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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Camillo Faure nimmt dem Ladungsstrome einen Theil der Arbeit dadurch
ab, daß er an Stelle blanker Bleiplatten solche anwendet, die mit Minium (Blei-
Sauerstoffverbindungen) überzogen sind. Bevor wir jedoch auf das Verhalten dieses
Ueberzuges selbst eingehen, wollen wir vorerst die mechanische Construction des
Elementes kennen lernen. Zur Herstellung der Faure'schen Secundär-Batterie
bedient man sich zweier Bleistreifen von 200 Millimeter Breite; der eine ist
600 Millimeter lang und 1 Millimeter dick, der andere 400 Millimeter lang
und 0·5 Millimeter dick, beide erhalten am Ende eine kräftige Bleifahne. Jede
Bleiplatte wird alsdann mit Minium, welches mit verdünnter Schwefelsäure zu
einem Brei angerührt wurde, belegt; die große Platte erhält 800, die kleine
700 Gramm. Man bedeckt hierauf das Minium mit einem Blatte Pergamentpapier,

[Abbildung] Fig. 378.

Faure-Element.

hüllt das Ganze in einen Filzüberzug, legt die
Platten übereinander und rollt sie unter Zwischen-
lage von Kautschukbändern auf. Schließlich stellt
man die Rolle in ein cylindrisches Gefäß aus
Blei, welches innen mit Minium und Filz aus-
gekleidet ist und auch an der Wirkung participirt,
da die eine Bleifahne der Rolle an dasselbe
angelöthet ist. Ein solches Element wiegt ohne
Flüssigkeit 8500 Gramm.

Die Form, welche Reynier dem Faure-
Elemente gegeben hat, ist in Fig. 378 dargestellt.
Hierbei ist das Bleigefäß durch einen Glas-
cylinder ersetzt, was den Vortheil gewährt, die
Vorgänge im Elemente beobachten zu können.
Da Filz bald zerstört wird, setzt Reynier an
dessen Stelle Schafwollgewebe.

Nach der bei dem Plante-Elemente ge-
gebenen Darstellung der chemischen Processe ist
über jene, welche im Faure-Elemente auftreten,
wenig beizufügen. Sobald die mit Minium
belegten Platten in die Schwefelsäure eingesenkt
sind, bildet sich aus dem Minium Bleisuperoxyd
und Bleisulfat. Der Ladestrom hat dann auf
einer Platte die Superoxydbildung nur mehr zu
vervollkommnen und auf der anderen die Blei-
verbindungen zu reduciren. Diese Stromarbeit wird noch dadurch erleichtert, daß
der Ueberzug auf beiden Platten ein pulverförmiger ist, der den Gasen leichten
Zutritt gewährt.

Statt die Platten zu rollen, kann man auch Platten mit rechteckigem Quer-
schnitt parallel nebeneinander und entsprechend verbunden in einem passenden Trog
einsetzen und verwenden. Nach Uppenborn's Angaben besitzt ein Faure'sches
Element eine elektromotorische Kraft von zwei Volts und ein Gewicht von 25 Kilo-
gramm. Mit drei Siemens-Maschinen (Modell D2) können 150 Elemente in beiläufig
10 Stunden geladen werden. Stehen sie dann unbenützt, so verlieren sie 1·5 bis
2 Procent ihrer Ladung per Tag. Zum Betriebe eines Motors verwendet, kann
ein Faure-Element 6 Stunden lang eine Arbeit von 2 Secunden-Meter-Kilo-
gramm leisten.

Camillo Faure nimmt dem Ladungsſtrome einen Theil der Arbeit dadurch
ab, daß er an Stelle blanker Bleiplatten ſolche anwendet, die mit Minium (Blei-
Sauerſtoffverbindungen) überzogen ſind. Bevor wir jedoch auf das Verhalten dieſes
Ueberzuges ſelbſt eingehen, wollen wir vorerſt die mechaniſche Conſtruction des
Elementes kennen lernen. Zur Herſtellung der Faure’ſchen Secundär-Batterie
bedient man ſich zweier Bleiſtreifen von 200 Millimeter Breite; der eine iſt
600 Millimeter lang und 1 Millimeter dick, der andere 400 Millimeter lang
und 0·5 Millimeter dick, beide erhalten am Ende eine kräftige Bleifahne. Jede
Bleiplatte wird alsdann mit Minium, welches mit verdünnter Schwefelſäure zu
einem Brei angerührt wurde, belegt; die große Platte erhält 800, die kleine
700 Gramm. Man bedeckt hierauf das Minium mit einem Blatte Pergamentpapier,

[Abbildung] Fig. 378.

Faure-Element.

hüllt das Ganze in einen Filzüberzug, legt die
Platten übereinander und rollt ſie unter Zwiſchen-
lage von Kautſchukbändern auf. Schließlich ſtellt
man die Rolle in ein cylindriſches Gefäß aus
Blei, welches innen mit Minium und Filz aus-
gekleidet iſt und auch an der Wirkung participirt,
da die eine Bleifahne der Rolle an dasſelbe
angelöthet iſt. Ein ſolches Element wiegt ohne
Flüſſigkeit 8500 Gramm.

Die Form, welche Reynier dem Faure-
Elemente gegeben hat, iſt in Fig. 378 dargeſtellt.
Hierbei iſt das Bleigefäß durch einen Glas-
cylinder erſetzt, was den Vortheil gewährt, die
Vorgänge im Elemente beobachten zu können.
Da Filz bald zerſtört wird, ſetzt Reynier an
deſſen Stelle Schafwollgewebe.

