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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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"Mit Hilfe einer derartig eingerichteten Maschine kann man, wenn die Ver-
hältnisse der einzelnen Theile richtig bestimmt sind und der Commutator richtig
eingestellt ist, bei hinreichend schneller Drehung in geschlossenen Leitungskreisen von
geringem unwesentlichen Widerstande Ströme von solcher Stärke erzeugen, daß die
Umwindungsdrähte der Elektromagnete durch sie in kurzer Zeit bis zu einer Tem-
peratur erwärmt werden, bei welcher die Umspinnung derselben verkohlt."

Auch die hohe Bedeutung der Entdeckung wurde von Siemens sofort er-
kannt, wie aus nachstehenden Schlußworten erhellt: "Der Technik sind gegenwärtig
die Mittel gegeben, elektrische Ströme von unbegrenzter Stärke auf billige und
bequeme Weise überall zu erzeugen, wo Arbeitskraft disponibel ist. Diese Thatsache
wird auf mehreren Gebieten derselben von wesentlicher Bedeutung werden."

Die Priorität der Entdeckung des dynamischen Princips ist somit unzweifel-
haft Werner Siemens zuzuschreiben. Ernst Werner Siemens wurde zu
Lenthe bei Hannover am 13. December 1816 geboren, besuchte die Artillerie-
und Ingenieurschule zu Berlin und wurde im Jahre 1838 Artillerie-Officier. Früh-
zeitig wandte er dem Studium der mathematisch-physikalischen Fächer und der

[Abbildung] Fig. 227.

Dynamoelektrische Maschine von Siemens.

Chemie besondere Aufmerk-
samkeit zu. In Folge ein-
gehender Studien der elektro-
magnetischen Telegraphie,
welchen er sich in der Artillerie-
werkstätte zu Berlin widmete,
wurde er im Jahre 1847
der Commission zur Ein-
führung der elektrischen Tele-
graphie in Preußen zugetheilt.
Durch ihn wurden im Jahre
1848 die ersten unterseeischen
Minen mit elektrischer Zün-
dung im Kieler Hafen gelegt,
und ebenso die unterirdischen
Telegraphen-Leitungen von
Berlin nach Aachen und Frankfurt. Im Jahre 1848 trat Siemens aus der
Armee aus und gründete mit dem Mechaniker Halske in Berlin eine Telegraphen-
bau-Anstalt, die sich, wie bekannt, in kurzer Zeit zu einem Fabriks-Etablissement
ersten Ranges erhob. W. Siemens wurde gelegentlich des Jubiläums der Berliner
Universität zum Dr. phil. und im Jahre 1872 zum ordentlichen Mitgliede der
Berliner Akademie ernannt.

Die Zahl seiner wissenschaftlichen und praktischen Erfindungen und Entdeckungen
ist eine außerordentlich große. Schon im Jahre 1841 nahm er ein Patent auf
galvanische Versilberung und Vergoldung; weitere Arbeiten sind: das elektrische
Chronoskop, über die Flaschenladung submariner Kabel, Aufsuchung der Fehler
und Beschädigungen unzugänglicher Telegraphenleitungen, das System selbstthätiger
Zeiger- und Typendrucktelegraphen, die Herstellung reconstruirbarer Widerstandsmaße,
des elektromagnetischen Gegensprechers, der elektrischen Magnet-Inductoren, Wasser-
standszeiger, des Abstimmungstelegraphen, des Selenphotometers, Herstellung von
Meßinstrumenten, Verbesserungen an Apparaten zur elektrischen Beleuchtung, Kraft-
übertragung u. s. w. Die Aufzählung aller Arbeiten, die Siemens selbst geliefert

„Mit Hilfe einer derartig eingerichteten Maſchine kann man, wenn die Ver-
hältniſſe der einzelnen Theile richtig beſtimmt ſind und der Commutator richtig
eingeſtellt iſt, bei hinreichend ſchneller Drehung in geſchloſſenen Leitungskreiſen von
geringem unweſentlichen Widerſtande Ströme von ſolcher Stärke erzeugen, daß die
Umwindungsdrähte der Elektromagnete durch ſie in kurzer Zeit bis zu einer Tem-
peratur erwärmt werden, bei welcher die Umſpinnung derſelben verkohlt.“

Auch die hohe Bedeutung der Entdeckung wurde von Siemens ſofort er-
kannt, wie aus nachſtehenden Schlußworten erhellt: „Der Technik ſind gegenwärtig
die Mittel gegeben, elektriſche Ströme von unbegrenzter Stärke auf billige und
bequeme Weiſe überall zu erzeugen, wo Arbeitskraft disponibel iſt. Dieſe Thatſache
wird auf mehreren Gebieten derſelben von weſentlicher Bedeutung werden.“

Die Priorität der Entdeckung des dynamiſchen Princips iſt ſomit unzweifel-
haft Werner Siemens zuzuſchreiben. Ernſt Werner Siemens wurde zu
Lenthe bei Hannover am 13. December 1816 geboren, beſuchte die Artillerie-
und Ingenieurſchule zu Berlin und wurde im Jahre 1838 Artillerie-Officier. Früh-
zeitig wandte er dem Studium der mathematiſch-phyſikaliſchen Fächer und der

[Abbildung] Fig. 227.

Dynamoelektriſche Maſchine von Siemens.

