Naudin und Bidet wollen die elektrische Bleiche dadurch industriell verwerthbar machen, daß sie einen continuirlichen Betrieb ermöglichen. Zu diesem Behufe leiten sie durch die Kufe M (Fig. 566), welche mit Kochsalzlösung beschickt wird, den Strom einer Maschine D. Die beiden Elektroden E sind nicht weit voneinander getrennt, damit die durch die Elektrolyse in Freiheit gesetzten Stoffe aufeinander einwirken können. Das an der negativen Elektrode aus- geschiedene Natrium geht also in Aetznatron über und dieses wird durch das an der positiven Elektrode ausgeschiedene Chlor zum Theile in unterchlorigsaures Natron verwandelt. Dieses Bleichsalz dient alsdann im Gefäße N zum Bleichen der dort eingesetzten Zeuge. Hierbei wird das unterchlorigsaure Salz zerstört und es entstehen neuerdings Chlornatrium, Salz- säure u. dgl. Diese zum Bleichen unbrauchbar gewordene Flüssigkeit schafft die Pumpe P durch das Rohr B neuerdings in die Kufe M zurück, in welcher sie durch den elektrischen Strom abermals zersetzt wird. Von den Nebenprocessen abgesehen, ist es also immer dasselbe Chlor, mit welchem durch den elektrischen Strom das Bleichsalz gebildet wird, welches dann die bleichende (d. h. oxydirende) Wirkung ausübt, in die ursprünglichen Chlorverbindungen zurückverwandelt wird und neuerdings unter Einwirkung des elektrischen Stromes Bleichsalz bildet. Da dieser continuirliche Proceß gestattet, die beim Bleichen entstehenden, hierzu bei der bisherigen Bleichmethode nicht mehr verwendbaren Chlorverbindungen gewissermaßen zu regeneriren, d. h. in wieder wirksame Chlorverbindungen überzuführen, so kann er unter Umständen praktisch durchführbar erscheinen.
Eine andere Anwendung der Elektrolyse, die sich auch schon in einem beiläufig dreijährigen Großbetriebe praktisch bewährt hat, besteht in der Rectisication des Alkohols; sie wurde von Naudin erdacht und in der Fabrik Boulet's in Bapaume-les-Rouen eingeführt. Zur Gewinnung von Alkohol benützt man unter Anderm die Abfälle der Rübenzuckerfabrication, als: Zuckerschaum und Melassen, bei niedrigem Zuckerpreise auch den Rübensaft selbst, ferner Kartoffel, Gerste, Weizen u. s. w. Nun treten aber bei der weingeistigen Gährung nicht nur der gewöhnliche Alkohol (Aethylalkohol), sondern auch größere oder geringere Mengen anderer (sogenannter homologer) Alkohole auf, die dem Weingeiste häufig einen unangenehmen Geschmack und Geruch ertheilen und mit dem Namen Fuselöl bezeichnet werden. Für viele Anwendungen des Spiritus ist dessen Fuselgehalt nachtheilig und muß daher beseitigt werden. Die bisher angewandten Methoden zur Entfuselung bestehen entweder in einer Oxydation der Fuselöle oder einer Ueber- führung in minder unangenehm riechende Stoffe oder endlich in einer gänzlichen Entfernung derselben z. B. durch gut ausgeglühte Kohle. Die verschiedenen Reini- gungsmethoden sind jedoch mit bedeutenden Verlusten verbunden und erhöhen dadurch den Erzeugungspreis. Naudin ist es nun (nach Berichten in der Zeitschrift "La lumiere electrique") gelungen, die Entfuselung des Alkohols durch Anwen- dung der Elektricität in viel ökonomischerer Weise zu erreichen. Naudin sieht nämlich in gewissen unvollständigen Alkoholen, den sogenannten Aldehyden, d. h. Verbin- dungen, die erst durch weitere Wasserstoffaufnahme in Alkohole übergehen, die Ursachen des üblen Geruches und Geschmackes. Die Ueberführung dieser Aldehyde in Alkohole kann durch Wasserstoff im Enstehungszustande (status nascendi)*) bewirkt werden.
Sonach zerfällt die Reinigungsmethode Naudin's in folgende Operationen: 1. Behandlung des Lutters (erstes Destillationsproduct der gegohrenen Flüssigkeit) durch eine Zink-Kupfersäule, d. h. Hydrogenirung. 2. Ansäuern (durch ein Tausend- theil Schwefelsäure) und Elektrolysiren des Lutters in einer Reihe von Voltametern.
*) Die Erfahrung lehrte nämlich, daß sich zwei Körper viel leichter verbinden, wenn einer derselben oder auch beide eben aus einer Verbindung abgeschieden werden, also aus dieser entstehen.