Nach der bei dem Planté-Elemente ge-
gebenen Darſtellung der chemiſchen Proceſſe iſt
über jene, welche im Faure-Elemente auftreten,
wenig beizufügen. Sobald die mit Minium
belegten Platten in die Schwefelſäure eingeſenkt
ſind, bildet ſich aus dem Minium Bleiſuperoxyd
und Bleiſulfat. Der Ladeſtrom hat dann auf
einer Platte die Superoxydbildung nur mehr zu
vervollkommnen und auf der anderen die Blei-
verbindungen zu reduciren. Dieſe Stromarbeit wird noch dadurch erleichtert, daß
der Ueberzug auf beiden Platten ein pulverförmiger iſt, der den Gaſen leichten
Zutritt gewährt.

Statt die Platten zu rollen, kann man auch Platten mit rechteckigem Quer-
ſchnitt parallel nebeneinander und entſprechend verbunden in einem paſſenden Trog
einſetzen und verwenden. Nach Uppenborn’s Angaben beſitzt ein Faure’ſches
Element eine elektromotoriſche Kraft von zwei Volts und ein Gewicht von 25 Kilo-
gramm. Mit drei Siemens-Maſchinen (Modell D2) können 150 Elemente in beiläufig
10 Stunden geladen werden. Stehen ſie dann unbenützt, ſo verlieren ſie 1·5 bis
2 Procent ihrer Ladung per Tag. Zum Betriebe eines Motors verwendet, kann
ein Faure-Element 6 Stunden lang eine Arbeit von 2 Secunden-Meter-Kilo-
gramm leiſten.

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[542/0556] Camillo Faure nimmt dem Ladungsſtrome einen Theil der Arbeit dadurch ab, daß er an Stelle blanker Bleiplatten ſolche anwendet, die mit Minium (Blei- Sauerſtoffverbindungen) überzogen ſind. Bevor wir jedoch auf das Verhalten dieſes Ueberzuges ſelbſt eingehen, wollen wir vorerſt die mechaniſche Conſtruction des Elementes kennen lernen. Zur Herſtellung der Faure’ſchen Secundär-Batterie bedient man ſich zweier Bleiſtreifen von 200 Millimeter Breite; der eine iſt 600 Millimeter lang und 1 Millimeter dick, der andere 400 Millimeter lang und 0·5 Millimeter dick, beide erhalten am Ende eine kräftige Bleifahne. Jede Bleiplatte wird alsdann mit Minium, welches mit verdünnter Schwefelſäure zu einem Brei angerührt wurde, belegt; die große Platte erhält 800, die kleine 700 Gramm. Man bedeckt hierauf das Minium mit einem Blatte Pergamentpapier, [Abbildung Fig. 378. Faure-Element.] hüllt das Ganze in einen Filzüberzug, legt die Platten übereinander und rollt ſie unter Zwiſchen- lage von Kautſchukbändern auf. Schließlich ſtellt man die Rolle in ein cylindriſches Gefäß aus Blei, welches innen mit Minium und Filz aus- gekleidet iſt und auch an der Wirkung participirt, da die eine Bleifahne der Rolle an dasſelbe angelöthet iſt. Ein ſolches Element wiegt ohne Flüſſigkeit 8500 Gramm. Die Form, welche Reynier dem Faure- Elemente gegeben hat, iſt in Fig. 378 dargeſtellt. Hierbei iſt das Bleigefäß durch einen Glas- cylinder erſetzt, was den Vortheil gewährt, die Vorgänge im Elemente beobachten zu können. Da Filz bald zerſtört wird, ſetzt Reynier an deſſen Stelle Schafwollgewebe. Nach der bei dem Planté-Elemente ge- gebenen Darſtellung der chemiſchen Proceſſe iſt über jene, welche im Faure-Elemente auftreten, wenig beizufügen. Sobald die mit Minium belegten Platten in die Schwefelſäure eingeſenkt ſind, bildet ſich aus dem Minium Bleiſuperoxyd und Bleiſulfat. Der Ladeſtrom hat dann auf einer Platte die Superoxydbildung nur mehr zu vervollkommnen und auf der anderen die Blei- verbindungen zu reduciren. Dieſe Stromarbeit wird noch dadurch erleichtert, daß der Ueberzug auf beiden Platten ein pulverförmiger iſt, der den Gaſen leichten Zutritt gewährt. Statt die Platten zu rollen, kann man auch Platten mit rechteckigem Quer- ſchnitt parallel nebeneinander und entſprechend verbunden in einem paſſenden Trog einſetzen und verwenden. Nach Uppenborn’s Angaben beſitzt ein Faure’ſches Element eine elektromotoriſche Kraft von zwei Volts und ein Gewicht von 25 Kilo- gramm. Mit drei Siemens-Maſchinen (Modell D2) können 150 Elemente in beiläufig 10 Stunden geladen werden. Stehen ſie dann unbenützt, ſo verlieren ſie 1·5 bis 2 Procent ihrer Ladung per Tag. Zum Betriebe eines Motors verwendet, kann ein Faure-Element 6 Stunden lang eine Arbeit von 2 Secunden-Meter-Kilo- gramm leiſten.

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/556>, abgerufen am 22.11.2024.