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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Supply Company" gebracht hat. Die Einrichtung der Fabrik für diese Gesellschaft
wurde von F. Wright und Mackie in London besorgt und von diesem auch
eine eigene Glasblasmaschine construirt.

Die Fabrik besteht aus einem vierstöckigen Gebäude mit einem Gesammt-
flächenraum von ungefähr 450 Quadratmeter. Im Kellerraume ist eine achtpferdige
Dampfmaschine (von Marshall & Sons) aufgestellt, welche 180 Touren per Minute
macht und zum Betriebe einer Siemens- und einer Ferranti-Wechselstrommaschine
sammt den beiden Erregermaschinen dient. Die Ferranti-Maschine besorgt die Be-
leuchtung der Fabrik und liefert den Strom, welcher die Kohlenfäden während
des Luftauspumpens aus den Lampen glühend
erhält; sie wird auch zu etwaigen Versuchen
verwendet. Die Siemens-Maschine besorgt das
Niederschlagen von Kohle auf den Kohlen-
bügeln.

Die Wright'schen Glasblasmaschinen,
12 an der Zahl, sind in einem Erdgeschosse
aufgestellt und werden von 14- bis 16-
jährigen Knaben bedient, wie solche auch die
Herstellung der Kohlenbügel besorgen. Letztere
werden gegenwärtig aus einer Grasart ver-
sertigt; es kann hierzu jedoch jede vegetabilische
Faser benützt werden. Die Faser wird zunächst
um ein cylindrisches Stäbchen gebogen, so
daß sie eine Schlinge bildet (wie bei Swan)
und dann mit dem Stäbchen gelinde erhitzt.
Sie verliert dadurch ihre Elasticität und
behält daher, vom Stäbchen herabgenommen,
die ihr ertheilte Form bei. Hierauf verpackt
man die Fasern mit Graphit- oder Kohlen-
pulver in Schmelztiegeln und verkohlt sie
in diesen. Die Befestigungsart des Kohlen-
bügels an den Platindrähten wird geheim
gehalten; sie kann in der Weise bewerkstelligt
werden, daß man den Platindrähten die Form
einer Spirale giebt, die Kohlenenden in diese
hineinsteckt und durch einen Kitt darin fest-
hält. Schließlich kommen die Kohlenfäden in
eine Flüssigkeit, aus welcher Kohle in den

[Abbildung] Fig. 445.

Lampe von Diehl.

Poren des Bügels niedergeschlagen wird; der Kohlenfaden wird hierdurch dicht,
elastisch und metallisch glänzend. Man untersucht hierauf, ob der Widerstand der
gewünschte ist, indem man den Bügel mit Hilfe der Wheatstone'schen Brücke mit
fertigen Lampen vergleicht.

Die Platindrähte, welche den Kohlenfaden tragen, werden zunächst in einem
Glasstöpsel eingeschmolzen (Fig. 446, 1), dann in die Lampenkugel eingesetzt (2)
und mit dem Halse derselben verschmolzen (3). Zur Herstellung dieses Glaskörpers
werden cylindrische Röhren (4) von 230 Millimeter Länge und 20 Millimeter
Durchmesser in der Mitte zu einem dünnen Rohre ausgezogen und dann an den
dicken Enden derselben Kugeln angeblasen (5). Die beiden Kugeln werden von-

Supply Company” gebracht hat. Die Einrichtung der Fabrik für dieſe Geſellſchaft
wurde von F. Wright und Mackie in London beſorgt und von dieſem auch
eine eigene Glasblasmaſchine conſtruirt.

Die Fabrik beſteht aus einem vierſtöckigen Gebäude mit einem Geſammt-
flächenraum von ungefähr 450 Quadratmeter. Im Kellerraume iſt eine achtpferdige
Dampfmaſchine (von Marſhall & Sons) aufgeſtellt, welche 180 Touren per Minute
macht und zum Betriebe einer Siemens- und einer Ferranti-Wechſelſtrommaſchine
ſammt den beiden Erregermaſchinen dient. Die Ferranti-Maſchine beſorgt die Be-
leuchtung der Fabrik und liefert den Strom, welcher die Kohlenfäden während
des Luftauspumpens aus den Lampen glühend
erhält; ſie wird auch zu etwaigen Verſuchen
verwendet. Die Siemens-Maſchine beſorgt das
Niederſchlagen von Kohle auf den Kohlen-
bügeln.

Die Wright’ſchen Glasblasmaſchinen,
12 an der Zahl, ſind in einem Erdgeſchoſſe
aufgeſtellt und werden von 14- bis 16-
jährigen Knaben bedient, wie ſolche auch die
Herſtellung der Kohlenbügel beſorgen. Letztere
werden gegenwärtig aus einer Grasart ver-
ſertigt; es kann hierzu jedoch jede vegetabiliſche
Faſer benützt werden. Die Faſer wird zunächſt
um ein cylindriſches Stäbchen gebogen, ſo
daß ſie eine Schlinge bildet (wie bei Swan)
und dann mit dem Stäbchen gelinde erhitzt.
Sie verliert dadurch ihre Elaſticität und
behält daher, vom Stäbchen herabgenommen,
die ihr ertheilte Form bei. Hierauf verpackt
man die Faſern mit Graphit- oder Kohlen-
pulver in Schmelztiegeln und verkohlt ſie
in dieſen. Die Befeſtigungsart des Kohlen-
bügels an den Platindrähten wird geheim
gehalten; ſie kann in der Weiſe bewerkſtelligt
werden, daß man den Platindrähten die Form
einer Spirale giebt, die Kohlenenden in dieſe
hineinſteckt und durch einen Kitt darin feſt-
hält. Schließlich kommen die Kohlenfäden in
eine Flüſſigkeit, aus welcher Kohle in den

[Abbildung] Fig. 445.

