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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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beide Ablesungen. Das Mittel sämmtlicher Ablesungen wird dann als die richtige
Anzeige betrachtet.

Gleichwie die Declination, ist auch die Inclination sowohl für ver-
schiedene Orte zur selben Zeit, als auch für dieselben Orte zu ver-
schiedenen Zeiten ungleich
. Aber auch hier giebt es Orte gleicher Inclination;
ihre Verbindungslinien nennt man Isoclinen, und jene Isocline, in welcher die
Inclination gleich Null ist, den magnetischen Aequator oder die Acline. Von
der Acline aus, welche sich beiläufig am astronomischen Aequator hinzieht, durch-
läuft die Inclination bis zu den magnetischen Polen alle Werthe von 0 bis 90 Grad.
Die Inclinationsnadel stellt sich daher am magnetischen Aequator horizontal, neigt
sich auf der Nordhälfte der Erde mit ihrem Nordende nach unten, auf der südlichen
Erdhälfte mit dem Südende, und steht auf den magnetischen Polen senkrecht.
Dieses Verhalten ermöglichte auch die Bestimmung der magnetischen Pole. Der
magnetische Aequator läuft nicht mit dem astronomischen Aequator parallel, sondern
schneidet diesen, wie die Karte in Fig. 30 zeigt, zu wiederholtenmalen. Die
Isoclinen umkreisen die magnetischen Pole in ähnlichen Curven wie die Acline.

Die Inclination ist im Verlaufe der Zeit ähnlichen Veränderungen ausgesetzt
wie die Declination. Seit der Zeit, in welcher man begonnen hatte, sie zu beob-
achten, bis zur Gegenwart, ist sie in einer beständigen Abnahme begriffen. Dies
zeigen z. B. nachstehende in Paris beobachtete Werthe:

Im Jahre 1661 75° 00'
" " 1758 72° 15'
" " 1805 69° 12'
" " 1820 68° 20'
" " 1835 67° 24'
" " 1851 68° 35'

Man kann vorläufig noch nicht angeben, ob die Schwankungen der Incli-
nation nach Perioden erfolgen, da z. B. in Paris seit dem Jahre 1820 der
Werth sich beiläufig auf 60 Grad erhält, während in München auch von dieser Zeit
an eine ständige Abnahme, an anderen Orten aber wieder eine Zunahme beobachtet
wurde. Auch die Inclination ist täglichen periodischen Schwankungen ausgesetzt.

Zur Feststellung des magnetischen Zustandes der Erde ist außer der Kenntniß
der Declination und Inclination auch noch jene der Intensität nothwendig. Es
wurde bereits früher angedeutet, daß diese aus der horizontalen Richtkraft bestimmt
werden kann, und eine Methode angegeben, dieselbe zu erhalten. Um die Ver-
änderungen der Intensität genau verfolgen zu können, hat Gauß ebenfalls ein
Instrument, das Bifilarmagnetometer, construirt. Das Princip desselben ist folgendes.
Wird ein Körper an zwei parallelen Fäden derart aufgehängt, daß er in einer
horizontalen Ebene schwingen kann, so befindet er sich dann im Gleichgewichte,
wenn die beiden Fäden in einer verticalen Ebene liegen und der Schwerpunkt des
Körpers sich in derselben Ebene befindet. Läßt man dann den Körper schwingen,
so werden die beiden Fäden gegeneinander verdreht und gleichzeitig der Körper
abwechselnd etwas gehoben und gesenkt. Durch das Herausdrehen des Körpers aus
seiner Gleichgewichtslage entsteht in dieser Art ein Drehungsmoment, welches den
Körper wieder in seine ursprüngliche Lage zurückzuführen strebt. Die durch die
Verdrehung der Fäden bewirkte Directionskraft ist leicht zu bestimmen.

Wird an Stelle des aufgehängten Körpers ein Magnet angewandt, so wirken
auf dessen Stellung die Directionskraft der Fäden und überdies noch die Directions-

beide Ableſungen. Das Mittel ſämmtlicher Ableſungen wird dann als die richtige
Anzeige betrachtet.

