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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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bestehen aus Holzsäulen, welche auf den Pulten befestigt sind; jede solche Säule trägt zwei
auf Gelenkarmen aufgeschraubte und mit Schirmen versehene Lampen. Das Leitungskabel ist
um diese Arme geschlungen. Die Correctoren haben bewegliche Lampen zu ihrer Verfügung,
während die Einrichtung im lithographischen Atelier jener im Maschinensaale gleich ist.

Wenngleich die elektrische Beleuchtung noch nicht zu jener Ausbildung gelangt
ist, daß man ebenso wie bei der Gasbeleuchtung von einer oder wenigen Anstalten
aus die Beleuchtung ganzer Städte besorgt, so nimmt doch die Zahl der Central-
stationen für elektrische Beleuchtung
größerer Districte allmählich zu. Die
erste große Centralstation wurde von Edison in New-York errichtet; hierauf
folgte die Centralstation in Mailand. Gegenwärtig ist eine Centralstation in Boston
in Ausführung begriffen, deren Herstellung die Merchant's Electric Light and
Power Co
. übernommen hat, ferner beabsichtigt man in Paris und in Berlin
solche Centralstationen zu errichten.

Die Centralstation in Mailand wurde von einem Comite in's Leben gerufen,
welches sich aus den hervorragendsten Banken dieser Stadt bildete und Giuseppe Colombo
und Guzzi als Sachverständige beizog; der Bericht, welchen diese beiden Männer über ihre
Studienreisen nach Paris und England erstatteten, veranlaßte das Comite zur Bewilligung
ausreichender Mittel für die Errichtung einer Central-Versuchsstation im großen Maßstabe.
Erst, wenn diese ihre Leistungsfähigkeit hinlänglich erprobt haben wird, soll eine Gesellschaft
gegründet werden -- gewiß ein Vorgang, der Nachahmung verdient!

Die Centralstation selbst wurde in der Straße Santa Radegonda errichtet, an Stelle
des alten Theaters gleichen Namens. Diese Lage derselben ist außerordentlich günstig, da sich
in der Galerie Vittorio Emanuele und in der Nähe derselben die schönsten Kaufläden, die
größten Cafes, Theater und Clubs befinden, welche größtentheils die elektrische Beleuchtung
einführten. Das für die Station aufgeführte Gebäude bedeckt einen Flächenraum von
624 Quadratmeter und besteht aus drei Stockwerken, von welchen das unterste drei Meter
unter dem Boden liegt. Dieser Raum dient zur Aufnahme der Edison'schen "Dampfdynamos"
(siehe S 390) Von diesen sind gegenwärtig vier aufgestellt und kann jede 1000 bis 1200
Edisonlampen a 16 Kerzen mit Strom versorgen, wozu sie eines Kraftaufwandes von 120 bis
140 Pferdekräften bedarf. Die Armaturen haben einen Durchmesser von 0·75 Meter und drehen
sich mit 350 Touren per Minute. Die Lager aus Weißmetall, in welchem die Stahlaxen
laufen, werden durch ständig circulirendes Wasser kühl gehalten. Die Kühlung der Armaturen
besorgen auf sie gerichtete Luftströme. Zwei der Lichtmaschinen werden von Porter Allen-,
zwei von Armington & Sims-Maschinen in Bewegung gesetzt. Die Wellen der Dampf-
und Lichtmaschinen sind überall direct gekuppelt Sämmtliche Dampfdynamos sind, wie Fig. 538
zeigt, parallel nebeneinander gestellt. Der Dampf für die Motoren wird von Babcock- und
Wilcox-Kesseln geliefert, welche fünf an der Zahl im Stockwerke oberhalb des Maschinen-
raumes aufgestellt sind. Jeder dieser Kesseln kann für zwei Dampfdynamos Dampf liefern*)
und sind von gußeisernen Säulen, die auf starken Fundamenten ruhen, getragen. Die Speisung
der Kessel besorgen Körting-Injectoren und eine Pumpe mit Riemenantrieb. Die zum
Betriebe der letzteren dienende Maschine hat auch ein Centrifugalgebläse in Thätigkeit zu setzen
und befindet sich in einem gewölbten Raume unterhalb des Hofes. Die Potentialdifferenz der
Ströme wird auf 110 bis 120 Volts constant erhalten; bei Thätigkeit aller vier Maschinen
resultirt ein Strom von beiläufig 1200 Amperes. Die Stromregulirung wird in der bereits
weiter oben beschriebenen Weise durch Ein- und Ausschalten von Widerständen, die im selben
Raume wie die Dampfdynamos untergebracht sind, bewerkstelligt; daselbst ist auch ein Probir-
apparat für 1500 Lampen aufgestellt. Die Maschinen sind zu einander parallel geschaltet und
werden alle gemeinschaftlich regulirt, um stets eine für alle Maschinen gleichmäßige Regulirung
zu erhalten. Von den zwei Leitern aus, welche die Bürsten der Maschinen verbinden, findet
die Stromvertheilung in die Hauptleitungen statt. Die Leitungen sind in der bereits beschriebenen
Weise unterirdisch geführt Eine Hauptconsumstelle bildet das Theater de la Scala, in
welchem gewöhnlich 1600 Lampen in Thätigkeit sind, während bei den Aufführungen des "Don
Carlos" von Verdi sogar 2062 benützt wurden. Die Leitung zu diesem Theater ist ungefähr

