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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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erfolgter Aufnahme garantiren zu können. Wir weisen hin auf die Anwendungen
des elektrischen Lichtes in der Landwirthschaft, auf die Pflanzenzucht bei elektrischer
Beleuchtung, die Anwendung der letzteren in der Astronomie (zur Beleuchtung der
Fadenkreuze), in der Mikroskopie zum Beleuchten und Durchleuchten der Prä-
parate u. s. w.

2. Elektrochemie, Metallurgie und Galvanoplastik.

Von diesen drei Industriezweigen, welche fast ausnahmslos auf der praktischen
Verwerthung der chemischen Wirkungen des elektrischen Stromes beruhen, bildet
die Galvanoplastik den ältesten und daher auch einen verhältnißmäßig hoch ent-
wickelten Zweig. Die Vervollkommnungen der elektrischen Maschinen bewirken zwar
eine stets zunehmende Anwendung dieser an Stelle der früher benützten Batterien,
brachten aber keine Abänderungen der galvanoplastischen Methoden mit sich. Anders
verhält es sich aber mit der Elektrochemie und Metallurgie. In diesen Zweigen
konnte der elektrische Strom keine ausgedehnte Verwendung finden, so lange Batterien
zur Erzeugung desselben benützt werden, da sich die Erzeugungskosten im Vergleiche
zu dem Werthe des gewonnenen Productes viel zu hoch stellten. Die Elektrochemie
und die Elektrometallurgie wurden überhaupt erst möglich, nachdem durch die elek-
trischen Maschinen billige und ausgiebige Elektricitätsquellen geschaffen waren.
Allerdings befinden sich diese beiden Zweige der Elektrotechnik, eben ihrer Neuheit
wegen, noch im Stadium der Kindheit, aber man kann doch gegenwärtig schon
mit voller Sicherheit behaupten, daß die Elektricität dazu bestimmt ist, eine ein-
greifende Umgestaltung der chemischen Großindustrie und der Reinmetallgewinnung
herbeizuführen.

Schon im Jahre 1789 wies Päts van Trostwyck nach, daß die Elek-
tricität Wasser zu zersetzen im Stande ist. Er ließ Golddrähte in bestimmter Ent-
fernung voneinander in Wasser tauchen, verband einen derselben mit der äußeren,
den anderen mit der inneren Belegung einer Kleist'schen (Leydener) Flasche und
führte dann den Entladungsschlag durch das Wasser herbei. Die sich hierbei
entwickelnden Gasblasen wurden aufgesammelt und als Knallgas erkannt. Wollaston
verband (1801) feine Golddrähte, die bis auf ihre Spitzen in dünne Glasröhrchen
eingeschmolzen oder mit Siegellack umhüllt waren, einerseits mit dem Reibzeuge,
andererseits mit dem positiven Conductor einer Elektrisirmaschine. Tauchten die
Spitzen in Wasser, so wurde aus diesem beim Drehen der Maschine Knallgas
entwickelt; tauchten an Stelle der Wollaston'schen Spitzen Silberdrähte in eine
Kupfervitriollösung, so zeigte sich jener Draht, welcher mit dem Reibzeuge in Ver-
bindung gestanden war, nach einer größeren Anzahl von Umdrehungen der Maschine
mit Kupfer überzogen (siehe Seite 153). Auch Faraday untersuchte die Zersetzungs-
wirkung, welche durch die Elektricität auf das Wasser ausgeübt wird. Es gelang
aber erst Armstrong (1843), mit Hilfe der Dampfelektrisirmaschine (Seite 102)
nachzuweisen, daß die Elektricität das Wasser in seine beiden Bestandtheile, Wasser-
stoff und Sauerstoff, zerlegt, indem bei dem Durchgange des Stromes dieser
Maschine durch Wasser an der Kathode doppelt so viel Gas auftrat als an der
Anode und das an der Kathode auftretende Gas stets Wasserstoff, jenes an der
Anode stets Sauerstoff war.

Obzwar diese Versuche vom wissenschaftlichen Standpunkte aus des Interesses
keineswegs entbehren, knüpfte sich an diese doch keinerlei praktischer Erfolg. Dieser

erfolgter Aufnahme garantiren zu können. Wir weiſen hin auf die Anwendungen
des elektriſchen Lichtes in der Landwirthſchaft, auf die Pflanzenzucht bei elektriſcher
Beleuchtung, die Anwendung der letzteren in der Aſtronomie (zur Beleuchtung der
Fadenkreuze), in der Mikroſkopie zum Beleuchten und Durchleuchten der Prä-
parate u. ſ. w.