Gleichwie die Declination, iſt auch die Inclination ſowohl für ver-
ſchiedene Orte zur ſelben Zeit, als auch für dieſelben Orte zu ver-
ſchiedenen Zeiten ungleich
. Aber auch hier giebt es Orte gleicher Inclination;
ihre Verbindungslinien nennt man Iſoclinen, und jene Iſocline, in welcher die
Inclination gleich Null iſt, den magnetiſchen Aequator oder die Acline. Von
der Acline aus, welche ſich beiläufig am aſtronomiſchen Aequator hinzieht, durch-
läuft die Inclination bis zu den magnetiſchen Polen alle Werthe von 0 bis 90 Grad.
Die Inclinationsnadel ſtellt ſich daher am magnetiſchen Aequator horizontal, neigt
ſich auf der Nordhälfte der Erde mit ihrem Nordende nach unten, auf der ſüdlichen
Erdhälfte mit dem Südende, und ſteht auf den magnetiſchen Polen ſenkrecht.
Dieſes Verhalten ermöglichte auch die Beſtimmung der magnetiſchen Pole. Der
magnetiſche Aequator läuft nicht mit dem aſtronomiſchen Aequator parallel, ſondern
ſchneidet dieſen, wie die Karte in Fig. 30 zeigt, zu wiederholtenmalen. Die
Iſoclinen umkreiſen die magnetiſchen Pole in ähnlichen Curven wie die Acline.

Die Inclination iſt im Verlaufe der Zeit ähnlichen Veränderungen ausgeſetzt
wie die Declination. Seit der Zeit, in welcher man begonnen hatte, ſie zu beob-
achten, bis zur Gegenwart, iſt ſie in einer beſtändigen Abnahme begriffen. Dies
zeigen z. B. nachſtehende in Paris beobachtete Werthe:

Im Jahre 1661 75° 00'
„ „ 1758 72° 15'
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„ „ 1820 68° 20'
„ „ 1835 67° 24'
„ „ 1851 68° 35'

Man kann vorläufig noch nicht angeben, ob die Schwankungen der Incli-
nation nach Perioden erfolgen, da z. B. in Paris ſeit dem Jahre 1820 der
Werth ſich beiläufig auf 60 Grad erhält, während in München auch von dieſer Zeit
an eine ſtändige Abnahme, an anderen Orten aber wieder eine Zunahme beobachtet
wurde. Auch die Inclination iſt täglichen periodiſchen Schwankungen ausgeſetzt.

Zur Feſtſtellung des magnetiſchen Zuſtandes der Erde iſt außer der Kenntniß
der Declination und Inclination auch noch jene der Intenſität nothwendig. Es
wurde bereits früher angedeutet, daß dieſe aus der horizontalen Richtkraft beſtimmt
werden kann, und eine Methode angegeben, dieſelbe zu erhalten. Um die Ver-
änderungen der Intenſität genau verfolgen zu können, hat Gauß ebenfalls ein
Inſtrument, das Bifilarmagnetometer, conſtruirt. Das Princip desſelben iſt folgendes.
Wird ein Körper an zwei parallelen Fäden derart aufgehängt, daß er in einer
horizontalen Ebene ſchwingen kann, ſo befindet er ſich dann im Gleichgewichte,
wenn die beiden Fäden in einer verticalen Ebene liegen und der Schwerpunkt des
Körpers ſich in derſelben Ebene befindet. Läßt man dann den Körper ſchwingen,
ſo werden die beiden Fäden gegeneinander verdreht und gleichzeitig der Körper
abwechſelnd etwas gehoben und geſenkt. Durch das Herausdrehen des Körpers aus
ſeiner Gleichgewichtslage entſteht in dieſer Art ein Drehungsmoment, welches den
Körper wieder in ſeine urſprüngliche Lage zurückzuführen ſtrebt. Die durch die
Verdrehung der Fäden bewirkte Directionskraft iſt leicht zu beſtimmen.

