen. Ist der Ueberzug getrocknet, so verschließt man die Flasche durch einen Korkstöpsel, welchen man in der Mitte durchbohrt hat. In diese Durchbohrung wird dann ein Metalldraht gesteckt, der oben eine Kugel trägt und mit seinem unteren Ende das Metallpulver entweder direct oder durch Vermittlung angeknüpfter Metalllitzen berührt. Der Glasrand ohne Belegung kann ebenfalls mit einer Lösung von Siegellack in starkem Weingeiste überstrichen werden.
[Abbildung]
Fig. 57.Fig. 58.
Kleist'sche oder Leydener Flaschen.
Die Ladung einer Flasche wird gewöhnlich in der Weise bewerkstelligt, daß man sie bei der äußeren Belegung in die Hand nimmt und die Kugel an den Conductor der Elektrisirmaschine anlegt. Die Elektricität des Conductors strömt dann auf die Kugel der Flasche und gelangt durch den die Kugel tragenden Metallstab auf die innere Belegung. Hier wirkt die Elektricität influenzirend auf die äußere Belegung, zieht die Influenz-Elektricität erster Art an und hält sie fest, während die Influenz-Elektricität zweiter Art durch die Hand und den menschlichen Körper in die Erde zurückgestoßen wird. Natürlich kann man auch die äußere Belegung durch einen Draht mit der Erde in leitende Verbindung setzen, statt sie mit der Hand zu halten. In beiden Fällen bildet die innere Belegung die Collector- platte und die äußere die Condensatorplatte. Man sagt, die Flasche ist positiv geladen, wenn man der inneren Belegung positive Elektricität zugeführt hat, wenn also die Kugel der Flasche mit dem positiven Conductor einer Elektrisirmaschine in Verbindung stand. Selbstverständlich kann aber auch der negative Conductor zur Ladung benützt werden; dann ist die Flasche negativ geladen.
arabiſches Gummi bringt und durch entſprechendes Drehen der Flaſche ihre ganze Innenfläche, mit Ausnahme des oben freizulaſſenden Raumes, benetzt. Dann ſchüttet man Metallpulver hinein, dreht die Flaſche neuerdings und läßt den Ueberſchuß des Pulvers wieder herausfallen. Die Innenfläche erſcheint dann an allen Stellen, welche durch die Gummilöſung benetzt wurden, mit dem Metallpulver überzogen. Iſt der Ueberzug getrocknet, ſo verſchließt man die Flaſche durch einen Korkſtöpſel, welchen man in der Mitte durchbohrt hat. In dieſe Durchbohrung wird dann ein Metalldraht geſteckt, der oben eine Kugel trägt und mit ſeinem unteren Ende das Metallpulver entweder direct oder durch Vermittlung angeknüpfter Metalllitzen berührt. Der Glasrand ohne Belegung kann ebenfalls mit einer Löſung von Siegellack in ſtarkem Weingeiſte überſtrichen werden.
[Abbildung]
Fig. 57.Fig. 58.
Kleiſt’ſche oder Leydener Flaſchen.
Die Ladung einer Flaſche wird gewöhnlich in der Weiſe bewerkſtelligt, daß man ſie bei der äußeren Belegung in die Hand nimmt und die Kugel an den Conductor der Elektriſirmaſchine anlegt. Die Elektricität des Conductors ſtrömt dann auf die Kugel der Flaſche und gelangt durch den die Kugel tragenden Metallſtab auf die innere Belegung. Hier wirkt die Elektricität influenzirend auf die äußere Belegung, zieht die Influenz-Elektricität erſter Art an und hält ſie feſt, während die Influenz-Elektricität zweiter Art durch die Hand und den menſchlichen Körper in die Erde zurückgeſtoßen wird. Natürlich kann man auch die äußere Belegung durch einen Draht mit der Erde in leitende Verbindung ſetzen, ſtatt ſie mit der Hand zu halten. In beiden Fällen bildet die innere Belegung die Collector- platte und die äußere die Condenſatorplatte. Man ſagt, die Flaſche iſt poſitiv geladen, wenn man der inneren Belegung poſitive Elektricität zugeführt hat, wenn alſo die Kugel der Flaſche mit dem poſitiven Conductor einer Elektriſirmaſchine in Verbindung ſtand. Selbſtverſtändlich kann aber auch der negative Conductor zur Ladung benützt werden; dann iſt die Flaſche negativ geladen.
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arabiſches Gummi bringt und durch entſprechendes Drehen der Flaſche ihre ganze
Innenfläche, mit Ausnahme des oben freizulaſſenden Raumes, benetzt. Dann
ſchüttet man Metallpulver hinein, dreht die Flaſche neuerdings und läßt den
Ueberſchuß des Pulvers wieder herausfallen. Die Innenfläche erſcheint dann an
allen Stellen, welche durch die Gummilöſung benetzt wurden, mit dem Metallpulver
überzogen. Iſt der Ueberzug getrocknet, ſo verſchließt man die Flaſche durch einen
Korkſtöpſel, welchen man in der Mitte durchbohrt hat. In dieſe Durchbohrung
wird dann ein Metalldraht geſteckt, der oben eine Kugel trägt und mit ſeinem
unteren Ende das Metallpulver entweder direct oder durch Vermittlung angeknüpfter
Metalllitzen berührt. Der Glasrand ohne Belegung kann ebenfalls mit einer Löſung
von Siegellack in ſtarkem Weingeiſte überſtrichen werden.
[Abbildung Fig. 57.Fig. 58.
Kleiſt’ſche oder Leydener Flaſchen.]
Die Ladung einer Flaſche wird gewöhnlich in der Weiſe bewerkſtelligt, daß
man ſie bei der äußeren Belegung in die Hand nimmt und die Kugel an den
Conductor der Elektriſirmaſchine anlegt. Die Elektricität des Conductors ſtrömt
dann auf die Kugel der Flaſche und gelangt durch den die Kugel tragenden
Metallſtab auf die innere Belegung. Hier wirkt die Elektricität influenzirend auf
die äußere Belegung, zieht die Influenz-Elektricität erſter Art an und hält ſie feſt,
während die Influenz-Elektricität zweiter Art durch die Hand und den menſchlichen
Körper in die Erde zurückgeſtoßen wird. Natürlich kann man auch die äußere
Belegung durch einen Draht mit der Erde in leitende Verbindung ſetzen, ſtatt ſie
mit der Hand zu halten. In beiden Fällen bildet die innere Belegung die Collector-
platte und die äußere die Condenſatorplatte. Man ſagt, die Flaſche iſt poſitiv
geladen, wenn man der inneren Belegung poſitive Elektricität zugeführt hat, wenn
alſo die Kugel der Flaſche mit dem poſitiven Conductor einer Elektriſirmaſchine in
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/132>, abgerufen am 23.11.2024.
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