Naudin und Bidet wollen die elektriſche Bleiche dadurch induſtriell verwerthbar machen, daß ſie einen continuirlichen Betrieb ermöglichen. Zu dieſem Behufe leiten ſie durch die Kufe M (Fig. 566), welche mit Kochſalzlöſung beſchickt wird, den Strom einer Maſchine D. Die beiden Elektroden E ſind nicht weit voneinander getrennt, damit die durch die Elektrolyſe in Freiheit geſetzten Stoffe aufeinander einwirken können. Das an der negativen Elektrode aus- geſchiedene Natrium geht alſo in Aetznatron über und dieſes wird durch das an der poſitiven Elektrode ausgeſchiedene Chlor zum Theile in unterchlorigſaures Natron verwandelt. Dieſes Bleichſalz dient alsdann im Gefäße N zum Bleichen der dort eingeſetzten Zeuge. Hierbei wird das unterchlorigſaure Salz zerſtört und es entſtehen neuerdings Chlornatrium, Salz- ſäure u. dgl. Dieſe zum Bleichen unbrauchbar gewordene Flüſſigkeit ſchafft die Pumpe P durch das Rohr B neuerdings in die Kufe M zurück, in welcher ſie durch den elektriſchen Strom abermals zerſetzt wird. Von den Nebenproceſſen abgeſehen, iſt es alſo immer dasſelbe Chlor, mit welchem durch den elektriſchen Strom das Bleichſalz gebildet wird, welches dann die bleichende (d. h. oxydirende) Wirkung ausübt, in die urſprünglichen Chlorverbindungen zurückverwandelt wird und neuerdings unter Einwirkung des elektriſchen Stromes Bleichſalz bildet. Da dieſer continuirliche Proceß geſtattet, die beim Bleichen entſtehenden, hierzu bei der bisherigen Bleichmethode nicht mehr verwendbaren Chlorverbindungen gewiſſermaßen zu regeneriren, d. h. in wieder wirkſame Chlorverbindungen überzuführen, ſo kann er unter Umſtänden praktiſch durchführbar erſcheinen.
Eine andere Anwendung der Elektrolyſe, die ſich auch ſchon in einem beiläufig dreijährigen Großbetriebe praktiſch bewährt hat, beſteht in der Rectiſication des Alkohols; ſie wurde von Naudin erdacht und in der Fabrik Boulet’s in Bapaume-lès-Rouen eingeführt. Zur Gewinnung von Alkohol benützt man unter Anderm die Abfälle der Rübenzuckerfabrication, als: Zuckerſchaum und Melaſſen, bei niedrigem Zuckerpreiſe auch den Rübenſaft ſelbſt, ferner Kartoffel, Gerſte, Weizen u. ſ. w. Nun treten aber bei der weingeiſtigen Gährung nicht nur der gewöhnliche Alkohol (Aethylalkohol), ſondern auch größere oder geringere Mengen anderer (ſogenannter homologer) Alkohole auf, die dem Weingeiſte häufig einen unangenehmen Geſchmack und Geruch ertheilen und mit dem Namen Fuſelöl bezeichnet werden. Für viele Anwendungen des Spiritus iſt deſſen Fuſelgehalt nachtheilig und muß daher beſeitigt werden. Die bisher angewandten Methoden zur Entfuſelung beſtehen entweder in einer Oxydation der Fuſelöle oder einer Ueber- führung in minder unangenehm riechende Stoffe oder endlich in einer gänzlichen Entfernung derſelben z. B. durch gut ausgeglühte Kohle. Die verſchiedenen Reini- gungsmethoden ſind jedoch mit bedeutenden Verluſten verbunden und erhöhen dadurch den Erzeugungspreis. Naudin iſt es nun (nach Berichten in der Zeitſchrift „La lumière électrique“) gelungen, die Entfuſelung des Alkohols durch Anwen- dung der Elektricität in viel ökonomiſcherer Weiſe zu erreichen. Naudin ſieht nämlich in gewiſſen unvollſtändigen Alkoholen, den ſogenannten Aldehyden, d. h. Verbin- dungen, die erſt durch weitere Waſſerſtoffaufnahme in Alkohole übergehen, die Urſachen des üblen Geruches und Geſchmackes. Die Ueberführung dieſer Aldehyde in Alkohole kann durch Waſſerſtoff im Enſtehungszuſtande (status nascendi)*) bewirkt werden.
Sonach zerfällt die Reinigungsmethode Naudin’s in folgende Operationen: 1. Behandlung des Lutters (erſtes Deſtillationsproduct der gegohrenen Flüſſigkeit) durch eine Zink-Kupferſäule, d. h. Hydrogenirung. 2. Anſäuern (durch ein Tauſend- theil Schwefelſäure) und Elektrolyſiren des Lutters in einer Reihe von Voltametern.
*) Die Erfahrung lehrte nämlich, daß ſich zwei Körper viel leichter verbinden, wenn einer derſelben oder auch beide eben aus einer Verbindung abgeſchieden werden, alſo aus dieſer entſtehen.
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Naudin und Bidet wollen die elektriſche Bleiche dadurch induſtriell verwerthbar
machen, daß ſie einen continuirlichen Betrieb ermöglichen. Zu dieſem Behufe leiten ſie durch
die Kufe M (Fig. 566), welche mit Kochſalzlöſung beſchickt wird, den Strom einer Maſchine D.
