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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Die beiden Drahtrollen haben, wenn sie von Strömen gleicher Richtung durch-
flossen werden, das Bestreben, sich parallel zu stellen. (Aehnlich wie in Fig. 160.)
Diese Construction eines Meßinstrumentes hat zwei Vortheile, die namentlich für
die Praxis von Bedeutung sind. Erstens ist das Drehungsmoment, welches auf die
bewegliche Spule ausgeübt wird, proportional dem Quadrate der Stromintensität,
also einem Ausdrucke, dem auch das Arbeitsäquivalent des Stromes proportional
ist; das will anders ausgedrückt sagen: Zwei Ströme können Arbeiten erzeugen,
deren Größen sich wie die Quadrate der Stromstärken verhalten. Die Bedeutung
dieses Verhaltens für die Praxis ist wohl einleuchtend. Zweitens sind die Angaben
eines Elektrodynamometers unabhängig von der Stromrichtung; wir meinen so:
Geht durch die beiden Spiralen ein Strom von bestimmter Stärke und Richtung,
so wird die bewegliche Spule eine bestimmte Drehung ausführen; wechselt man

[Abbildung] Fig. 161.
[Abbildung] Fig. 162.

Lichtbogen-Pferdestärkemesser.

nun die Richtung des beide Spulen durchlaufenden Stromes, so behält die beweg-
liche Spule ihre Ablenkung unverändert bei, da letztere nur eine Function der
Stromstärke, aber nicht der Stromrichtung ist. War nämlich zuerst die Strom-
richtung in den beiden Spulen zueinander parallel, so muß sie es auch nach
der Umkehr des Stromes sein, weil dieser in beiden Spulen seine Richtung gewech-
selt hat.

Wir werden später sehen, daß in der Praxis nicht selten auch Ströme zur
Verwendung kommen, deren Richtung fortwährend wechselt. Zur Messung solcher
Ströme erweist sich daher das Elektrodynamometer sehr vortheilhaft; dies veran-
laßte auch mehrfach zur Construction solcher Meßinstrumente.

Eines dieser Instrumente ist der Lichtbogen-Pferdestärkemesser (arc-
horse-power-measurer),
ein von Ayrton und Perry zu Messungen angewandtes
Instrument. Es ist in Fig. 161 schematisch gezeichnet und in Fig. 162 in perspec-
tivischer Ansicht dargestellt. Die feststehende Spirale B besteht aus einem Kabel von

Die beiden Drahtrollen haben, wenn ſie von Strömen gleicher Richtung durch-
floſſen werden, das Beſtreben, ſich parallel zu ſtellen. (Aehnlich wie in Fig. 160.)
Dieſe Conſtruction eines Meßinſtrumentes hat zwei Vortheile, die namentlich für
die Praxis von Bedeutung ſind. Erſtens iſt das Drehungsmoment, welches auf die
bewegliche Spule ausgeübt wird, proportional dem Quadrate der Stromintenſität,
alſo einem Ausdrucke, dem auch das Arbeitsäquivalent des Stromes proportional
iſt; das will anders ausgedrückt ſagen: Zwei Ströme können Arbeiten erzeugen,
deren Größen ſich wie die Quadrate der Stromſtärken verhalten. Die Bedeutung
dieſes Verhaltens für die Praxis iſt wohl einleuchtend. Zweitens ſind die Angaben
eines Elektrodynamometers unabhängig von der Stromrichtung; wir meinen ſo:
Geht durch die beiden Spiralen ein Strom von beſtimmter Stärke und Richtung,
ſo wird die bewegliche Spule eine beſtimmte Drehung ausführen; wechſelt man

[Abbildung] Fig. 161.
[Abbildung] Fig. 162.

Lichtbogen-Pferdeſtärkemeſſer.

nun die Richtung des beide Spulen durchlaufenden Stromes, ſo behält die beweg-
liche Spule ihre Ablenkung unverändert bei, da letztere nur eine Function der
Stromſtärke, aber nicht der Stromrichtung iſt. War nämlich zuerſt die Strom-
richtung in den beiden Spulen zueinander parallel, ſo muß ſie es auch nach
der Umkehr des Stromes ſein, weil dieſer in beiden Spulen ſeine Richtung gewech-
ſelt hat.

Wir werden ſpäter ſehen, daß in der Praxis nicht ſelten auch Ströme zur
Verwendung kommen, deren Richtung fortwährend wechſelt. Zur Meſſung ſolcher
Ströme erweiſt ſich daher das Elektrodynamometer ſehr vortheilhaft; dies veran-
laßte auch mehrfach zur Conſtruction ſolcher Meßinſtrumente.

Eines dieſer Inſtrumente iſt der Lichtbogen-Pferdeſtärkemeſſer (arc-
horse-power-measurer),
ein von Ayrton und Perry zu Meſſungen angewandtes
Inſtrument. Es iſt in Fig. 161 ſchematiſch gezeichnet und in Fig. 162 in perſpec-
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[260/0274] Die beiden Drahtrollen haben, wenn ſie von Strömen gleicher Richtung durch- floſſen werden, das Beſtreben, ſich parallel zu ſtellen. (Aehnlich wie in Fig. 160.) Dieſe Conſtruction eines Meßinſtrumentes hat zwei Vortheile, die namentlich für die Praxis von Bedeutung ſind. Erſtens iſt das Drehungsmoment, welches auf die bewegliche Spule ausgeübt wird, proportional dem Quadrate der Stromintenſität, alſo einem Ausdrucke, dem auch das Arbeitsäquivalent des Stromes proportional iſt; das will anders ausgedrückt ſagen: Zwei Ströme können Arbeiten erzeugen, deren Größen ſich wie die Quadrate der Stromſtärken verhalten. Die Bedeutung dieſes Verhaltens für die Praxis iſt wohl einleuchtend. Zweitens ſind die Angaben eines Elektrodynamometers unabhängig von der Stromrichtung; wir meinen ſo: Geht durch die beiden Spiralen ein Strom von beſtimmter Stärke und Richtung, ſo wird die bewegliche Spule eine beſtimmte Drehung ausführen; wechſelt man [Abbildung Fig. 161.] [Abbildung Fig. 162. Lichtbogen-Pferdeſtärkemeſſer.] nun die Richtung des beide Spulen durchlaufenden Stromes, ſo behält die beweg- liche Spule ihre Ablenkung unverändert bei, da letztere nur eine Function der Stromſtärke, aber nicht der Stromrichtung iſt. War nämlich zuerſt die Strom- richtung in den beiden Spulen zueinander parallel, ſo muß ſie es auch nach der Umkehr des Stromes ſein, weil dieſer in beiden Spulen ſeine Richtung gewech- ſelt hat. Wir werden ſpäter ſehen, daß in der Praxis nicht ſelten auch Ströme zur Verwendung kommen, deren Richtung fortwährend wechſelt. Zur Meſſung ſolcher Ströme erweiſt ſich daher das Elektrodynamometer ſehr vortheilhaft; dies veran- laßte auch mehrfach zur Conſtruction ſolcher Meßinſtrumente. Eines dieſer Inſtrumente iſt der Lichtbogen-Pferdeſtärkemeſſer (arc- horse-power-measurer), ein von Ayrton und Perry zu Meſſungen angewandtes Inſtrument. Es iſt in Fig. 161 ſchematiſch gezeichnet und in Fig. 162 in perſpec- tiviſcher Anſicht dargeſtellt. Die feſtſtehende Spirale B beſteht aus einem Kabel von

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/274>, abgerufen am 24.11.2024.