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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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3. Neutralisation der Säure durch Zink oder Eisen. 4. Rectification nach einer
der gewöhnlichen Methoden.

Die Hydrogenirung des Lutters wird in dem Gefäße P (Fig. 567) aus
Holz oder Metall vorgenommen. In diesem Gefäße sind wellenförmig gebogene
Zinkplatten b b' b" ... übereinander angebracht und durch zwischengesetzte flache
Zinke a a' a" ... voneinander getrennt.

Um das Ablösen der Wasserstoffblasen während der Reaction zu erleichtern,
sind die Platten durchlöchert und gegen den Boden der Kufe leicht geneigt. Bei
einem Fassungsraume der letzteren von 150 Hektoliter können 105 Reihen von
Zinkplatten eingesetzt werden, welche eine hydrogenirende Fläche von 1800 Qua-

[Abbildung] Fig. 567.

Hydrogenirungskufe.

dratmeter (oder 12 Quadratmeter pro
Hektoliter) geben. Die Zinkplatten
müssen sorgfältig gereinigt sein, was
man dadurch erreicht, daß man sie zu-
nächst mit einer schwachen Aetznatron-
lösung abspült, um das Fett zu ent-
fernen, welches ihnen noch vom Walzen
her anhaftet, dann mit einer Salzsäure-
lösung und endlich mit reinem Wasser
abwäscht. Die Zink-Kupfer-Batterie
(nach Gladstone & Tribe) wird dann
in der Weise erhalten, daß man auf
den gereinigten Zinkplatten Kupfer im
pulverförmigen Zustande niederschlägt.
Zu diesem Behufe wird durch die
Pumpe O eine Kupfervitriollösung in
die Kufe P gepumpt, so daß diese
ganz damit gefüllt ist. Man läßt
die Zinkplatten 24 Stunden mit der
Kupfervitriollösung in Berührung und
ersetzt dann die Lösung durch eine neue;
diese Operation wird mehrmals wieder-
holt. Dann ist die Säule dienstbereit
und bleibt es 18 Monate oder zwei
Jahre ohne eine Erneuerung zu erfor-
dern, wenn für ihre Instandhaltung in
entsprechender, weiter unten anzugebender Weise gesorgt wird.

Das zu reinigende Lutter wird durch das Rohr E in die Kufe eingeführt
und verbleibt darin 6 bis 48 Stunden, je nach dem Grade seiner Verunreinigung
und der Höhe der Temperatur. Diesbezüglich ist zu bemerken, daß die Säule unter
+ 5 Grad nicht functionirt, oberhalb + 35 Grad aber eine stürmische Reaction
erfolgt, welche auch den Kupferbeschlag zerstört. Bei normalem Gange tritt eine
ständige Entwicklung von Wasserstoff und Sauerstoff durch Zerlegung des Wassers
ein. Der Wasserstoff hydrogenirt die Aldehyde und bewirkt so die Entfuselung des
Lutters, während der Sauerstoff durch Bildung von Zinkoxyd unschädlich gemacht
wird. Um die Reaction zu einer in der ganzen Kufe gleichförmigen zu machen,
saugt die Pumpe O stets Flüssigkeit durch das Rohr F aus der Kufe heraus und
führt die Flüssigkeit durch das Rohr D wieder zurück, in dieser Weise einen

3. Neutraliſation der Säure durch Zink oder Eiſen. 4. Rectification nach einer
der gewöhnlichen Methoden.

Die Hydrogenirung des Lutters wird in dem Gefäße P (Fig. 567) aus
Holz oder Metall vorgenommen. In dieſem Gefäße ſind wellenförmig gebogene
Zinkplatten b b' b″ … übereinander angebracht und durch zwiſchengeſetzte flache
Zinke a a' a″ … voneinander getrennt.

Um das Ablöſen der Waſſerſtoffblaſen während der Reaction zu erleichtern,
ſind die Platten durchlöchert und gegen den Boden der Kufe leicht geneigt. Bei
einem Faſſungsraume der letzteren von 150 Hektoliter können 105 Reihen von
Zinkplatten eingeſetzt werden, welche eine hydrogenirende Fläche von 1800 Qua-

[Abbildung] Fig. 567.

Hydrogenirungskufe.

dratmeter (oder 12 Quadratmeter pro
Hektoliter) geben. Die Zinkplatten
müſſen ſorgfältig gereinigt ſein, was
man dadurch erreicht, daß man ſie zu-
nächſt mit einer ſchwachen Aetznatron-
löſung abſpült, um das Fett zu ent-
fernen, welches ihnen noch vom Walzen
her anhaftet, dann mit einer Salzſäure-
löſung und endlich mit reinem Waſſer
abwäſcht. Die Zink-Kupfer-Batterie
(nach Gladſtone & Tribe) wird dann
in der Weiſe erhalten, daß man auf
den gereinigten Zinkplatten Kupfer im
pulverförmigen Zuſtande niederſchlägt.
Zu dieſem Behufe wird durch die
Pumpe O eine Kupfervitriollöſung in
die Kufe P gepumpt, ſo daß dieſe
ganz damit gefüllt iſt. Man läßt
die Zinkplatten 24 Stunden mit der
Kupfervitriollöſung in Berührung und
erſetzt dann die Löſung durch eine neue;
dieſe Operation wird mehrmals wieder-
holt. Dann iſt die Säule dienſtbereit
und bleibt es 18 Monate oder zwei
Jahre ohne eine Erneuerung zu erfor-
dern, wenn für ihre Inſtandhaltung in
entſprechender, weiter unten anzugebender Weiſe geſorgt wird.

