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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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den Flüssigkeiten gegenüber zu spielen haben. Bei Benützung von Kohle wird als
zweite Elektrode Zink verwendet; dieses löst sich unter gleichzeitiger Zersetzung des
Wassers auf. Soll das Element constant wirken, so müssen die beiden Zersetzungs-
producte, Wasserstoff und Sauerstoff, unschädlich gemacht werden. Da sich der
Sauerstoff mit dem Zink verbindet, haben wir noch für die Unterbringung des
Wasserstoffes zu sorgen. Als Mittel hierfür, d. h. als Depolarisirungsmittel, haben
wir den Sauerstoff der Luft, sauerstoffreicher Säuren und Salze, den Schwefel u. s. w.
kennen gelernt. Um hierbei zum Ziele zu gelangen, wird es vortheilhaft sein, solche
Elektroden anzuwenden, welche eine möglichst große Oberfläche besitzen, damit der
Wasserstoff an möglichst vielen Punkten mit dem Sauerstoffe in Berührung kommt.
Da aber andererseits zu große Dimensionirung der Elektrode unvortheilhaft ist,
so werden jene Stoffe für die Herstellung der Elektrode besonders geeignet erscheinen,
welche vermöge ihrer Structur in verhältnißmäßig kleinem Raume große Oberflächen
besitzen, d. h. Stoffe, die porös sind. Sie werden ihren Zweck umso besser erfüllen,
wenn der betreffende Körper überdies auch noch die Eigenschaft besitzt, Gase (also
auch Sauerstoff) an seiner Oberfläche zu verdichten, also in größerer Menge zu
absorbiren. Doch sind hiermit die Anforderungen, welche an die Elektrode gestellt
werden, noch nicht erschöpft; man verlangt vielmehr auch von ihr, daß sie kein
zu schlechter Elektricitätsleiter sei und daß sie von den Säuren nicht ange-
griffen werde.

Diesen Anforderungen entspricht nun von allen Stoffen die wir kennen, die
Retortenkohle am besten; sie ist sehr porös, absorbirt Gase in bedeutender Menge,
wird durch Säuren gar nicht angegriffen und setzt auch dem Durchgange des
elektrischen Stromes keinen zu großen Widerstand entgegen. Man versteht unter
Retortenkohle (Gaskohle, Retortengraphit) jene Kohle, welche sich an den inneren
Wandungen der Retorten der Gasanstalten absetzt und das Product einer Zersetzung
der aus den Kohlen entwickelten schweren Kohlenwasserstoffgase durch die Hitze
bildet. Diese Kohle ist bisweilen so hart, daß sie am Stahl Funken giebt.

Aus der Retortenkohle können nun Elektroden geschnitten werden, wie man
solche für die Elemente braucht. Doch ist dies häufig mit verschiedenen Schwierig-
keiten verbunden. Manche Elemente erfordern Cylinder aus Kohle, manche Zwecke
verlangen die Anwendung großer Platten. Beides ist aus Retortenkohle nicht leicht,
häufig gar nicht herzustellen, da nicht nur die Bearbeitung derselben eine schwierige
ist, sondern das Rohmaterial, nämlich die Retortenkohle selbst, schwer in großen
und brauchbaren Stücken erhalten werden kann. Die Beschaffung des Rohmaterials
wird überhaupt in dem Maße schwieriger, als die Methoden der Gaserzeugung
vervollkommt werden.

Dies war wohl auch der Grund, warum die Kohlen-Elemente sich erst dann
Bahn brachen, als es Bunsen gelungen war (1842), brauchbare Batteriekohlen
künstlich herzustellen. Das Bunsen'sche Verfahren zur Herstellung künstlicher Kohle
besteht der Hauptsache nach darin, Coaks (2 Theile) und Steinkohle (1 Theil)
im feingepulverten Zustande innig zu mischen, in eine Eisenform zu pressen und
in dieser so lange zu glühen, bis keine Gase mehr entweichen. Da die so erhaltene
zusammengebackene Masse jedoch zu porös ist, wird sie mit Syrup getränkt und
unter Luftabschluß neuerdings geglüht. Letzteres Verfahren wiederholt man so lange,
bis die Kohle die gewünschte Dichte erlangt hat.

