Die birnförmigen Lampengläser werden nicht in der Fabrik selbst erzeugt, sondern aus den böhmischen Glashütten bezogen, welche auch die Glasröhren zum Einschmelzen der Leitungsdrähte und Verschließen der Lampe liefern. An die Glas- birnen werden enge Röhrchen angeschmolzen, welche dazu dienen, die Glasbirne mit der Quecksilberpumpe in Verbindung zu setzen. Das Einsetzen der Kohlenbügel erfolgt in nachstehender Weise. Cylindrische Glasröhren von entsprechenden Dimen- sionen werden an zwei Stellen aufgeblasen, so daß zwei 6 bis 8 Centimeter
[Abbildung]
Fig. 450.
Quecksilber-Luftpumpen.
voneinander entfernte Kugeln entstehen. Man trennt hierauf beide Kugeln, indem man das sie verbindende 6 bis 8 Centi- meter lange, cylindrische Röhrenstück in der Mitte auseinander schneidet. Hierauf schmilzt man in den cylindrischen Theil einer solchen Röhrenhälfte die Platindrähte dadurch ein, daß man die glühenden und weichen Cylinderränder über die beiden Platindrähte fest aneinander preßt.
An die sehr kurzen Platindrähte werden dann Kupferdrähte gelöthet, die man knieförmig biegt, platt schlägt und diese Abplattungen dann zangenförmig krümmt, da sie dazu bestimmt sind, den Kohlenbügel aufzunehmen. Das Einsetzen der Kohlenbügel in diese Kupferzangen und Zubiegen derselben erfordert leichte und geschickte Hände; in Ivry ist diese Arbeit zumeist Frauen anvertraut. Um die Festigkeit zu erhöhen, und einen guten Contact zwischen Kohle und Kupferdraht zu sichern, werden die Verbindungsstellen hierauf mit einem galvanischen Kupfer- niederschlage versehen. Man setzt zu diesem Behufe die den Bügel tragende Glasröhre mittelst eines Kautschukstöpsels in den Boden einer Kufe derart ein, daß der Kohlenbügel nach oben gerichtet ist, die kugelförmige Verdickung des Glasrohres aber unterhalb der Kufe zu stehen kommt. Die freien Kupferdrahtenden sämmtlicher Kohlenträger werden dann mit dem negativen Pole einer galvanischen Batterie verbunden, während der positive Poldraht der letzteren zu Kupferstangen führt, die den Kohlenbügeln gegenüber in die Kufe eingesenkt werden. Letztere wird dann mit einer concentrirten Lösung von Kupfervitriol gefüllt, die so hoch über die Verbindungsstellen der Kohlen mit den Kupferdrähten hinausreicht, als man den Kupferniederschlag zu erhalten wünscht.
Nach der Verkupferung der Verbindungsstellen führt man die Kohlenbügel mit ihrer Glasröhre in das Lampengefäß ein, so daß die Kugel der Röhre an dem Halse des Lampengefäßes anliegt und verbindet beide Theile durch Zusammen-
Die birnförmigen Lampengläſer werden nicht in der Fabrik ſelbſt erzeugt, ſondern aus den böhmiſchen Glashütten bezogen, welche auch die Glasröhren zum Einſchmelzen der Leitungsdrähte und Verſchließen der Lampe liefern. An die Glas- birnen werden enge Röhrchen angeſchmolzen, welche dazu dienen, die Glasbirne mit der Queckſilberpumpe in Verbindung zu ſetzen. Das Einſetzen der Kohlenbügel erfolgt in nachſtehender Weiſe. Cylindriſche Glasröhren von entſprechenden Dimen- ſionen werden an zwei Stellen aufgeblaſen, ſo daß zwei 6 bis 8 Centimeter
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Fig. 450.
Queckſilber-Luftpumpen.
voneinander entfernte Kugeln entſtehen. Man trennt hierauf beide Kugeln, indem man das ſie verbindende 6 bis 8 Centi- meter lange, cylindriſche Röhrenſtück in der Mitte auseinander ſchneidet. Hierauf ſchmilzt man in den cylindriſchen Theil einer ſolchen Röhrenhälfte die Platindrähte dadurch ein, daß man die glühenden und weichen Cylinderränder über die beiden Platindrähte feſt aneinander preßt.
