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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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schmelzen. Besondere Sorgfalt wird bei allen Schmelzoperationen auf ein langsames
Abkühlen der glühenden Glastheile verwendet, um hierdurch ein Springen derselben
hintanzuhalten. Die Lampen werden zu diesem Behufe durch eine Art horizontalen
Rahmen successive über Gasbrenner von der Reihe nach abnehmender Intensität
geführt, so daß sie, beim letzten Brenner angelangt, bereits genügend abgekühlt
sind, um in den Luftpumpenraum befördert werden zu können.

Das Auspumpen der Lampen wird in der Fabrik zu Ivry mit Sprengel-
schen Luftpumpen bewerkstelligt. Die Anordnung ist derart getroffen, daß stets
gleichzeitig 450 Lampen ausgepumpt werden können. Die Pumpen sind in einem
großen Saale der Reihe nach an verticalen Holzwänden P befestigt, wie dies Fig. 450
für eine derselben zeigt. Oberhalb und unterhalb der Holzwände laufen horizontale
eiserne Röhren D D und D' D', welche das Quecksilber den Luftpumpen zuführen,
beziehungsweise von ihnen ableiten. Diese beiden Röhren münden in je ein mit
Quecksilber gefülltes Reservoir; das obere Reservoir steht mit dem unteren durch
ein großes schief liegendes Rohr in Verbindung, in welchem eine Archimedes-
Schraube *) durch einen Motor in Bewegung gesetzt wird. Die Schraube sorgt
auf diese Art dafür, daß das Quecksilber aus dem unteren Reservoir continuirlich
in das obere übergeführt wird.

Vom oberen Reservoir aus vertheilt sich das Quecksilber durch das horizontale
Eisenrohr D D auf die damit verbundenen verticalen Kautschukrohre B der einzelnen
Pumpen. Das Quecksilber fällt durch die Röhren A B hinab, fließt durch die
geneigte Röhre bei C in das verticale Rohr T. Wo die schiefe Röhre in dieses
einmündet, trifft das Quecksilber mit einer Luftsäule zusammen und reißt in seinem
Falle durch das beiläufig 80 Centimeter lange Rohr T B' Luft in Blasenform
mit. So wird der Raum des Rohres, welcher sich oberhalb der Einmündungsstelle
der schiefen Röhre befindet, nach und nach der ihn erfüllenden Luft beraubt oder
ausgepumpt. Das Rohr T setzt sich nach oben in die umgebogene Röhre S fort,
welche in das Reservoir R ausmündet. Dieses enthält concentrirte Schwefelsäure,
um Feuchtigkeit zu absorbiren und ist bei O mit einem Ansatze versehen, in welchem
die Lampe L durch das zum Aussaugen der Luft bestimmte Glasröhrchen mittelst

*) Die Archimedische Schraube oder Wasserschnecke ist eine der ältesten Wasserhebungs-
maschinen und bestand ursprünglich aus einer Röhre, die in einer Spirale um eine gegen
den Horizont geneigte Axe gewunden wurde. Hat die Schraube die richtige Lage, so ist eine
Hälfte der Schraubengänge nach oben, die andere nach unten gerichtet; im Verlaufe der Drehung
gehen stets die nach oben gerichteten in nach unten gerichtete über. Taucht, nun das untere
Ende der sich drehenden Spirale in eine Flüssigkeit, so erfüllt diese den der Flüssigkeitsoberfläche
zunächst liegenden Schraubengang so weit, als dieser eintaucht; er wird gefüllt und dreht sich
weiter, wodurch der früher ansteigende in einen abfallenden und der abfallende in einen
ansteigenden Schraubengang verwandelt wird. Die in den früher abfallenden Schraubengang
eingedrungene Flüssigkeit muß jetzt aus dem nunmehr ansteigenden Schraubengange in einen
nächsten abfallenden Gang überfließen und kommt auf diese Art in den zweiten Schrauben-
gang, wo sich bei Fortsetzung der Drehung dasselbe Spiel wiederholt und die Flüssigkeit in
den dritten Schraubengang u. s. w. befördert wird, bis man sie auf der gewünschten Höhe
am oberen Ende der Schraube ausfließen läßt. Da die Herstellung solcher schraubenförmiger
Röhren schwierig ist, hat man gegenwärtig die Wasserschnecke, welche eine der vollkommensten
Wasserhebemaschinen ist, in einer andern Form in Verwendung. Man läßt nämlich innerhalb
eines feststehenden, schiefgelegten Cylinders eine mit der Axe desselben zusammenfallende Welle
rotiren, um welche eine Schraubenfläche gewunden ist; um hierbei das Zurückfließen von
Wasser zu vermeiden, muß sich die Schraubenfläche natürlich mit möglichst geringem Spiel-
raume im Cylinder bewegen. Eine Archimedes-Schraube dieser Art ist es auch, welche in
Ivry zum Heben des Quecksilbers benützt wird.