Wird an Stelle des aufgehängten Körpers ein Magnet angewandt, ſo wirken
auf deſſen Stellung die Directionskraft der Fäden und überdies noch die Directions-

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[59/0073] beide Ableſungen. Das Mittel ſämmtlicher Ableſungen wird dann als die richtige Anzeige betrachtet. Gleichwie die Declination, iſt auch die Inclination ſowohl für ver- ſchiedene Orte zur ſelben Zeit, als auch für dieſelben Orte zu ver- ſchiedenen Zeiten ungleich. Aber auch hier giebt es Orte gleicher Inclination; ihre Verbindungslinien nennt man Iſoclinen, und jene Iſocline, in welcher die Inclination gleich Null iſt, den magnetiſchen Aequator oder die Acline. Von der Acline aus, welche ſich beiläufig am aſtronomiſchen Aequator hinzieht, durch- läuft die Inclination bis zu den magnetiſchen Polen alle Werthe von 0 bis 90 Grad. Die Inclinationsnadel ſtellt ſich daher am magnetiſchen Aequator horizontal, neigt ſich auf der Nordhälfte der Erde mit ihrem Nordende nach unten, auf der ſüdlichen Erdhälfte mit dem Südende, und ſteht auf den magnetiſchen Polen ſenkrecht. Dieſes Verhalten ermöglichte auch die Beſtimmung der magnetiſchen Pole. Der magnetiſche Aequator läuft nicht mit dem aſtronomiſchen Aequator parallel, ſondern ſchneidet dieſen, wie die Karte in Fig. 30 zeigt, zu wiederholtenmalen. Die Iſoclinen umkreiſen die magnetiſchen Pole in ähnlichen Curven wie die Acline. Die Inclination iſt im Verlaufe der Zeit ähnlichen Veränderungen ausgeſetzt wie die Declination. Seit der Zeit, in welcher man begonnen hatte, ſie zu beob- achten, bis zur Gegenwart, iſt ſie in einer beſtändigen Abnahme begriffen. Dies zeigen z. B. nachſtehende in Paris beobachtete Werthe: Im Jahre 1661 75° 00' „ „ 1758 72° 15' „ „ 1805 69° 12' „ „ 1820 68° 20' „ „ 1835 67° 24' „ „ 1851 68° 35' Man kann vorläufig noch nicht angeben, ob die Schwankungen der Incli- nation nach Perioden erfolgen, da z. B. in Paris ſeit dem Jahre 1820 der Werth ſich beiläufig auf 60 Grad erhält, während in München auch von dieſer Zeit an eine ſtändige Abnahme, an anderen Orten aber wieder eine Zunahme beobachtet wurde. Auch die Inclination iſt täglichen periodiſchen Schwankungen ausgeſetzt. Zur Feſtſtellung des magnetiſchen Zuſtandes der Erde iſt außer der Kenntniß der Declination und Inclination auch noch jene der Intenſität nothwendig. Es wurde bereits früher angedeutet, daß dieſe aus der horizontalen Richtkraft beſtimmt werden kann, und eine Methode angegeben, dieſelbe zu erhalten. Um die Ver- änderungen der Intenſität genau verfolgen zu können, hat Gauß ebenfalls ein Inſtrument, das Bifilarmagnetometer, conſtruirt. Das Princip desſelben iſt folgendes. Wird ein Körper an zwei parallelen Fäden derart aufgehängt, daß er in einer horizontalen Ebene ſchwingen kann, ſo befindet er ſich dann im Gleichgewichte, wenn die beiden Fäden in einer verticalen Ebene liegen und der Schwerpunkt des Körpers ſich in derſelben Ebene befindet. Läßt man dann den Körper ſchwingen, ſo werden die beiden Fäden gegeneinander verdreht und gleichzeitig der Körper abwechſelnd etwas gehoben und geſenkt. Durch das Herausdrehen des Körpers aus ſeiner Gleichgewichtslage entſteht in dieſer Art ein Drehungsmoment, welches den Körper wieder in ſeine urſprüngliche Lage zurückzuführen ſtrebt. Die durch die Verdrehung der Fäden bewirkte Directionskraft iſt leicht zu beſtimmen. Wird an Stelle des aufgehängten Körpers ein Magnet angewandt, ſo wirken auf deſſen Stellung die Directionskraft der Fäden und überdies noch die Directions-

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/73>, abgerufen am 09.11.2024.