Das zu reinigende Lutter wird durch das Rohr E in die Kufe eingeführt
und verbleibt darin 6 bis 48 Stunden, je nach dem Grade ſeiner Verunreinigung
und der Höhe der Temperatur. Diesbezüglich iſt zu bemerken, daß die Säule unter
+ 5 Grad nicht functionirt, oberhalb + 35 Grad aber eine ſtürmiſche Reaction
erfolgt, welche auch den Kupferbeſchlag zerſtört. Bei normalem Gange tritt eine
ſtändige Entwicklung von Waſſerſtoff und Sauerſtoff durch Zerlegung des Waſſers
ein. Der Waſſerſtoff hydrogenirt die Aldehyde und bewirkt ſo die Entfuſelung des
Lutters, während der Sauerſtoff durch Bildung von Zinkoxyd unſchädlich gemacht
wird. Um die Reaction zu einer in der ganzen Kufe gleichförmigen zu machen,
ſaugt die Pumpe O ſtets Flüſſigkeit durch das Rohr F aus der Kufe heraus und
führt die Flüſſigkeit durch das Rohr D wieder zurück, in dieſer Weiſe einen

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[780/0794] 3. Neutraliſation der Säure durch Zink oder Eiſen. 4. Rectification nach einer der gewöhnlichen Methoden. Die Hydrogenirung des Lutters wird in dem Gefäße P (Fig. 567) aus Holz oder Metall vorgenommen. In dieſem Gefäße ſind wellenförmig gebogene Zinkplatten b b' b″ … übereinander angebracht und durch zwiſchengeſetzte flache Zinke a a' a″ … voneinander getrennt. Um das Ablöſen der Waſſerſtoffblaſen während der Reaction zu erleichtern, ſind die Platten durchlöchert und gegen den Boden der Kufe leicht geneigt. Bei einem Faſſungsraume der letzteren von 150 Hektoliter können 105 Reihen von Zinkplatten eingeſetzt werden, welche eine hydrogenirende Fläche von 1800 Qua- [Abbildung Fig. 567. Hydrogenirungskufe.] dratmeter (oder 12 Quadratmeter pro Hektoliter) geben. Die Zinkplatten müſſen ſorgfältig gereinigt ſein, was man dadurch erreicht, daß man ſie zu- nächſt mit einer ſchwachen Aetznatron- löſung abſpült, um das Fett zu ent- fernen, welches ihnen noch vom Walzen her anhaftet, dann mit einer Salzſäure- löſung und endlich mit reinem Waſſer abwäſcht. Die Zink-Kupfer-Batterie (nach Gladſtone & Tribe) wird dann in der Weiſe erhalten, daß man auf den gereinigten Zinkplatten Kupfer im pulverförmigen Zuſtande niederſchlägt. Zu dieſem Behufe wird durch die Pumpe O eine Kupfervitriollöſung in die Kufe P gepumpt, ſo daß dieſe ganz damit gefüllt iſt. Man läßt die Zinkplatten 24 Stunden mit der Kupfervitriollöſung in Berührung und erſetzt dann die Löſung durch eine neue; dieſe Operation wird mehrmals wieder- holt. Dann iſt die Säule dienſtbereit und bleibt es 18 Monate oder zwei Jahre ohne eine Erneuerung zu erfor- dern, wenn für ihre Inſtandhaltung in entſprechender, weiter unten anzugebender Weiſe geſorgt wird. Das zu reinigende Lutter wird durch das Rohr E in die Kufe eingeführt und verbleibt darin 6 bis 48 Stunden, je nach dem Grade ſeiner Verunreinigung und der Höhe der Temperatur. Diesbezüglich iſt zu bemerken, daß die Säule unter + 5 Grad nicht functionirt, oberhalb + 35 Grad aber eine ſtürmiſche Reaction erfolgt, welche auch den Kupferbeſchlag zerſtört. Bei normalem Gange tritt eine ſtändige Entwicklung von Waſſerſtoff und Sauerſtoff durch Zerlegung des Waſſers ein. Der Waſſerſtoff hydrogenirt die Aldehyde und bewirkt ſo die Entfuſelung des Lutters, während der Sauerſtoff durch Bildung von Zinkoxyd unſchädlich gemacht wird. Um die Reaction zu einer in der ganzen Kufe gleichförmigen zu machen, ſaugt die Pumpe O ſtets Flüſſigkeit durch das Rohr F aus der Kufe heraus und führt die Flüſſigkeit durch das Rohr D wieder zurück, in dieſer Weiſe einen

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 780. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/794>, abgerufen am 22.11.2024.