Chemie beſondere Aufmerk-
ſamkeit zu. In Folge ein-
gehender Studien der elektro-
magnetiſchen Telegraphie,
welchen er ſich in der Artillerie-
werkſtätte zu Berlin widmete,
wurde er im Jahre 1847
der Commiſſion zur Ein-
führung der elektriſchen Tele-
graphie in Preußen zugetheilt.
Durch ihn wurden im Jahre
1848 die erſten unterſeeiſchen
Minen mit elektriſcher Zün-
dung im Kieler Hafen gelegt,
und ebenſo die unterirdiſchen
Telegraphen-Leitungen von
Berlin nach Aachen und Frankfurt. Im Jahre 1848 trat Siemens aus der
Armee aus und gründete mit dem Mechaniker Halske in Berlin eine Telegraphen-
bau-Anſtalt, die ſich, wie bekannt, in kurzer Zeit zu einem Fabriks-Etabliſſement
erſten Ranges erhob. W. Siemens wurde gelegentlich des Jubiläums der Berliner
Univerſität zum Dr. phil. und im Jahre 1872 zum ordentlichen Mitgliede der
Berliner Akademie ernannt.

Die Zahl ſeiner wiſſenſchaftlichen und praktiſchen Erfindungen und Entdeckungen
iſt eine außerordentlich große. Schon im Jahre 1841 nahm er ein Patent auf
galvaniſche Verſilberung und Vergoldung; weitere Arbeiten ſind: das elektriſche
Chronoſkop, über die Flaſchenladung ſubmariner Kabel, Aufſuchung der Fehler
und Beſchädigungen unzugänglicher Telegraphenleitungen, das Syſtem ſelbſtthätiger
Zeiger- und Typendrucktelegraphen, die Herſtellung reconſtruirbarer Widerſtandsmaße,
des elektromagnetiſchen Gegenſprechers, der elektriſchen Magnet-Inductoren, Waſſer-
ſtandszeiger, des Abſtimmungstelegraphen, des Selenphotometers, Herſtellung von
Meßinſtrumenten, Verbeſſerungen an Apparaten zur elektriſchen Beleuchtung, Kraft-
übertragung u. ſ. w. Die Aufzählung aller Arbeiten, die Siemens ſelbſt geliefert

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[350/0364] „Mit Hilfe einer derartig eingerichteten Maſchine kann man, wenn die Ver- hältniſſe der einzelnen Theile richtig beſtimmt ſind und der Commutator richtig eingeſtellt iſt, bei hinreichend ſchneller Drehung in geſchloſſenen Leitungskreiſen von geringem unweſentlichen Widerſtande Ströme von ſolcher Stärke erzeugen, daß die Umwindungsdrähte der Elektromagnete durch ſie in kurzer Zeit bis zu einer Tem- peratur erwärmt werden, bei welcher die Umſpinnung derſelben verkohlt.“ Auch die hohe Bedeutung der Entdeckung wurde von Siemens ſofort er- kannt, wie aus nachſtehenden Schlußworten erhellt: „Der Technik ſind gegenwärtig die Mittel gegeben, elektriſche Ströme von unbegrenzter Stärke auf billige und bequeme Weiſe überall zu erzeugen, wo Arbeitskraft disponibel iſt. Dieſe Thatſache wird auf mehreren Gebieten derſelben von weſentlicher Bedeutung werden.“ Die Priorität der Entdeckung des dynamiſchen Princips iſt ſomit unzweifel- haft Werner Siemens zuzuſchreiben. Ernſt Werner Siemens wurde zu Lenthe bei Hannover am 13. December 1816 geboren, beſuchte die Artillerie- und Ingenieurſchule zu Berlin und wurde im Jahre 1838 Artillerie-Officier. Früh- zeitig wandte er dem Studium der mathematiſch-phyſikaliſchen Fächer und der [Abbildung Fig. 227. Dynamoelektriſche Maſchine von Siemens.] Chemie beſondere Aufmerk- ſamkeit zu. In Folge ein- gehender Studien der elektro- magnetiſchen Telegraphie, welchen er ſich in der Artillerie- werkſtätte zu Berlin widmete, wurde er im Jahre 1847 der Commiſſion zur Ein- führung der elektriſchen Tele- graphie in Preußen zugetheilt. Durch ihn wurden im Jahre 1848 die erſten unterſeeiſchen Minen mit elektriſcher Zün- dung im Kieler Hafen gelegt, und ebenſo die unterirdiſchen Telegraphen-Leitungen von Berlin nach Aachen und Frankfurt. Im Jahre 1848 trat Siemens aus der Armee aus und gründete mit dem Mechaniker Halske in Berlin eine Telegraphen- bau-Anſtalt, die ſich, wie bekannt, in kurzer Zeit zu einem Fabriks-Etabliſſement erſten Ranges erhob. W. Siemens wurde gelegentlich des Jubiläums der Berliner Univerſität zum Dr. phil. und im Jahre 1872 zum ordentlichen Mitgliede der Berliner Akademie ernannt. Die Zahl ſeiner wiſſenſchaftlichen und praktiſchen Erfindungen und Entdeckungen iſt eine außerordentlich große. Schon im Jahre 1841 nahm er ein Patent auf galvaniſche Verſilberung und Vergoldung; weitere Arbeiten ſind: das elektriſche Chronoſkop, über die Flaſchenladung ſubmariner Kabel, Aufſuchung der Fehler und Beſchädigungen unzugänglicher Telegraphenleitungen, das Syſtem ſelbſtthätiger Zeiger- und Typendrucktelegraphen, die Herſtellung reconſtruirbarer Widerſtandsmaße, des elektromagnetiſchen Gegenſprechers, der elektriſchen Magnet-Inductoren, Waſſer- ſtandszeiger, des Abſtimmungstelegraphen, des Selenphotometers, Herſtellung von Meßinſtrumenten, Verbeſſerungen an Apparaten zur elektriſchen Beleuchtung, Kraft- übertragung u. ſ. w. Die Aufzählung aller Arbeiten, die Siemens ſelbſt geliefert

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/364>, abgerufen am 22.11.2024.