Die beiden Elektroden E ſind nicht weit voneinander getrennt, damit die durch die Elektrolyſe in
Freiheit geſetzten Stoffe aufeinander einwirken können. Das an der negativen Elektrode aus-
geſchiedene Natrium geht alſo in Aetznatron über und dieſes wird durch das an der poſitiven
Elektrode ausgeſchiedene Chlor zum Theile in unterchlorigſaures Natron verwandelt. Dieſes
Bleichſalz dient alsdann im Gefäße N zum Bleichen der dort eingeſetzten Zeuge. Hierbei
wird das unterchlorigſaure Salz zerſtört und es entſtehen neuerdings Chlornatrium, Salz-
ſäure u. dgl. Dieſe zum Bleichen unbrauchbar gewordene Flüſſigkeit ſchafft die Pumpe P
durch das Rohr B neuerdings in die Kufe M zurück, in welcher ſie durch den elektriſchen
Strom abermals zerſetzt wird. Von den Nebenproceſſen abgeſehen, iſt es alſo immer dasſelbe
Chlor, mit welchem durch den elektriſchen Strom das Bleichſalz gebildet wird, welches dann
die bleichende (d. h. oxydirende) Wirkung ausübt, in die urſprünglichen Chlorverbindungen
zurückverwandelt wird und neuerdings unter Einwirkung des elektriſchen Stromes Bleichſalz
bildet. Da dieſer continuirliche Proceß geſtattet, die beim Bleichen entſtehenden, hierzu bei
der bisherigen Bleichmethode nicht mehr verwendbaren Chlorverbindungen gewiſſermaßen zu
regeneriren, d. h. in wieder wirkſame Chlorverbindungen überzuführen, ſo kann er unter
Umſtänden praktiſch durchführbar erſcheinen.
Eine andere Anwendung der Elektrolyſe, die ſich auch ſchon in einem beiläufig
dreijährigen Großbetriebe praktiſch bewährt hat, beſteht in der Rectiſication des
Alkohols; ſie wurde von Naudin erdacht und in der Fabrik Boulet’s in
Bapaume-lès-Rouen eingeführt. Zur Gewinnung von Alkohol benützt man
unter Anderm die Abfälle der Rübenzuckerfabrication, als: Zuckerſchaum und Melaſſen,
bei niedrigem Zuckerpreiſe auch den Rübenſaft ſelbſt, ferner Kartoffel, Gerſte,
Weizen u. ſ. w. Nun treten aber bei der weingeiſtigen Gährung nicht nur der
gewöhnliche Alkohol (Aethylalkohol), ſondern auch größere oder geringere Mengen
anderer (ſogenannter homologer) Alkohole auf, die dem Weingeiſte häufig einen
unangenehmen Geſchmack und Geruch ertheilen und mit dem Namen Fuſelöl
bezeichnet werden. Für viele Anwendungen des Spiritus iſt deſſen Fuſelgehalt
nachtheilig und muß daher beſeitigt werden. Die bisher angewandten Methoden
zur Entfuſelung beſtehen entweder in einer Oxydation der Fuſelöle oder einer Ueber-
führung in minder unangenehm riechende Stoffe oder endlich in einer gänzlichen
Entfernung derſelben z. B. durch gut ausgeglühte Kohle. Die verſchiedenen Reini-
gungsmethoden ſind jedoch mit bedeutenden Verluſten verbunden und erhöhen
dadurch den Erzeugungspreis. Naudin iſt es nun (nach Berichten in der Zeitſchrift
„La lumière électrique“) gelungen, die Entfuſelung des Alkohols durch Anwen-
dung der Elektricität in viel ökonomiſcherer Weiſe zu erreichen. Naudin ſieht nämlich
in gewiſſen unvollſtändigen Alkoholen, den ſogenannten Aldehyden, d. h. Verbin-
dungen, die erſt durch weitere Waſſerſtoffaufnahme in Alkohole übergehen, die
Urſachen des üblen Geruches und Geſchmackes. Die Ueberführung dieſer Aldehyde
in Alkohole kann durch Waſſerſtoff im Enſtehungszuſtande (status nascendi) *)
bewirkt werden.
Sonach zerfällt die Reinigungsmethode Naudin’s in folgende Operationen:
1. Behandlung des Lutters (erſtes Deſtillationsproduct der gegohrenen Flüſſigkeit)
durch eine Zink-Kupferſäule, d. h. Hydrogenirung. 2. Anſäuern (durch ein Tauſend-
theil Schwefelſäure) und Elektrolyſiren des Lutters in einer Reihe von Voltametern.
*) Die Erfahrung lehrte nämlich, daß ſich zwei Körper viel leichter verbinden, wenn
einer derſelben oder auch beide eben aus einer Verbindung abgeſchieden werden, alſo aus
dieſer entſtehen.
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 779. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/793>, abgerufen am 22.11.2024.
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