2. Elektrochemie, Metallurgie und Galvanoplaſtik.

Von dieſen drei Induſtriezweigen, welche faſt ausnahmslos auf der praktiſchen
Verwerthung der chemiſchen Wirkungen des elektriſchen Stromes beruhen, bildet
die Galvanoplaſtik den älteſten und daher auch einen verhältnißmäßig hoch ent-
wickelten Zweig. Die Vervollkommnungen der elektriſchen Maſchinen bewirken zwar
eine ſtets zunehmende Anwendung dieſer an Stelle der früher benützten Batterien,
brachten aber keine Abänderungen der galvanoplaſtiſchen Methoden mit ſich. Anders
verhält es ſich aber mit der Elektrochemie und Metallurgie. In dieſen Zweigen
konnte der elektriſche Strom keine ausgedehnte Verwendung finden, ſo lange Batterien
zur Erzeugung desſelben benützt werden, da ſich die Erzeugungskoſten im Vergleiche
zu dem Werthe des gewonnenen Productes viel zu hoch ſtellten. Die Elektrochemie
und die Elektrometallurgie wurden überhaupt erſt möglich, nachdem durch die elek-
triſchen Maſchinen billige und ausgiebige Elektricitätsquellen geſchaffen waren.
Allerdings befinden ſich dieſe beiden Zweige der Elektrotechnik, eben ihrer Neuheit
wegen, noch im Stadium der Kindheit, aber man kann doch gegenwärtig ſchon
mit voller Sicherheit behaupten, daß die Elektricität dazu beſtimmt iſt, eine ein-
greifende Umgeſtaltung der chemiſchen Großinduſtrie und der Reinmetallgewinnung
herbeizuführen.

Schon im Jahre 1789 wies Päts van Troſtwyck nach, daß die Elek-
tricität Waſſer zu zerſetzen im Stande iſt. Er ließ Golddrähte in beſtimmter Ent-
fernung voneinander in Waſſer tauchen, verband einen derſelben mit der äußeren,
den anderen mit der inneren Belegung einer Kleiſt’ſchen (Leydener) Flaſche und
führte dann den Entladungsſchlag durch das Waſſer herbei. Die ſich hierbei
entwickelnden Gasblaſen wurden aufgeſammelt und als Knallgas erkannt. Wollaſton
verband (1801) feine Golddrähte, die bis auf ihre Spitzen in dünne Glasröhrchen
eingeſchmolzen oder mit Siegellack umhüllt waren, einerſeits mit dem Reibzeuge,
andererſeits mit dem poſitiven Conductor einer Elektriſirmaſchine. Tauchten die
Spitzen in Waſſer, ſo wurde aus dieſem beim Drehen der Maſchine Knallgas
entwickelt; tauchten an Stelle der Wollaſton’ſchen Spitzen Silberdrähte in eine
Kupfervitriollöſung, ſo zeigte ſich jener Draht, welcher mit dem Reibzeuge in Ver-
bindung geſtanden war, nach einer größeren Anzahl von Umdrehungen der Maſchine
mit Kupfer überzogen (ſiehe Seite 153). Auch Faraday unterſuchte die Zerſetzungs-
wirkung, welche durch die Elektricität auf das Waſſer ausgeübt wird. Es gelang
aber erſt Armſtrong (1843), mit Hilfe der Dampfelektriſirmaſchine (Seite 102)
nachzuweiſen, daß die Elektricität das Waſſer in ſeine beiden Beſtandtheile, Waſſer-
ſtoff und Sauerſtoff, zerlegt, indem bei dem Durchgange des Stromes dieſer
Maſchine durch Waſſer an der Kathode doppelt ſo viel Gas auftrat als an der
Anode und das an der Kathode auftretende Gas ſtets Waſſerſtoff, jenes an der
Anode ſtets Sauerſtoff war.