Sprague mischt Graphit mit Steinkohlentheer zu einem teigartigen Gemenge,
trocknet dieses und setzt es dann in einer Muffel von Kohlenpulver umgeben der

den Flüſſigkeiten gegenüber zu ſpielen haben. Bei Benützung von Kohle wird als
zweite Elektrode Zink verwendet; dieſes löſt ſich unter gleichzeitiger Zerſetzung des
Waſſers auf. Soll das Element conſtant wirken, ſo müſſen die beiden Zerſetzungs-
producte, Waſſerſtoff und Sauerſtoff, unſchädlich gemacht werden. Da ſich der
Sauerſtoff mit dem Zink verbindet, haben wir noch für die Unterbringung des
Waſſerſtoffes zu ſorgen. Als Mittel hierfür, d. h. als Depolariſirungsmittel, haben
wir den Sauerſtoff der Luft, ſauerſtoffreicher Säuren und Salze, den Schwefel u. ſ. w.
kennen gelernt. Um hierbei zum Ziele zu gelangen, wird es vortheilhaft ſein, ſolche
Elektroden anzuwenden, welche eine möglichſt große Oberfläche beſitzen, damit der
Waſſerſtoff an möglichſt vielen Punkten mit dem Sauerſtoffe in Berührung kommt.
Da aber andererſeits zu große Dimenſionirung der Elektrode unvortheilhaft iſt,
ſo werden jene Stoffe für die Herſtellung der Elektrode beſonders geeignet erſcheinen,
welche vermöge ihrer Structur in verhältnißmäßig kleinem Raume große Oberflächen
beſitzen, d. h. Stoffe, die porös ſind. Sie werden ihren Zweck umſo beſſer erfüllen,
wenn der betreffende Körper überdies auch noch die Eigenſchaft beſitzt, Gaſe (alſo
auch Sauerſtoff) an ſeiner Oberfläche zu verdichten, alſo in größerer Menge zu
abſorbiren. Doch ſind hiermit die Anforderungen, welche an die Elektrode geſtellt
werden, noch nicht erſchöpft; man verlangt vielmehr auch von ihr, daß ſie kein
zu ſchlechter Elektricitätsleiter ſei und daß ſie von den Säuren nicht ange-
griffen werde.

Dieſen Anforderungen entſpricht nun von allen Stoffen die wir kennen, die
Retortenkohle am beſten; ſie iſt ſehr porös, abſorbirt Gaſe in bedeutender Menge,
wird durch Säuren gar nicht angegriffen und ſetzt auch dem Durchgange des
elektriſchen Stromes keinen zu großen Widerſtand entgegen. Man verſteht unter
Retortenkohle (Gaskohle, Retortengraphit) jene Kohle, welche ſich an den inneren
Wandungen der Retorten der Gasanſtalten abſetzt und das Product einer Zerſetzung
der aus den Kohlen entwickelten ſchweren Kohlenwaſſerſtoffgaſe durch die Hitze
bildet. Dieſe Kohle iſt bisweilen ſo hart, daß ſie am Stahl Funken giebt.

Aus der Retortenkohle können nun Elektroden geſchnitten werden, wie man
ſolche für die Elemente braucht. Doch iſt dies häufig mit verſchiedenen Schwierig-
keiten verbunden. Manche Elemente erfordern Cylinder aus Kohle, manche Zwecke
verlangen die Anwendung großer Platten. Beides iſt aus Retortenkohle nicht leicht,
häufig gar nicht herzuſtellen, da nicht nur die Bearbeitung derſelben eine ſchwierige
iſt, ſondern das Rohmaterial, nämlich die Retortenkohle ſelbſt, ſchwer in großen
und brauchbaren Stücken erhalten werden kann. Die Beſchaffung des Rohmaterials
wird überhaupt in dem Maße ſchwieriger, als die Methoden der Gaserzeugung
vervollkommt werden.

Dies war wohl auch der Grund, warum die Kohlen-Elemente ſich erſt dann
Bahn brachen, als es Bunſen gelungen war (1842), brauchbare Batteriekohlen
künſtlich herzuſtellen. Das Bunſen’ſche Verfahren zur Herſtellung künſtlicher Kohle
beſteht der Hauptſache nach darin, Coaks (2 Theile) und Steinkohle (1 Theil)
im feingepulverten Zuſtande innig zu miſchen, in eine Eiſenform zu preſſen und
in dieſer ſo lange zu glühen, bis keine Gaſe mehr entweichen. Da die ſo erhaltene
zuſammengebackene Maſſe jedoch zu porös iſt, wird ſie mit Syrup getränkt und
unter Luftabſchluß neuerdings geglüht. Letzteres Verfahren wiederholt man ſo lange,
bis die Kohle die gewünſchte Dichte erlangt hat.