*) Es sollen nämlich 10 Dampfdynamos aufgestellt werden.

beſtehen aus Holzſäulen, welche auf den Pulten befeſtigt ſind; jede ſolche Säule trägt zwei
auf Gelenkarmen aufgeſchraubte und mit Schirmen verſehene Lampen. Das Leitungskabel iſt
um dieſe Arme geſchlungen. Die Correctoren haben bewegliche Lampen zu ihrer Verfügung,
während die Einrichtung im lithographiſchen Atelier jener im Maſchinenſaale gleich iſt.

Wenngleich die elektriſche Beleuchtung noch nicht zu jener Ausbildung gelangt
iſt, daß man ebenſo wie bei der Gasbeleuchtung von einer oder wenigen Anſtalten
aus die Beleuchtung ganzer Städte beſorgt, ſo nimmt doch die Zahl der Central-
ſtationen für elektriſche Beleuchtung
größerer Diſtricte allmählich zu. Die
erſte große Centralſtation wurde von Ediſon in New-York errichtet; hierauf
folgte die Centralſtation in Mailand. Gegenwärtig iſt eine Centralſtation in Boſton
in Ausführung begriffen, deren Herſtellung die Merchant’s Electric Light and
Power Co
. übernommen hat, ferner beabſichtigt man in Paris und in Berlin
ſolche Centralſtationen zu errichten.

Die Centralſtation in Mailand wurde von einem Comité in’s Leben gerufen,
welches ſich aus den hervorragendſten Banken dieſer Stadt bildete und Giuſeppe Colombo
und Guzzi als Sachverſtändige beizog; der Bericht, welchen dieſe beiden Männer über ihre
Studienreiſen nach Paris und England erſtatteten, veranlaßte das Comité zur Bewilligung
ausreichender Mittel für die Errichtung einer Central-Verſuchsſtation im großen Maßſtabe.
Erſt, wenn dieſe ihre Leiſtungsfähigkeit hinlänglich erprobt haben wird, ſoll eine Geſellſchaft
gegründet werden — gewiß ein Vorgang, der Nachahmung verdient!

