Wheatstone gab nun jeder der isolirten Leitungen L und L1 eine Länge von 402 Meter, so daß also der Entladungsstrom einen Gesammtweg von 804 Meter zurückzulegen hatte. Hierbei treten zwischen 5 und 6, 4 und 3, sowie auch 1 und 2 Funken auf. Diese drei Funken liegen in einer geraden Linie, da die Kugeln 1 bis 6 ebenfalls in einer solchen liegen. Hinter diesen Kugeln am Funkenbrette ist der Spiegel angebracht (in der Zeichnung der Deutlichkeit wegen weggelassen), dessen Rotationsaxe zur Funkenlinie parallel liegt. So lange der Spiegel ruhig steht, erscheinen die Spiegelbilder der drei Funken natürlich auch als einfache Funken; wird aber der Spiegel in rasche Rotation versetzt, so erscheinen die drei Funkenbilder als drei parallele Linien, da, wie wir früher schon gesehen haben, die einzelnen Bilder jedes Funkens so rasch aufeinanderfolgen, das wir sie nicht mehr getrennt wahrnehmen können.
Würden nun die Funken in den drei Kugelpaaren des Funken- brettes gleichzeitig überspringen, d. h. würde die Elektricität zum Durch- laufen der Leitungen L und L1 gar keine Zeit brauchen, so müßten die drei Funkenlinien im rotirenden Spiegel zur selben Zeit beginnen und zur selben Zeit enden; das Bild müßte die in B1 dargestellte Form zeigen. Der Versuch ergab jedoch das Bild B2. Dieses Bild lehrt, daß der Funke, welcher im mittleren Kugelpaare (4, 3) über- sprang, später aufgetreten sein muß, als die beiden seitlichen Funken, da die von ihm als Spiegelbild erzeugte Lichtlinie später begonnen und früher aufgehört hat als die Lichtlinien der beiden anderen Funken. Die beiden
[Abbildung]
Fig. 66.
Messung der Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Elektricität.
äußeren Lichtlinien begannen und endeten gleichzeitig, folglich sind die beiden äußeren Funken gleichzeitig aufgetreten. Aus diesem Verhalten folgt zweierlei: 1. Die Elektricität pflanzt sich nicht momentan fort, sondern braucht zur Zurücklegung des Weges von der Kugel 5 durch den 402 Meter langen Leitungsdraht L zur Kugel 4 einerseits und zur Zurücklegung des Weges von der Kugel 1 durch die gleichfalls 402 Meter lange Leitung L1 zur Kugel 3 andererseits eine gewisse Zeit. 2. Die Entladung der Flasche erfolgt nicht in der Weise, daß nur ein Strom auftritt, der etwa von der inneren zur äußeren Belegung oder umgekehrt gerichtet ist, sondern daß zwei gegeneinander gerichtete
Wheatſtone gab nun jeder der iſolirten Leitungen L und L1 eine Länge von 402 Meter, ſo daß alſo der Entladungsſtrom einen Geſammtweg von 804 Meter zurückzulegen hatte. Hierbei treten zwiſchen 5 und 6, 4 und 3, ſowie auch 1 und 2 Funken auf. Dieſe drei Funken liegen in einer geraden Linie, da die Kugeln 1 bis 6 ebenfalls in einer ſolchen liegen. Hinter dieſen Kugeln am Funkenbrette iſt der Spiegel angebracht (in der Zeichnung der Deutlichkeit wegen weggelaſſen), deſſen Rotationsaxe zur Funkenlinie parallel liegt. So lange der Spiegel ruhig ſteht, erſcheinen die Spiegelbilder der drei Funken natürlich auch als einfache Funken; wird aber der Spiegel in raſche Rotation verſetzt, ſo erſcheinen die drei Funkenbilder als drei parallele Linien, da, wie wir früher ſchon geſehen haben, die einzelnen Bilder jedes Funkens ſo raſch aufeinanderfolgen, das wir ſie nicht mehr getrennt wahrnehmen können.
Würden nun die Funken in den drei Kugelpaaren des Funken- brettes gleichzeitig überſpringen, d. h. würde die Elektricität zum Durch- laufen der Leitungen L und L1 gar keine Zeit brauchen, ſo müßten die drei Funkenlinien im rotirenden Spiegel zur ſelben Zeit beginnen und zur ſelben Zeit enden; das Bild müßte die in B1 dargeſtellte Form zeigen. Der Verſuch ergab jedoch das Bild B2. Dieſes Bild lehrt, daß der Funke, welcher im mittleren Kugelpaare (4, 3) über- ſprang, ſpäter aufgetreten ſein muß, als die beiden ſeitlichen Funken, da die von ihm als Spiegelbild erzeugte Lichtlinie ſpäter begonnen und früher aufgehört hat als die Lichtlinien der beiden anderen Funken. Die beiden
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Fig. 66.
