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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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In neuester Zeit wurde von Gramme eine Maschine mit Rücksicht darauf
construirt, daß möglichst am Gewichte der Maschine und an dem zu ihrer Auf-
stellung erforderlichen Raume gespart werde. Diese Maschine ist in Fig. 242 a
und b abgebildet. Auf der Axe A X ist der wie bei den anderen Maschinen
geformte Ring R aufgesetzt. Hingegen sind die Eisenkerne E E der Elektromagnete
nicht aus ebenen, sondern aus cylindrisch gebogenen Platten hergestellt und mit
Drahtwindungen D D versehen. Jene Theile der Eisenkerne, welche sich dem Ringe
gegenüber befinden, sind (bei s und n) so weit ausgehöhlt, daß der Ring sich mit
geringem Spielraume vorbeibewegen kann.

Durch diese Anordnung gewinnt die Maschine eine sehr compacte Form,
nimmt wenig Raum ein und ist in allen ihren Theilen gegen Beschädigungen
geschützt.

Für galvanoplastische Arbeiten construirte Gramme zunächst eine Maschine
mit einer doppelten Ringarmatur und benützte die in der einen Armatur indu-
cirten Ströme zur Erregung der Elektromagnete, die in der zweiten Armatur

[Abbildung] Fig. 242

a.

[Abbildung] Fig. 242

b.

[Abbildung]

Gramme'sche Maschine.

hervorgerufenen im äußeren Strom- oder Arbeitskreise. Jeder Ring besaß seinen
eigenen Stromsammler und zwei Elektromagnete, also hatte die ganze Maschine
acht Elektromagnetschenkeln. Sie wog 750 Kilogramm und war im Stande,
600 Gramm Silber aus einer Lösung in der Stunde abzuscheiden, wenn zu ihrem
Betriebe eine Pferdekraft*) aufgewandt wurde.

Diese Construction wurde aber später durch eine vortheilhaftere ersetzt.
Fig. 243 zeigt das neue Modell. Diese Maschine besitzt nur zwei Elektro-
magnete und in derselben Anordnung wie bei der Lichtmaschine. Die Windungen
um die Elektromagnetschenkel sind aber nicht aus Kupferdrähten, sondern aus
Blechen hergestellt, deren Breite gleich ist der ganzen Länge der Schenkel und die auf
diese in 20 bis 30 Lagen aufgerollt werden, wie eine Zeichnung auf eine Holzwalze.
Die Oberfläche der Bleche ist blank, um die Wärmeausstrahlung zu erleichtern
und dadurch ein Erhitzen der Maschine hintanzuhalten. Die Spiralen der Ring-
armatur sind gleichfalls nicht aus cylindrischen Drähten, sondern aus Kupferbändern

*) Eine Pferdekraft = 75 Kilogramm-Meter; unter 1 Kilogramm-Meter versteht man
jene Kraft, durch welche in einer Secunde 1 Kilogramm 1 Meter hoch gehoben wird.

In neueſter Zeit wurde von Gramme eine Maſchine mit Rückſicht darauf
conſtruirt, daß möglichſt am Gewichte der Maſchine und an dem zu ihrer Auf-
ſtellung erforderlichen Raume geſpart werde. Dieſe Maſchine iſt in Fig. 242 a
und b abgebildet. Auf der Axe A X iſt der wie bei den anderen Maſchinen
geformte Ring R aufgeſetzt. Hingegen ſind die Eiſenkerne E E der Elektromagnete
nicht aus ebenen, ſondern aus cylindriſch gebogenen Platten hergeſtellt und mit
Drahtwindungen D D verſehen. Jene Theile der Eiſenkerne, welche ſich dem Ringe
gegenüber befinden, ſind (bei s und n) ſo weit ausgehöhlt, daß der Ring ſich mit
geringem Spielraume vorbeibewegen kann.

Durch dieſe Anordnung gewinnt die Maſchine eine ſehr compacte Form,
nimmt wenig Raum ein und iſt in allen ihren Theilen gegen Beſchädigungen
geſchützt.

Für galvanoplaſtiſche Arbeiten conſtruirte Gramme zunächſt eine Maſchine
mit einer doppelten Ringarmatur und benützte die in der einen Armatur indu-
cirten Ströme zur Erregung der Elektromagnete, die in der zweiten Armatur

[Abbildung] Fig. 242

a.

[Abbildung] Fig. 242

b.

