Die Verschiedenheit in der Wirksamkeit der beiden Pole eines Magnetes kann aber auch dadurch gezeigt werden, daß man die Einwirkung zweier Magnete aufeinander untersucht. Man kann diese Untersuchung in einfachster Art dadurch ausführen, daß man zwei Declinationsnadeln nebeneinander stellt. So oft dieser Versuch angestellt wird, bemerkt man, daß sich die beiden Nadeln so stellen, daß sie sich ihre ungleichnamigen Pole zukehren; man sieht auch, daß der Nordpol der einen Nadel jenen der zweiten Nadel abstößt und daß der Südpol der einen Nadel sich ebenso zu dem Südpole der anderen Nadel verhält. Führt man eine Decli- nationsnadel an einem Magnetstabe seiner Länge nach vorbei, so beobachtet man folgendes Verhalten der ersteren: Am Südpole des Stabes stellt sich die Magnet- nadel so, daß ihr Nordpol dem Südpole des Stabes so nahe als möglich kommt, was sie durch eine gegen die Axe des Magnetes senkrechte Stellung erreicht; der Südpol des Stabes zieht also den Nordpol der Nadel an. Dieses Verhalten ändert sich, wenn die Nadel gegen die Mitte des Stabes zu bewegt wird, nur insoferne, als die Kraft der Anziehung abnimmt und die senkrechte Stellung der Nadel in eine parallele übergeht. Nähert man die Nadel, über die Mitte des Stabes hinausgehend, dem Nordpole des Stabes, so richtet die Nadel ihren Südpol gegen den Nordpol des Magnetes und diese Richtungskraft gewinnt desto mehr an Stärke, je näher die Nadel dem Nordpole des Stabes kommt, wo sie sich nun abermals senkrecht gegen den Stab stellt, aber jetzt diesem ihr Südende zukehrt.
Aus dem Versuche mit zwei Magnetnadeln folgt das Grundgesetz: Gleich- namige Magnetpole stoßen sich ab, ungleichnamige ziehen sich an, und dieses lautet auf Grund des Versuches mit dem Stabe in umfassenderer Ausdrucks- weise: Gleichnamige Magnetismen stoßen sich ab, ungleichnamige ziehen sich an.
Dieses Verhalten der Magnete giebt uns ein Mittel an die Hand, den magnetischen Zustand eines Eisenstückes zu prüfen. Man nähert dasselbe dem Nordpol und dann dem Südpol eines Magnetes. Zieht das Eisenstück beide Pole an, so ist es natürlich unmagnetisch; zieht es den Nordpol an und stößt den Südpol zurück, so ist es an dieser Stelle südmagnetisch. Verhält es sich umgekehrt gegen die beiden Pole, so ist es nordmagnetisch.
Magnetische Vertheilung oder Influenz.
Verfolgt und ergänzt man das anfänglich angegebene Experiment, ein Stück Eisen einem Magnete zu nähern, so gelangt man zu der Ueberzeugung, daß das Eisenstück nicht blos angezogen wird, sondern sich selbst in einen Magnet verwandelt, denn es ist nun selbst wieder im Stande, ein zweites Eisenstück an- zuziehen, dieses ein drittes u. s. w., nur übt jedes neu hinzugebrachte eine geringere Anziehungskraft aus, als das vorhergehende. Sämmtliche Eisenstücke fallen aber so- fort auseinander, wenn der Magnet entfernt wird; sie waren also nur so lange magnetisch, als das erste Stück der Kette mit dem Magnete in Verbindung stand. Befestigt man einen Eisenstab über einer mit Eisenfeile bestreuten Fläche, so üben Stab und Feile keinerlei Einwirkung aufeinander aus. Nähert man aber dem Eisen- stabe von oben her einen Magnet, so werden die Feilspäne von dem Stabe sofort angezogen, auch wenn der Magnet denselben nicht berührt; ja der Eisenstab zieht die Späne selbst dann noch an, wenn man zwischen Magnet und Stab eine Platte aus Glas, Holz, Pappe oder dergleichen einschiebt. Die Feilspäne fallen aber sofort