Meſſung der Fortpflanzungsgeſchwindigkeit der Elektricität.
äußeren Lichtlinien begannen und endeten gleichzeitig, folglich ſind die beiden äußeren Funken gleichzeitig aufgetreten. Aus dieſem Verhalten folgt zweierlei: 1. Die Elektricität pflanzt ſich nicht momentan fort, ſondern braucht zur Zurücklegung des Weges von der Kugel 5 durch den 402 Meter langen Leitungsdraht L zur Kugel 4 einerſeits und zur Zurücklegung des Weges von der Kugel 1 durch die gleichfalls 402 Meter lange Leitung L1 zur Kugel 3 andererſeits eine gewiſſe Zeit. 2. Die Entladung der Flaſche erfolgt nicht in der Weiſe, daß nur ein Strom auftritt, der etwa von der inneren zur äußeren Belegung oder umgekehrt gerichtet iſt, ſondern daß zwei gegeneinander gerichtete
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Wheatſtone gab nun jeder der iſolirten Leitungen L und L1 eine Länge von
402 Meter, ſo daß alſo der Entladungsſtrom einen Geſammtweg von 804 Meter
zurückzulegen hatte. Hierbei treten zwiſchen 5 und 6, 4 und 3, ſowie auch 1 und 2
Funken auf. Dieſe drei Funken liegen in einer geraden Linie, da die Kugeln 1 bis 6
ebenfalls in einer ſolchen liegen. Hinter dieſen Kugeln am Funkenbrette iſt der
Spiegel angebracht (in der Zeichnung der Deutlichkeit wegen weggelaſſen), deſſen
Rotationsaxe zur Funkenlinie parallel
liegt. So lange der Spiegel ruhig
ſteht, erſcheinen die Spiegelbilder
der drei Funken natürlich auch als
einfache Funken; wird aber der
Spiegel in raſche Rotation verſetzt,
ſo erſcheinen die drei Funkenbilder
als drei parallele Linien, da, wie
wir früher ſchon geſehen haben,
die einzelnen Bilder jedes Funkens
ſo raſch aufeinanderfolgen, das wir
ſie nicht mehr getrennt wahrnehmen
können.
Würden nun die Funken in
den drei Kugelpaaren des Funken-
brettes gleichzeitig überſpringen, d. h.
würde die Elektricität zum Durch-
laufen der Leitungen L und L1 gar
keine Zeit brauchen, ſo müßten die
drei Funkenlinien im rotirenden
Spiegel zur ſelben Zeit beginnen
und zur ſelben Zeit enden; das
Bild müßte die in B1 dargeſtellte
Form zeigen. Der Verſuch ergab
jedoch das Bild B2. Dieſes Bild
lehrt, daß der Funke, welcher im
mittleren Kugelpaare (4, 3) über-
ſprang, ſpäter aufgetreten ſein muß,
als die beiden ſeitlichen Funken, da
die von ihm als Spiegelbild erzeugte
Lichtlinie ſpäter begonnen und früher
aufgehört hat als die Lichtlinien der
beiden anderen Funken. Die beiden
[Abbildung Fig. 66.
Meſſung der Fortpflanzungsgeſchwindigkeit der
Elektricität.]
äußeren Lichtlinien begannen und
endeten gleichzeitig, folglich ſind die beiden äußeren Funken gleichzeitig aufgetreten.
Aus dieſem Verhalten folgt zweierlei: 1. Die Elektricität pflanzt ſich nicht momentan
fort, ſondern braucht zur Zurücklegung des Weges von der Kugel 5 durch den 402
Meter langen Leitungsdraht L zur Kugel 4 einerſeits und zur Zurücklegung des
Weges von der Kugel 1 durch die gleichfalls 402 Meter lange Leitung L1 zur
Kugel 3 andererſeits eine gewiſſe Zeit. 2. Die Entladung der Flaſche erfolgt nicht
in der Weiſe, daß nur ein Strom auftritt, der etwa von der inneren zur äußeren
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/149>, abgerufen am 23.11.2024.
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