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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Zeit als Ingenieur in Erfurt thätig, kam darauf nach Magdeburg, wo er
Bürgermeister wurde und auch seine berühmt gewordenen Versuche anstellte. Im
Jahre 1681 legte er seine Aemter und Würden nieder und zog nach Hamburg,
wo er 1686 starb.

Abgesehen von Entdeckungen in anderen Gebieten der Physik ist Guericke
dadurch bekannt geworden, daß es ihm gelang, eine Art Elektrisirmaschine herzu-
stellen. Bisher hatte man Elektricität nur in der Weise erhalten, daß man kleinere
oder größere Stücke verschiedener Körper mit der einen Hand hielt und mit der
anderen rieb. Natürlich konnte man in dieser Weise nur sehr schwache Wirkungen
erzielen. Guericke füllte einen Glasballon mit geschmolzenem Schwefel, ließ diesen
erstarren und zerschlug
dann das Glasgefäß; nach
Entfernen der Glas-
scherben erhielt er hier-
durch eine Schwefelkugel,
die er an zwei gegen-
überliegenden Punkten
durchbohrte. In die Bohr-
löcher wurden alsdann
hölzerne Axen gesteckt und
die Kugel mittelst dieser
in einem hölzernen Ge-
stelle, a b c, Figur 2, ge-
lagert. Hierzu kam noch
eine Kurbel an einer Seite
der Axe, womit das erste,
allerdings noch sehr ein-
fache Modell einer Elek-
trisirmaschine geschaffen
war. Das Reibzeug
während der Rotation
der Schwefelkugel blieb
nach wie vor noch die
Menschenhand. So ein-
fach diese Vorrichtung
auch war, gestattet sie
doch bedeutend größere

[Abbildung] Fig. 1.

Otto von Guericke.

Mengen von Elektricität zu erzeugen, als man je zuvor erhalten hatte. Dies ermöglichte
auch die Entdeckung neuer Erscheinungen. So beobachtete Guericke als Erster das Leuchten
der geriebenen Schwefelkugel im verfinsterten Locale und das gleichzeitig auf-
tretende, eigenthümlich knisternde Geräusch. Den elektrischen Funken hat er aber
noch nicht gesehen; dafür fand er die elektrische Abstoßung. Leichte Körperchen
wurden von der geriebenen Schwefelkugel angezogen, flogen aber bald wieder weg.
Die Ursache dieser Erscheinung, nämlich Mittheilung gleichnamiger Elektricität
von Seite der Kugel an die Körperchen und dadurch bewirkte Abstoßung, wurde
aber erst später gefunden.

Zu Guericke's Zeit wurde auch zum erstenmale das elektrische Leuchten stark
verdünnter Gase, beziehungsweise Dämpfe beobachtet. Picard erhielt nämlich diese

Zeit als Ingenieur in Erfurt thätig, kam darauf nach Magdeburg, wo er
Bürgermeiſter wurde und auch ſeine berühmt gewordenen Verſuche anſtellte. Im
Jahre 1681 legte er ſeine Aemter und Würden nieder und zog nach Hamburg,
wo er 1686 ſtarb.

Abgeſehen von Entdeckungen in anderen Gebieten der Phyſik iſt Guericke
dadurch bekannt geworden, daß es ihm gelang, eine Art Elektriſirmaſchine herzu-
ſtellen. Bisher hatte man Elektricität nur in der Weiſe erhalten, daß man kleinere
oder größere Stücke verſchiedener Körper mit der einen Hand hielt und mit der
anderen rieb. Natürlich konnte man in dieſer Weiſe nur ſehr ſchwache Wirkungen
erzielen. Guericke füllte einen Glasballon mit geſchmolzenem Schwefel, ließ dieſen
erſtarren und zerſchlug
dann das Glasgefäß; nach
Entfernen der Glas-
ſcherben erhielt er hier-
durch eine Schwefelkugel,
die er an zwei gegen-
überliegenden Punkten
durchbohrte. In die Bohr-
löcher wurden alsdann
hölzerne Axen geſteckt und
die Kugel mittelſt dieſer
in einem hölzernen Ge-
ſtelle, a b c, Figur 2, ge-
lagert. Hierzu kam noch
eine Kurbel an einer Seite
der Axe, womit das erſte,
allerdings noch ſehr ein-
fache Modell einer Elek-
triſirmaſchine geſchaffen
war. Das Reibzeug
während der Rotation
der Schwefelkugel blieb
nach wie vor noch die
Menſchenhand. So ein-
fach dieſe Vorrichtung
auch war, geſtattet ſie
doch bedeutend größere

[Abbildung] Fig. 1.