Die Verſchiedenheit in der Wirkſamkeit der beiden Pole eines Magnetes kann aber auch dadurch gezeigt werden, daß man die Einwirkung zweier Magnete aufeinander unterſucht. Man kann dieſe Unterſuchung in einfachſter Art dadurch ausführen, daß man zwei Declinationsnadeln nebeneinander ſtellt. So oft dieſer Verſuch angeſtellt wird, bemerkt man, daß ſich die beiden Nadeln ſo ſtellen, daß ſie ſich ihre ungleichnamigen Pole zukehren; man ſieht auch, daß der Nordpol der einen Nadel jenen der zweiten Nadel abſtößt und daß der Südpol der einen Nadel ſich ebenſo zu dem Südpole der anderen Nadel verhält. Führt man eine Decli- nationsnadel an einem Magnetſtabe ſeiner Länge nach vorbei, ſo beobachtet man folgendes Verhalten der erſteren: Am Südpole des Stabes ſtellt ſich die Magnet- nadel ſo, daß ihr Nordpol dem Südpole des Stabes ſo nahe als möglich kommt, was ſie durch eine gegen die Axe des Magnetes ſenkrechte Stellung erreicht; der Südpol des Stabes zieht alſo den Nordpol der Nadel an. Dieſes Verhalten ändert ſich, wenn die Nadel gegen die Mitte des Stabes zu bewegt wird, nur inſoferne, als die Kraft der Anziehung abnimmt und die ſenkrechte Stellung der Nadel in eine parallele übergeht. Nähert man die Nadel, über die Mitte des Stabes hinausgehend, dem Nordpole des Stabes, ſo richtet die Nadel ihren Südpol gegen den Nordpol des Magnetes und dieſe Richtungskraft gewinnt deſto mehr an Stärke, je näher die Nadel dem Nordpole des Stabes kommt, wo ſie ſich nun abermals ſenkrecht gegen den Stab ſtellt, aber jetzt dieſem ihr Südende zukehrt.
Aus dem Verſuche mit zwei Magnetnadeln folgt das Grundgeſetz: Gleich- namige Magnetpole ſtoßen ſich ab, ungleichnamige ziehen ſich an, und dieſes lautet auf Grund des Verſuches mit dem Stabe in umfaſſenderer Ausdrucks- weiſe: Gleichnamige Magnetismen ſtoßen ſich ab, ungleichnamige ziehen ſich an.
Dieſes Verhalten der Magnete giebt uns ein Mittel an die Hand, den magnetiſchen Zuſtand eines Eiſenſtückes zu prüfen. Man nähert dasſelbe dem Nordpol und dann dem Südpol eines Magnetes. Zieht das Eiſenſtück beide Pole an, ſo iſt es natürlich unmagnetiſch; zieht es den Nordpol an und ſtößt den Südpol zurück, ſo iſt es an dieſer Stelle ſüdmagnetiſch. Verhält es ſich umgekehrt gegen die beiden Pole, ſo iſt es nordmagnetiſch.
Magnetiſche Vertheilung oder Influenz.
Verfolgt und ergänzt man das anfänglich angegebene Experiment, ein Stück Eiſen einem Magnete zu nähern, ſo gelangt man zu der Ueberzeugung, daß das Eiſenſtück nicht blos angezogen wird, ſondern ſich ſelbſt in einen Magnet verwandelt, denn es iſt nun ſelbſt wieder im Stande, ein zweites Eiſenſtück an- zuziehen, dieſes ein drittes u. ſ. w., nur übt jedes neu hinzugebrachte eine geringere Anziehungskraft aus, als das vorhergehende. Sämmtliche Eiſenſtücke fallen aber ſo- fort auseinander, wenn der Magnet entfernt wird; ſie waren alſo nur ſo lange magnetiſch, als das erſte Stück der Kette mit dem Magnete in Verbindung ſtand. Befeſtigt man einen Eiſenſtab über einer mit Eiſenfeile beſtreuten Fläche, ſo üben Stab und Feile keinerlei Einwirkung aufeinander aus. Nähert man aber dem Eiſen- ſtabe von oben her einen Magnet, ſo werden die Feilſpäne von dem Stabe ſofort angezogen, auch wenn der Magnet denſelben nicht berührt; ja der Eiſenſtab zieht die Späne ſelbſt dann noch an, wenn man zwiſchen Magnet und Stab eine Platte aus Glas, Holz, Pappe oder dergleichen einſchiebt. Die Feilſpäne fallen aber ſofort
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Die Verſchiedenheit in der Wirkſamkeit der beiden Pole eines Magnetes