Die Centralſtation ſelbſt wurde in der Straße Santa Radegonda errichtet, an Stelle
des alten Theaters gleichen Namens. Dieſe Lage derſelben iſt außerordentlich günſtig, da ſich
in der Galerie Vittorio Emanuele und in der Nähe derſelben die ſchönſten Kaufläden, die
größten Cafés, Theater und Clubs befinden, welche größtentheils die elektriſche Beleuchtung
einführten. Das für die Station aufgeführte Gebäude bedeckt einen Flächenraum von
624 Quadratmeter und beſteht aus drei Stockwerken, von welchen das unterſte drei Meter
unter dem Boden liegt. Dieſer Raum dient zur Aufnahme der Ediſon’ſchen „Dampfdynamos“
(ſiehe S 390) Von dieſen ſind gegenwärtig vier aufgeſtellt und kann jede 1000 bis 1200
Ediſonlampen à 16 Kerzen mit Strom verſorgen, wozu ſie eines Kraftaufwandes von 120 bis
140 Pferdekräften bedarf. Die Armaturen haben einen Durchmeſſer von 0·75 Meter und drehen
ſich mit 350 Touren per Minute. Die Lager aus Weißmetall, in welchem die Stahlaxen
laufen, werden durch ſtändig circulirendes Waſſer kühl gehalten. Die Kühlung der Armaturen
beſorgen auf ſie gerichtete Luftſtröme. Zwei der Lichtmaſchinen werden von Porter Allen-,
zwei von Armington & Sims-Maſchinen in Bewegung geſetzt. Die Wellen der Dampf-
und Lichtmaſchinen ſind überall direct gekuppelt Sämmtliche Dampfdynamos ſind, wie Fig. 538
zeigt, parallel nebeneinander geſtellt. Der Dampf für die Motoren wird von Babcock- und
Wilcox-Keſſeln geliefert, welche fünf an der Zahl im Stockwerke oberhalb des Maſchinen-
raumes aufgeſtellt ſind. Jeder dieſer Keſſeln kann für zwei Dampfdynamos Dampf liefern*)
und ſind von gußeiſernen Säulen, die auf ſtarken Fundamenten ruhen, getragen. Die Speiſung
der Keſſel beſorgen Körting-Injectoren und eine Pumpe mit Riemenantrieb. Die zum
Betriebe der letzteren dienende Maſchine hat auch ein Centrifugalgebläſe in Thätigkeit zu ſetzen
und befindet ſich in einem gewölbten Raume unterhalb des Hofes. Die Potentialdifferenz der
Ströme wird auf 110 bis 120 Volts conſtant erhalten; bei Thätigkeit aller vier Maſchinen
reſultirt ein Strom von beiläufig 1200 Ampères. Die Stromregulirung wird in der bereits
weiter oben beſchriebenen Weiſe durch Ein- und Ausſchalten von Widerſtänden, die im ſelben
Raume wie die Dampfdynamos untergebracht ſind, bewerkſtelligt; daſelbſt iſt auch ein Probir-
apparat für 1500 Lampen aufgeſtellt. Die Maſchinen ſind zu einander parallel geſchaltet und
werden alle gemeinſchaftlich regulirt, um ſtets eine für alle Maſchinen gleichmäßige Regulirung
zu erhalten. Von den zwei Leitern aus, welche die Bürſten der Maſchinen verbinden, findet
die Stromvertheilung in die Hauptleitungen ſtatt. Die Leitungen ſind in der bereits beſchriebenen
Weiſe unterirdiſch geführt Eine Hauptconſumſtelle bildet das Theater de la Scala, in
welchem gewöhnlich 1600 Lampen in Thätigkeit ſind, während bei den Aufführungen des „Don
Carlos“ von Verdi ſogar 2062 benützt wurden. Die Leitung zu dieſem Theater iſt ungefähr