[Abbildung]

Gramme’ſche Maſchine.

hervorgerufenen im äußeren Strom- oder Arbeitskreiſe. Jeder Ring beſaß ſeinen
eigenen Stromſammler und zwei Elektromagnete, alſo hatte die ganze Maſchine
acht Elektromagnetſchenkeln. Sie wog 750 Kilogramm und war im Stande,
600 Gramm Silber aus einer Löſung in der Stunde abzuſcheiden, wenn zu ihrem
Betriebe eine Pferdekraft*) aufgewandt wurde.

Dieſe Conſtruction wurde aber ſpäter durch eine vortheilhaftere erſetzt.
Fig. 243 zeigt das neue Modell. Dieſe Maſchine beſitzt nur zwei Elektro-
magnete und in derſelben Anordnung wie bei der Lichtmaſchine. Die Windungen
um die Elektromagnetſchenkel ſind aber nicht aus Kupferdrähten, ſondern aus
Blechen hergeſtellt, deren Breite gleich iſt der ganzen Länge der Schenkel und die auf
dieſe in 20 bis 30 Lagen aufgerollt werden, wie eine Zeichnung auf eine Holzwalze.
Die Oberfläche der Bleche iſt blank, um die Wärmeausſtrahlung zu erleichtern
und dadurch ein Erhitzen der Maſchine hintanzuhalten. Die Spiralen der Ring-
armatur ſind gleichfalls nicht aus cylindriſchen Drähten, ſondern aus Kupferbändern

*) Eine Pferdekraft = 75 Kilogramm-Meter; unter 1 Kilogramm-Meter verſteht man
jene Kraft, durch welche in einer Secunde 1 Kilogramm 1 Meter hoch gehoben wird.
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[370/0384] In neueſter Zeit wurde von Gramme eine Maſchine mit Rückſicht darauf conſtruirt, daß möglichſt am Gewichte der Maſchine und an dem zu ihrer Auf- ſtellung erforderlichen Raume geſpart werde. Dieſe Maſchine iſt in Fig. 242 a und b abgebildet. Auf der Axe A X iſt der wie bei den anderen Maſchinen geformte Ring R aufgeſetzt. Hingegen ſind die Eiſenkerne E E der Elektromagnete nicht aus ebenen, ſondern aus cylindriſch gebogenen Platten hergeſtellt und mit Drahtwindungen D D verſehen. Jene Theile der Eiſenkerne, welche ſich dem Ringe gegenüber befinden, ſind (bei s und n) ſo weit ausgehöhlt, daß der Ring ſich mit geringem Spielraume vorbeibewegen kann. Durch dieſe Anordnung gewinnt die Maſchine eine ſehr compacte Form, nimmt wenig Raum ein und iſt in allen ihren Theilen gegen Beſchädigungen geſchützt. Für galvanoplaſtiſche Arbeiten conſtruirte Gramme zunächſt eine Maſchine mit einer doppelten Ringarmatur und benützte die in der einen Armatur indu- cirten Ströme zur Erregung der Elektromagnete, die in der zweiten Armatur [Abbildung Fig. 242 a.] [Abbildung Fig. 242 b.] [Abbildung Gramme’ſche Maſchine.] hervorgerufenen im äußeren Strom- oder Arbeitskreiſe. Jeder Ring beſaß ſeinen eigenen Stromſammler und zwei Elektromagnete, alſo hatte die ganze Maſchine acht Elektromagnetſchenkeln. Sie wog 750 Kilogramm und war im Stande, 600 Gramm Silber aus einer Löſung in der Stunde abzuſcheiden, wenn zu ihrem Betriebe eine Pferdekraft *) aufgewandt wurde. Dieſe Conſtruction wurde aber ſpäter durch eine vortheilhaftere erſetzt. Fig. 243 zeigt das neue Modell. Dieſe Maſchine beſitzt nur zwei Elektro- magnete und in derſelben Anordnung wie bei der Lichtmaſchine. Die Windungen um die Elektromagnetſchenkel ſind aber nicht aus Kupferdrähten, ſondern aus Blechen hergeſtellt, deren Breite gleich iſt der ganzen Länge der Schenkel und die auf dieſe in 20 bis 30 Lagen aufgerollt werden, wie eine Zeichnung auf eine Holzwalze. Die Oberfläche der Bleche iſt blank, um die Wärmeausſtrahlung zu erleichtern und dadurch ein Erhitzen der Maſchine hintanzuhalten. Die Spiralen der Ring- armatur ſind gleichfalls nicht aus cylindriſchen Drähten, ſondern aus Kupferbändern *) Eine Pferdekraft = 75 Kilogramm-Meter; unter 1 Kilogramm-Meter verſteht man jene Kraft, durch welche in einer Secunde 1 Kilogramm 1 Meter hoch gehoben wird.

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/384>, abgerufen am 22.11.2024.