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trocknet dieſes und ſetzt es dann in einer Muffel von Kohlenpulver umgeben der

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[503/0517] den Flüſſigkeiten gegenüber zu ſpielen haben. Bei Benützung von Kohle wird als zweite Elektrode Zink verwendet; dieſes löſt ſich unter gleichzeitiger Zerſetzung des Waſſers auf. Soll das Element conſtant wirken, ſo müſſen die beiden Zerſetzungs- producte, Waſſerſtoff und Sauerſtoff, unſchädlich gemacht werden. Da ſich der Sauerſtoff mit dem Zink verbindet, haben wir noch für die Unterbringung des Waſſerſtoffes zu ſorgen. Als Mittel hierfür, d. h. als Depolariſirungsmittel, haben wir den Sauerſtoff der Luft, ſauerſtoffreicher Säuren und Salze, den Schwefel u. ſ. w. kennen gelernt. Um hierbei zum Ziele zu gelangen, wird es vortheilhaft ſein, ſolche Elektroden anzuwenden, welche eine möglichſt große Oberfläche beſitzen, damit der Waſſerſtoff an möglichſt vielen Punkten mit dem Sauerſtoffe in Berührung kommt. Da aber andererſeits zu große Dimenſionirung der Elektrode unvortheilhaft iſt, ſo werden jene Stoffe für die Herſtellung der Elektrode beſonders geeignet erſcheinen, welche vermöge ihrer Structur in verhältnißmäßig kleinem Raume große Oberflächen beſitzen, d. h. Stoffe, die porös ſind. Sie werden ihren Zweck umſo beſſer erfüllen, wenn der betreffende Körper überdies auch noch die Eigenſchaft beſitzt, Gaſe (alſo auch Sauerſtoff) an ſeiner Oberfläche zu verdichten, alſo in größerer Menge zu abſorbiren. Doch ſind hiermit die Anforderungen, welche an die Elektrode geſtellt werden, noch nicht erſchöpft; man verlangt vielmehr auch von ihr, daß ſie kein zu ſchlechter Elektricitätsleiter ſei und daß ſie von den Säuren nicht ange- griffen werde. Dieſen Anforderungen entſpricht nun von allen Stoffen die wir kennen, die Retortenkohle am beſten; ſie iſt ſehr porös, abſorbirt Gaſe in bedeutender Menge, wird durch Säuren gar nicht angegriffen und ſetzt auch dem Durchgange des elektriſchen Stromes keinen zu großen Widerſtand entgegen. Man verſteht unter Retortenkohle (Gaskohle, Retortengraphit) jene Kohle, welche ſich an den inneren Wandungen der Retorten der Gasanſtalten abſetzt und das Product einer Zerſetzung der aus den Kohlen entwickelten ſchweren Kohlenwaſſerſtoffgaſe durch die Hitze bildet. Dieſe Kohle iſt bisweilen ſo hart, daß ſie am Stahl Funken giebt. Aus der Retortenkohle können nun Elektroden geſchnitten werden, wie man ſolche für die Elemente braucht. Doch iſt dies häufig mit verſchiedenen Schwierig- keiten verbunden. Manche Elemente erfordern Cylinder aus Kohle, manche Zwecke verlangen die Anwendung großer Platten. Beides iſt aus Retortenkohle nicht leicht, häufig gar nicht herzuſtellen, da nicht nur die Bearbeitung derſelben eine ſchwierige iſt, ſondern das Rohmaterial, nämlich die Retortenkohle ſelbſt, ſchwer in großen und brauchbaren Stücken erhalten werden kann. Die Beſchaffung des Rohmaterials wird überhaupt in dem Maße ſchwieriger, als die Methoden der Gaserzeugung vervollkommt werden. Dies war wohl auch der Grund, warum die Kohlen-Elemente ſich erſt dann Bahn brachen, als es Bunſen gelungen war (1842), brauchbare Batteriekohlen künſtlich herzuſtellen. Das Bunſen’ſche Verfahren zur Herſtellung künſtlicher Kohle beſteht der Hauptſache nach darin, Coaks (2 Theile) und Steinkohle (1 Theil) im feingepulverten Zuſtande innig zu miſchen, in eine Eiſenform zu preſſen und in dieſer ſo lange zu glühen, bis keine Gaſe mehr entweichen. Da die ſo erhaltene zuſammengebackene Maſſe jedoch zu porös iſt, wird ſie mit Syrup getränkt und unter Luftabſchluß neuerdings geglüht. Letzteres Verfahren wiederholt man ſo lange, bis die Kohle die gewünſchte Dichte erlangt hat. Sprague miſcht Graphit mit Steinkohlentheer zu einem teigartigen Gemenge, trocknet dieſes und ſetzt es dann in einer Muffel von Kohlenpulver umgeben der

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/517>, abgerufen am 22.11.2024.