*) Es ſollen nämlich 10 Dampfdynamos aufgeſtellt werden.
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[738/0752] beſtehen aus Holzſäulen, welche auf den Pulten befeſtigt ſind; jede ſolche Säule trägt zwei auf Gelenkarmen aufgeſchraubte und mit Schirmen verſehene Lampen. Das Leitungskabel iſt um dieſe Arme geſchlungen. Die Correctoren haben bewegliche Lampen zu ihrer Verfügung, während die Einrichtung im lithographiſchen Atelier jener im Maſchinenſaale gleich iſt. Wenngleich die elektriſche Beleuchtung noch nicht zu jener Ausbildung gelangt iſt, daß man ebenſo wie bei der Gasbeleuchtung von einer oder wenigen Anſtalten aus die Beleuchtung ganzer Städte beſorgt, ſo nimmt doch die Zahl der Central- ſtationen für elektriſche Beleuchtung größerer Diſtricte allmählich zu. Die erſte große Centralſtation wurde von Ediſon in New-York errichtet; hierauf folgte die Centralſtation in Mailand. Gegenwärtig iſt eine Centralſtation in Boſton in Ausführung begriffen, deren Herſtellung die Merchant’s Electric Light and Power Co. übernommen hat, ferner beabſichtigt man in Paris und in Berlin ſolche Centralſtationen zu errichten. Die Centralſtation in Mailand wurde von einem Comité in’s Leben gerufen, welches ſich aus den hervorragendſten Banken dieſer Stadt bildete und Giuſeppe Colombo und Guzzi als Sachverſtändige beizog; der Bericht, welchen dieſe beiden Männer über ihre Studienreiſen nach Paris und England erſtatteten, veranlaßte das Comité zur Bewilligung ausreichender Mittel für die Errichtung einer Central-Verſuchsſtation im großen Maßſtabe. Erſt, wenn dieſe ihre Leiſtungsfähigkeit hinlänglich erprobt haben wird, ſoll eine Geſellſchaft gegründet werden — gewiß ein Vorgang, der Nachahmung verdient! Die Centralſtation ſelbſt wurde in der Straße Santa Radegonda errichtet, an Stelle des alten Theaters gleichen Namens. Dieſe Lage derſelben iſt außerordentlich günſtig, da ſich in der Galerie Vittorio Emanuele und in der Nähe derſelben die ſchönſten Kaufläden, die größten Cafés, Theater und Clubs befinden, welche größtentheils die elektriſche Beleuchtung einführten. Das für die Station aufgeführte Gebäude bedeckt einen Flächenraum von 624 Quadratmeter und beſteht aus drei Stockwerken, von welchen das unterſte drei Meter unter dem Boden liegt. Dieſer Raum dient zur Aufnahme der Ediſon’ſchen „Dampfdynamos“ (ſiehe S 390) Von dieſen ſind gegenwärtig vier aufgeſtellt und kann jede 1000 bis 1200 Ediſonlampen à 16 Kerzen mit Strom verſorgen, wozu ſie eines Kraftaufwandes von 120 bis 140 Pferdekräften bedarf. Die Armaturen haben einen Durchmeſſer von 0·75 Meter und drehen ſich mit 350 Touren per Minute. Die Lager aus Weißmetall, in welchem die Stahlaxen laufen, werden durch ſtändig circulirendes Waſſer kühl gehalten. Die Kühlung der Armaturen beſorgen auf ſie gerichtete Luftſtröme. Zwei der Lichtmaſchinen werden von Porter Allen-, zwei von Armington & Sims-Maſchinen in Bewegung geſetzt. Die Wellen der Dampf- und Lichtmaſchinen ſind überall direct gekuppelt Sämmtliche Dampfdynamos ſind, wie Fig. 538 zeigt, parallel nebeneinander geſtellt. Der Dampf für die Motoren wird von Babcock- und Wilcox-Keſſeln geliefert, welche fünf an der Zahl im Stockwerke oberhalb des Maſchinen- raumes aufgeſtellt ſind. Jeder dieſer Keſſeln kann für zwei Dampfdynamos Dampf liefern *) und ſind von gußeiſernen Säulen, die auf ſtarken Fundamenten ruhen, getragen. Die Speiſung der Keſſel beſorgen Körting-Injectoren und eine Pumpe mit Riemenantrieb. Die zum Betriebe der letzteren dienende Maſchine hat auch ein Centrifugalgebläſe in Thätigkeit zu ſetzen und befindet ſich in einem gewölbten Raume unterhalb des Hofes. Die Potentialdifferenz der Ströme wird auf 110 bis 120 Volts conſtant erhalten; bei Thätigkeit aller vier Maſchinen reſultirt ein Strom von beiläufig 1200 Ampères. Die Stromregulirung wird in der bereits weiter oben beſchriebenen Weiſe durch Ein- und Ausſchalten von Widerſtänden, die im ſelben Raume wie die Dampfdynamos untergebracht ſind, bewerkſtelligt; daſelbſt iſt auch ein Probir- apparat für 1500 Lampen aufgeſtellt. Die Maſchinen ſind zu einander parallel geſchaltet und werden alle gemeinſchaftlich regulirt, um ſtets eine für alle Maſchinen gleichmäßige Regulirung zu erhalten. Von den zwei Leitern aus, welche die Bürſten der Maſchinen verbinden, findet die Stromvertheilung in die Hauptleitungen ſtatt. Die Leitungen ſind in der bereits beſchriebenen Weiſe unterirdiſch geführt Eine Hauptconſumſtelle bildet das Theater de la Scala, in welchem gewöhnlich 1600 Lampen in Thätigkeit ſind, während bei den Aufführungen des „Don Carlos“ von Verdi ſogar 2062 benützt wurden. Die Leitung zu dieſem Theater iſt ungefähr *) Es ſollen nämlich 10 Dampfdynamos aufgeſtellt werden.

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 738. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/752>, abgerufen am 22.11.2024.