ſchmelzen. Beſondere Sorgfalt wird bei allen Schmelzoperationen auf ein langſames
Abkühlen der glühenden Glastheile verwendet, um hierdurch ein Springen derſelben
hintanzuhalten. Die Lampen werden zu dieſem Behufe durch eine Art horizontalen
Rahmen ſucceſſive über Gasbrenner von der Reihe nach abnehmender Intenſität
geführt, ſo daß ſie, beim letzten Brenner angelangt, bereits genügend abgekühlt
ſind, um in den Luftpumpenraum befördert werden zu können.

Das Auspumpen der Lampen wird in der Fabrik zu Ivry mit Sprengel-
ſchen Luftpumpen bewerkſtelligt. Die Anordnung iſt derart getroffen, daß ſtets
gleichzeitig 450 Lampen ausgepumpt werden können. Die Pumpen ſind in einem
großen Saale der Reihe nach an verticalen Holzwänden P befeſtigt, wie dies Fig. 450
für eine derſelben zeigt. Oberhalb und unterhalb der Holzwände laufen horizontale
eiſerne Röhren D D und D' D', welche das Queckſilber den Luftpumpen zuführen,
beziehungsweiſe von ihnen ableiten. Dieſe beiden Röhren münden in je ein mit
Queckſilber gefülltes Reſervoir; das obere Reſervoir ſteht mit dem unteren durch
ein großes ſchief liegendes Rohr in Verbindung, in welchem eine Archimedes-
Schraube *) durch einen Motor in Bewegung geſetzt wird. Die Schraube ſorgt
auf dieſe Art dafür, daß das Queckſilber aus dem unteren Reſervoir continuirlich
in das obere übergeführt wird.

Vom oberen Reſervoir aus vertheilt ſich das Queckſilber durch das horizontale
Eiſenrohr D D auf die damit verbundenen verticalen Kautſchukrohre B der einzelnen
Pumpen. Das Queckſilber fällt durch die Röhren A B hinab, fließt durch die
geneigte Röhre bei C in das verticale Rohr T. Wo die ſchiefe Röhre in dieſes
einmündet, trifft das Queckſilber mit einer Luftſäule zuſammen und reißt in ſeinem
Falle durch das beiläufig 80 Centimeter lange Rohr T B' Luft in Blaſenform
mit. So wird der Raum des Rohres, welcher ſich oberhalb der Einmündungsſtelle
der ſchiefen Röhre befindet, nach und nach der ihn erfüllenden Luft beraubt oder
ausgepumpt. Das Rohr T ſetzt ſich nach oben in die umgebogene Röhre S fort,
welche in das Reſervoir R ausmündet. Dieſes enthält concentrirte Schwefelſäure,
um Feuchtigkeit zu abſorbiren und iſt bei O mit einem Anſatze verſehen, in welchem
die Lampe L durch das zum Ausſaugen der Luft beſtimmte Glasröhrchen mittelſt