Otto von Guericke.

Mengen von Elektricität zu erzeugen, als man je zuvor erhalten hatte. Dies ermöglichte
auch die Entdeckung neuer Erſcheinungen. So beobachtete Guericke als Erſter das Leuchten
der geriebenen Schwefelkugel im verfinſterten Locale und das gleichzeitig auf-
tretende, eigenthümlich kniſternde Geräuſch. Den elektriſchen Funken hat er aber
noch nicht geſehen; dafür fand er die elektriſche Abſtoßung. Leichte Körperchen
wurden von der geriebenen Schwefelkugel angezogen, flogen aber bald wieder weg.
Die Urſache dieſer Erſcheinung, nämlich Mittheilung gleichnamiger Elektricität
von Seite der Kugel an die Körperchen und dadurch bewirkte Abſtoßung, wurde
aber erſt ſpäter gefunden.

Zu Guericke’s Zeit wurde auch zum erſtenmale das elektriſche Leuchten ſtark
verdünnter Gaſe, beziehungsweiſe Dämpfe beobachtet. Picard erhielt nämlich dieſe

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[9/0023] Zeit als Ingenieur in Erfurt thätig, kam darauf nach Magdeburg, wo er Bürgermeiſter wurde und auch ſeine berühmt gewordenen Verſuche anſtellte. Im Jahre 1681 legte er ſeine Aemter und Würden nieder und zog nach Hamburg, wo er 1686 ſtarb. Abgeſehen von Entdeckungen in anderen Gebieten der Phyſik iſt Guericke dadurch bekannt geworden, daß es ihm gelang, eine Art Elektriſirmaſchine herzu- ſtellen. Bisher hatte man Elektricität nur in der Weiſe erhalten, daß man kleinere oder größere Stücke verſchiedener Körper mit der einen Hand hielt und mit der anderen rieb. Natürlich konnte man in dieſer Weiſe nur ſehr ſchwache Wirkungen erzielen. Guericke füllte einen Glasballon mit geſchmolzenem Schwefel, ließ dieſen erſtarren und zerſchlug dann das Glasgefäß; nach Entfernen der Glas- ſcherben erhielt er hier- durch eine Schwefelkugel, die er an zwei gegen- überliegenden Punkten durchbohrte. In die Bohr- löcher wurden alsdann hölzerne Axen geſteckt und die Kugel mittelſt dieſer in einem hölzernen Ge- ſtelle, a b c, Figur 2, ge- lagert. Hierzu kam noch eine Kurbel an einer Seite der Axe, womit das erſte, allerdings noch ſehr ein- fache Modell einer Elek- triſirmaſchine geſchaffen war. Das Reibzeug während der Rotation der Schwefelkugel blieb nach wie vor noch die Menſchenhand. So ein- fach dieſe Vorrichtung auch war, geſtattet ſie doch bedeutend größere [Abbildung Fig. 1. Otto von Guericke.] Mengen von Elektricität zu erzeugen, als man je zuvor erhalten hatte. Dies ermöglichte auch die Entdeckung neuer Erſcheinungen. So beobachtete Guericke als Erſter das Leuchten der geriebenen Schwefelkugel im verfinſterten Locale und das gleichzeitig auf- tretende, eigenthümlich kniſternde Geräuſch. Den elektriſchen Funken hat er aber noch nicht geſehen; dafür fand er die elektriſche Abſtoßung. Leichte Körperchen wurden von der geriebenen Schwefelkugel angezogen, flogen aber bald wieder weg. Die Urſache dieſer Erſcheinung, nämlich Mittheilung gleichnamiger Elektricität von Seite der Kugel an die Körperchen und dadurch bewirkte Abſtoßung, wurde aber erſt ſpäter gefunden. Zu Guericke’s Zeit wurde auch zum erſtenmale das elektriſche Leuchten ſtark verdünnter Gaſe, beziehungsweiſe Dämpfe beobachtet. Picard erhielt nämlich dieſe

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/23>, abgerufen am 21.11.2024.