Lampe von Diehl.

Poren des Bügels niedergeſchlagen wird; der Kohlenfaden wird hierdurch dicht,
elaſtiſch und metalliſch glänzend. Man unterſucht hierauf, ob der Widerſtand der
gewünſchte iſt, indem man den Bügel mit Hilfe der Wheatſtone’ſchen Brücke mit
fertigen Lampen vergleicht.

Die Platindrähte, welche den Kohlenfaden tragen, werden zunächſt in einem
Glasſtöpſel eingeſchmolzen (Fig. 446, 1), dann in die Lampenkugel eingeſetzt (2)
und mit dem Halſe derſelben verſchmolzen (3). Zur Herſtellung dieſes Glaskörpers
werden cylindriſche Röhren (4) von 230 Millimeter Länge und 20 Millimeter
Durchmeſſer in der Mitte zu einem dünnen Rohre ausgezogen und dann an den
dicken Enden derſelben Kugeln angeblaſen (5). Die beiden Kugeln werden von-

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[629/0643] Supply Company” gebracht hat. Die Einrichtung der Fabrik für dieſe Geſellſchaft wurde von F. Wright und Mackie in London beſorgt und von dieſem auch eine eigene Glasblasmaſchine conſtruirt. Die Fabrik beſteht aus einem vierſtöckigen Gebäude mit einem Geſammt- flächenraum von ungefähr 450 Quadratmeter. Im Kellerraume iſt eine achtpferdige Dampfmaſchine (von Marſhall & Sons) aufgeſtellt, welche 180 Touren per Minute macht und zum Betriebe einer Siemens- und einer Ferranti-Wechſelſtrommaſchine ſammt den beiden Erregermaſchinen dient. Die Ferranti-Maſchine beſorgt die Be- leuchtung der Fabrik und liefert den Strom, welcher die Kohlenfäden während des Luftauspumpens aus den Lampen glühend erhält; ſie wird auch zu etwaigen Verſuchen verwendet. Die Siemens-Maſchine beſorgt das Niederſchlagen von Kohle auf den Kohlen- bügeln. Die Wright’ſchen Glasblasmaſchinen, 12 an der Zahl, ſind in einem Erdgeſchoſſe aufgeſtellt und werden von 14- bis 16- jährigen Knaben bedient, wie ſolche auch die Herſtellung der Kohlenbügel beſorgen. Letztere werden gegenwärtig aus einer Grasart ver- ſertigt; es kann hierzu jedoch jede vegetabiliſche Faſer benützt werden. Die Faſer wird zunächſt um ein cylindriſches Stäbchen gebogen, ſo daß ſie eine Schlinge bildet (wie bei Swan) und dann mit dem Stäbchen gelinde erhitzt. Sie verliert dadurch ihre Elaſticität und behält daher, vom Stäbchen herabgenommen, die ihr ertheilte Form bei. Hierauf verpackt man die Faſern mit Graphit- oder Kohlen- pulver in Schmelztiegeln und verkohlt ſie in dieſen. Die Befeſtigungsart des Kohlen- bügels an den Platindrähten wird geheim gehalten; ſie kann in der Weiſe bewerkſtelligt werden, daß man den Platindrähten die Form einer Spirale giebt, die Kohlenenden in dieſe hineinſteckt und durch einen Kitt darin feſt- hält. Schließlich kommen die Kohlenfäden in eine Flüſſigkeit, aus welcher Kohle in den [Abbildung Fig. 445. Lampe von Diehl.] Poren des Bügels niedergeſchlagen wird; der Kohlenfaden wird hierdurch dicht, elaſtiſch und metalliſch glänzend. Man unterſucht hierauf, ob der Widerſtand der gewünſchte iſt, indem man den Bügel mit Hilfe der Wheatſtone’ſchen Brücke mit fertigen Lampen vergleicht. Die Platindrähte, welche den Kohlenfaden tragen, werden zunächſt in einem Glasſtöpſel eingeſchmolzen (Fig. 446, 1), dann in die Lampenkugel eingeſetzt (2) und mit dem Halſe derſelben verſchmolzen (3). Zur Herſtellung dieſes Glaskörpers werden cylindriſche Röhren (4) von 230 Millimeter Länge und 20 Millimeter Durchmeſſer in der Mitte zu einem dünnen Rohre ausgezogen und dann an den dicken Enden derſelben Kugeln angeblaſen (5). Die beiden Kugeln werden von-

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 629. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/643>, abgerufen am 22.11.2024.