An die ſehr kurzen Platindrähte werden dann Kupferdrähte gelöthet, die man knieförmig biegt, platt ſchlägt und dieſe Abplattungen dann zangenförmig krümmt, da ſie dazu beſtimmt ſind, den Kohlenbügel aufzunehmen. Das Einſetzen der Kohlenbügel in dieſe Kupferzangen und Zubiegen derſelben erfordert leichte und geſchickte Hände; in Ivry iſt dieſe Arbeit zumeiſt Frauen anvertraut. Um die Feſtigkeit zu erhöhen, und einen guten Contact zwiſchen Kohle und Kupferdraht zu ſichern, werden die Verbindungsſtellen hierauf mit einem galvaniſchen Kupfer- niederſchlage verſehen. Man ſetzt zu dieſem Behufe die den Bügel tragende Glasröhre mittelſt eines Kautſchukſtöpſels in den Boden einer Kufe derart ein, daß der Kohlenbügel nach oben gerichtet iſt, die kugelförmige Verdickung des Glasrohres aber unterhalb der Kufe zu ſtehen kommt. Die freien Kupferdrahtenden ſämmtlicher Kohlenträger werden dann mit dem negativen Pole einer galvaniſchen Batterie verbunden, während der poſitive Poldraht der letzteren zu Kupferſtangen führt, die den Kohlenbügeln gegenüber in die Kufe eingeſenkt werden. Letztere wird dann mit einer concentrirten Löſung von Kupfervitriol gefüllt, die ſo hoch über die Verbindungsſtellen der Kohlen mit den Kupferdrähten hinausreicht, als man den Kupferniederſchlag zu erhalten wünſcht.
Nach der Verkupferung der Verbindungsſtellen führt man die Kohlenbügel mit ihrer Glasröhre in das Lampengefäß ein, ſo daß die Kugel der Röhre an dem Halſe des Lampengefäßes anliegt und verbindet beide Theile durch Zuſammen-
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Die birnförmigen Lampengläſer werden nicht in der Fabrik ſelbſt erzeugt,
ſondern aus den böhmiſchen Glashütten bezogen, welche auch die Glasröhren zum
Einſchmelzen der Leitungsdrähte und Verſchließen der Lampe liefern. An die Glas-
birnen werden enge Röhrchen angeſchmolzen, welche dazu dienen, die Glasbirne
mit der Queckſilberpumpe in Verbindung zu ſetzen. Das Einſetzen der Kohlenbügel
erfolgt in nachſtehender Weiſe. Cylindriſche Glasröhren von entſprechenden Dimen-
ſionen werden an zwei Stellen aufgeblaſen, ſo daß zwei 6 bis 8 Centimeter
[Abbildung Fig. 450.
Queckſilber-Luftpumpen.]
voneinander entfernte Kugeln entſtehen.
Man trennt hierauf beide Kugeln, indem
man das ſie verbindende 6 bis 8 Centi-
meter lange, cylindriſche Röhrenſtück in
der Mitte auseinander ſchneidet. Hierauf
ſchmilzt man in den cylindriſchen Theil
einer ſolchen Röhrenhälfte die Platindrähte
dadurch ein, daß man die glühenden und
weichen Cylinderränder über die beiden
Platindrähte feſt aneinander preßt.
An die ſehr kurzen Platindrähte
werden dann Kupferdrähte gelöthet, die
man knieförmig biegt, platt ſchlägt und
dieſe Abplattungen dann zangenförmig
krümmt, da ſie dazu beſtimmt ſind, den
Kohlenbügel aufzunehmen. Das Einſetzen
der Kohlenbügel in dieſe Kupferzangen
und Zubiegen derſelben erfordert leichte
und geſchickte Hände; in Ivry iſt dieſe
Arbeit zumeiſt Frauen anvertraut. Um die
Feſtigkeit zu erhöhen, und einen guten
Contact zwiſchen Kohle und Kupferdraht
zu ſichern, werden die Verbindungsſtellen
hierauf mit einem galvaniſchen Kupfer-
niederſchlage verſehen. Man ſetzt zu dieſem
Behufe die den Bügel tragende Glasröhre
mittelſt eines Kautſchukſtöpſels in den
Boden einer Kufe derart ein, daß der
Kohlenbügel nach oben gerichtet iſt, die
kugelförmige Verdickung des Glasrohres
aber unterhalb der Kufe zu ſtehen kommt.
Die freien Kupferdrahtenden ſämmtlicher
Kohlenträger werden dann mit dem negativen Pole einer galvaniſchen Batterie
verbunden, während der poſitive Poldraht der letzteren zu Kupferſtangen führt,
die den Kohlenbügeln gegenüber in die Kufe eingeſenkt werden. Letztere wird dann
mit einer concentrirten Löſung von Kupfervitriol gefüllt, die ſo hoch über die
Verbindungsſtellen der Kohlen mit den Kupferdrähten hinausreicht, als man den
Kupferniederſchlag zu erhalten wünſcht.
Nach der Verkupferung der Verbindungsſtellen führt man die Kohlenbügel
mit ihrer Glasröhre in das Lampengefäß ein, ſo daß die Kugel der Röhre an
dem Halſe des Lampengefäßes anliegt und verbindet beide Theile durch Zuſammen-
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 636. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/650>, abgerufen am 22.11.2024.
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