*) Die Archimediſche Schraube oder Waſſerſchnecke iſt eine der älteſten Waſſerhebungs-
maſchinen und beſtand urſprünglich aus einer Röhre, die in einer Spirale um eine gegen
den Horizont geneigte Axe gewunden wurde. Hat die Schraube die richtige Lage, ſo iſt eine
Hälfte der Schraubengänge nach oben, die andere nach unten gerichtet; im Verlaufe der Drehung
gehen ſtets die nach oben gerichteten in nach unten gerichtete über. Taucht, nun das untere
Ende der ſich drehenden Spirale in eine Flüſſigkeit, ſo erfüllt dieſe den der Flüſſigkeitsoberfläche
zunächſt liegenden Schraubengang ſo weit, als dieſer eintaucht; er wird gefüllt und dreht ſich
weiter, wodurch der früher anſteigende in einen abfallenden und der abfallende in einen
anſteigenden Schraubengang verwandelt wird. Die in den früher abfallenden Schraubengang
eingedrungene Flüſſigkeit muß jetzt aus dem nunmehr anſteigenden Schraubengange in einen
nächſten abfallenden Gang überfließen und kommt auf dieſe Art in den zweiten Schrauben-
gang, wo ſich bei Fortſetzung der Drehung dasſelbe Spiel wiederholt und die Flüſſigkeit in
den dritten Schraubengang u. ſ. w. befördert wird, bis man ſie auf der gewünſchten Höhe
am oberen Ende der Schraube ausfließen läßt. Da die Herſtellung ſolcher ſchraubenförmiger
Röhren ſchwierig iſt, hat man gegenwärtig die Waſſerſchnecke, welche eine der vollkommenſten
Waſſerhebemaſchinen iſt, in einer andern Form in Verwendung. Man läßt nämlich innerhalb
eines feſtſtehenden, ſchiefgelegten Cylinders eine mit der Axe desſelben zuſammenfallende Welle
rotiren, um welche eine Schraubenfläche gewunden iſt; um hierbei das Zurückfließen von
Waſſer zu vermeiden, muß ſich die Schraubenfläche natürlich mit möglichſt geringem Spiel-
raume im Cylinder bewegen. Eine Archimedes-Schraube dieſer Art iſt es auch, welche in
Ivry zum Heben des Queckſilbers benützt wird.
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[637/0651] ſchmelzen. Beſondere Sorgfalt wird bei allen Schmelzoperationen auf ein langſames Abkühlen der glühenden Glastheile verwendet, um hierdurch ein Springen derſelben hintanzuhalten. Die Lampen werden zu dieſem Behufe durch eine Art horizontalen Rahmen ſucceſſive über Gasbrenner von der Reihe nach abnehmender Intenſität geführt, ſo daß ſie, beim letzten Brenner angelangt, bereits genügend abgekühlt ſind, um in den Luftpumpenraum befördert werden zu können. Das Auspumpen der Lampen wird in der Fabrik zu Ivry mit Sprengel- ſchen Luftpumpen bewerkſtelligt. Die Anordnung iſt derart getroffen, daß ſtets gleichzeitig 450 Lampen ausgepumpt werden können. Die Pumpen ſind in einem großen Saale der Reihe nach an verticalen Holzwänden P befeſtigt, wie dies Fig. 450 für eine derſelben zeigt. Oberhalb und unterhalb der Holzwände laufen horizontale eiſerne Röhren D D und D' D', welche das Queckſilber den Luftpumpen zuführen, beziehungsweiſe von ihnen ableiten. Dieſe beiden Röhren münden in je ein mit Queckſilber gefülltes Reſervoir; das obere Reſervoir ſteht mit dem unteren durch ein großes ſchief liegendes Rohr in Verbindung, in welchem eine Archimedes- Schraube *) durch einen Motor in Bewegung geſetzt wird. Die Schraube ſorgt auf dieſe Art dafür, daß das Queckſilber aus dem unteren Reſervoir continuirlich in das obere übergeführt wird. Vom oberen Reſervoir aus vertheilt ſich das Queckſilber durch das horizontale Eiſenrohr D D auf die damit verbundenen verticalen Kautſchukrohre B der einzelnen Pumpen. Das Queckſilber fällt durch die Röhren A B hinab, fließt durch die geneigte Röhre bei C in das verticale Rohr T. Wo die ſchiefe Röhre in dieſes einmündet, trifft das Queckſilber mit einer Luftſäule zuſammen und reißt in ſeinem Falle durch das beiläufig 80 Centimeter lange Rohr T B' Luft in Blaſenform mit. So wird der Raum des Rohres, welcher ſich oberhalb der Einmündungsſtelle der ſchiefen Röhre befindet, nach und nach der ihn erfüllenden Luft beraubt oder ausgepumpt. Das Rohr T ſetzt ſich nach oben in die umgebogene Röhre S fort, welche in das Reſervoir R ausmündet. Dieſes enthält concentrirte Schwefelſäure, um Feuchtigkeit zu abſorbiren und iſt bei O mit einem Anſatze verſehen, in welchem die Lampe L durch das zum Ausſaugen der Luft beſtimmte Glasröhrchen mittelſt *) Die Archimediſche Schraube oder Waſſerſchnecke iſt eine der älteſten Waſſerhebungs- maſchinen und beſtand urſprünglich aus einer Röhre, die in einer Spirale um eine gegen den Horizont geneigte Axe gewunden wurde. Hat die Schraube die richtige Lage, ſo iſt eine Hälfte der Schraubengänge nach oben, die andere nach unten gerichtet; im Verlaufe der Drehung gehen ſtets die nach oben gerichteten in nach unten gerichtete über. Taucht, nun das untere Ende der ſich drehenden Spirale in eine Flüſſigkeit, ſo erfüllt dieſe den der Flüſſigkeitsoberfläche zunächſt liegenden Schraubengang ſo weit, als dieſer eintaucht; er wird gefüllt und dreht ſich weiter, wodurch der früher anſteigende in einen abfallenden und der abfallende in einen anſteigenden Schraubengang verwandelt wird. Die in den früher abfallenden Schraubengang eingedrungene Flüſſigkeit muß jetzt aus dem nunmehr anſteigenden Schraubengange in einen nächſten abfallenden Gang überfließen und kommt auf dieſe Art in den zweiten Schrauben- gang, wo ſich bei Fortſetzung der Drehung dasſelbe Spiel wiederholt und die Flüſſigkeit in den dritten Schraubengang u. ſ. w. befördert wird, bis man ſie auf der gewünſchten Höhe am oberen Ende der Schraube ausfließen läßt. Da die Herſtellung ſolcher ſchraubenförmiger Röhren ſchwierig iſt, hat man gegenwärtig die Waſſerſchnecke, welche eine der vollkommenſten Waſſerhebemaſchinen iſt, in einer andern Form in Verwendung. Man läßt nämlich innerhalb eines feſtſtehenden, ſchiefgelegten Cylinders eine mit der Axe desſelben zuſammenfallende Welle rotiren, um welche eine Schraubenfläche gewunden iſt; um hierbei das Zurückfließen von Waſſer zu vermeiden, muß ſich die Schraubenfläche natürlich mit möglichſt geringem Spiel- raume im Cylinder bewegen. Eine Archimedes-Schraube dieſer Art iſt es auch, welche in Ivry zum Heben des Queckſilbers benützt wird.

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 637. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/651>, abgerufen am 22.11.2024.