Obzwar dieſe Verſuche vom wiſſenſchaftlichen Standpunkte aus des Intereſſes
keineswegs entbehren, knüpfte ſich an dieſe doch keinerlei praktiſcher Erfolg. Dieſer

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[774/0788] erfolgter Aufnahme garantiren zu können. Wir weiſen hin auf die Anwendungen des elektriſchen Lichtes in der Landwirthſchaft, auf die Pflanzenzucht bei elektriſcher Beleuchtung, die Anwendung der letzteren in der Aſtronomie (zur Beleuchtung der Fadenkreuze), in der Mikroſkopie zum Beleuchten und Durchleuchten der Prä- parate u. ſ. w. 2. Elektrochemie, Metallurgie und Galvanoplaſtik. Von dieſen drei Induſtriezweigen, welche faſt ausnahmslos auf der praktiſchen Verwerthung der chemiſchen Wirkungen des elektriſchen Stromes beruhen, bildet die Galvanoplaſtik den älteſten und daher auch einen verhältnißmäßig hoch ent- wickelten Zweig. Die Vervollkommnungen der elektriſchen Maſchinen bewirken zwar eine ſtets zunehmende Anwendung dieſer an Stelle der früher benützten Batterien, brachten aber keine Abänderungen der galvanoplaſtiſchen Methoden mit ſich. Anders verhält es ſich aber mit der Elektrochemie und Metallurgie. In dieſen Zweigen konnte der elektriſche Strom keine ausgedehnte Verwendung finden, ſo lange Batterien zur Erzeugung desſelben benützt werden, da ſich die Erzeugungskoſten im Vergleiche zu dem Werthe des gewonnenen Productes viel zu hoch ſtellten. Die Elektrochemie und die Elektrometallurgie wurden überhaupt erſt möglich, nachdem durch die elek- triſchen Maſchinen billige und ausgiebige Elektricitätsquellen geſchaffen waren. Allerdings befinden ſich dieſe beiden Zweige der Elektrotechnik, eben ihrer Neuheit wegen, noch im Stadium der Kindheit, aber man kann doch gegenwärtig ſchon mit voller Sicherheit behaupten, daß die Elektricität dazu beſtimmt iſt, eine ein- greifende Umgeſtaltung der chemiſchen Großinduſtrie und der Reinmetallgewinnung herbeizuführen. Schon im Jahre 1789 wies Päts van Troſtwyck nach, daß die Elek- tricität Waſſer zu zerſetzen im Stande iſt. Er ließ Golddrähte in beſtimmter Ent- fernung voneinander in Waſſer tauchen, verband einen derſelben mit der äußeren, den anderen mit der inneren Belegung einer Kleiſt’ſchen (Leydener) Flaſche und führte dann den Entladungsſchlag durch das Waſſer herbei. Die ſich hierbei entwickelnden Gasblaſen wurden aufgeſammelt und als Knallgas erkannt. Wollaſton verband (1801) feine Golddrähte, die bis auf ihre Spitzen in dünne Glasröhrchen eingeſchmolzen oder mit Siegellack umhüllt waren, einerſeits mit dem Reibzeuge, andererſeits mit dem poſitiven Conductor einer Elektriſirmaſchine. Tauchten die Spitzen in Waſſer, ſo wurde aus dieſem beim Drehen der Maſchine Knallgas entwickelt; tauchten an Stelle der Wollaſton’ſchen Spitzen Silberdrähte in eine Kupfervitriollöſung, ſo zeigte ſich jener Draht, welcher mit dem Reibzeuge in Ver- bindung geſtanden war, nach einer größeren Anzahl von Umdrehungen der Maſchine mit Kupfer überzogen (ſiehe Seite 153). Auch Faraday unterſuchte die Zerſetzungs- wirkung, welche durch die Elektricität auf das Waſſer ausgeübt wird. Es gelang aber erſt Armſtrong (1843), mit Hilfe der Dampfelektriſirmaſchine (Seite 102) nachzuweiſen, daß die Elektricität das Waſſer in ſeine beiden Beſtandtheile, Waſſer- ſtoff und Sauerſtoff, zerlegt, indem bei dem Durchgange des Stromes dieſer Maſchine durch Waſſer an der Kathode doppelt ſo viel Gas auftrat als an der Anode und das an der Kathode auftretende Gas ſtets Waſſerſtoff, jenes an der Anode ſtets Sauerſtoff war. Obzwar dieſe Verſuche vom wiſſenſchaftlichen Standpunkte aus des Intereſſes keineswegs entbehren, knüpfte ſich an dieſe doch keinerlei praktiſcher Erfolg. Dieſer

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 774. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/788>, abgerufen am 22.11.2024.