kann aber auch dadurch gezeigt werden, daß man die Einwirkung zweier Magnete
aufeinander unterſucht. Man kann dieſe Unterſuchung in einfachſter Art dadurch
ausführen, daß man zwei Declinationsnadeln nebeneinander ſtellt. So oft dieſer
Verſuch angeſtellt wird, bemerkt man, daß ſich die beiden Nadeln ſo ſtellen, daß
ſie ſich ihre ungleichnamigen Pole zukehren; man ſieht auch, daß der Nordpol der
einen Nadel jenen der zweiten Nadel abſtößt und daß der Südpol der einen Nadel
ſich ebenſo zu dem Südpole der anderen Nadel verhält. Führt man eine Decli-
nationsnadel an einem Magnetſtabe ſeiner Länge nach vorbei, ſo beobachtet man
folgendes Verhalten der erſteren: Am Südpole des Stabes ſtellt ſich die Magnet-
nadel ſo, daß ihr Nordpol dem Südpole des Stabes ſo nahe als möglich kommt,
was ſie durch eine gegen die Axe des Magnetes ſenkrechte Stellung erreicht; der
Südpol des Stabes zieht alſo den Nordpol der Nadel an. Dieſes Verhalten
ändert ſich, wenn die Nadel gegen die Mitte des Stabes zu bewegt wird, nur
inſoferne, als die Kraft der Anziehung abnimmt und die ſenkrechte Stellung der
Nadel in eine parallele übergeht. Nähert man die Nadel, über die Mitte des
Stabes hinausgehend, dem Nordpole des Stabes, ſo richtet die Nadel ihren Südpol
gegen den Nordpol des Magnetes und dieſe Richtungskraft gewinnt deſto mehr
an Stärke, je näher die Nadel dem Nordpole des Stabes kommt, wo ſie ſich nun
abermals ſenkrecht gegen den Stab ſtellt, aber jetzt dieſem ihr Südende zukehrt.
Aus dem Verſuche mit zwei Magnetnadeln folgt das Grundgeſetz: Gleich-
namige Magnetpole ſtoßen ſich ab, ungleichnamige ziehen ſich an, und
dieſes lautet auf Grund des Verſuches mit dem Stabe in umfaſſenderer Ausdrucks-
weiſe: Gleichnamige Magnetismen ſtoßen ſich ab, ungleichnamige ziehen ſich an.
Dieſes Verhalten der Magnete giebt uns ein Mittel an die Hand, den
magnetiſchen Zuſtand eines Eiſenſtückes zu prüfen. Man nähert dasſelbe dem
Nordpol und dann dem Südpol eines Magnetes. Zieht das Eiſenſtück beide Pole
an, ſo iſt es natürlich unmagnetiſch; zieht es den Nordpol an und ſtößt den
Südpol zurück, ſo iſt es an dieſer Stelle ſüdmagnetiſch. Verhält es ſich umgekehrt
gegen die beiden Pole, ſo iſt es nordmagnetiſch.
Magnetiſche Vertheilung oder Influenz.
Verfolgt und ergänzt man das anfänglich angegebene Experiment, ein Stück
Eiſen einem Magnete zu nähern, ſo gelangt man zu der Ueberzeugung, daß das
Eiſenſtück nicht blos angezogen wird, ſondern ſich ſelbſt in einen Magnet
verwandelt, denn es iſt nun ſelbſt wieder im Stande, ein zweites Eiſenſtück an-
zuziehen, dieſes ein drittes u. ſ. w., nur übt jedes neu hinzugebrachte eine geringere
Anziehungskraft aus, als das vorhergehende. Sämmtliche Eiſenſtücke fallen aber ſo-
fort auseinander, wenn der Magnet entfernt wird; ſie waren alſo nur ſo lange
magnetiſch, als das erſte Stück der Kette mit dem Magnete in Verbindung ſtand.
Befeſtigt man einen Eiſenſtab über einer mit Eiſenfeile beſtreuten Fläche, ſo üben
Stab und Feile keinerlei Einwirkung aufeinander aus. Nähert man aber dem Eiſen-
ſtabe von oben her einen Magnet, ſo werden die Feilſpäne von dem Stabe ſofort
angezogen, auch wenn der Magnet denſelben nicht berührt; ja der Eiſenſtab zieht
die Späne ſelbſt dann noch an, wenn man zwiſchen Magnet und Stab eine Platte
aus Glas, Holz, Pappe oder dergleichen einſchiebt. Die Feilſpäne fallen aber ſofort
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/55>, abgerufen am 24.11.2024.
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