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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Die Herstellung von hohlen Figuren oder überhaupt von Kunstwerken auf
galvanoplastischem Wege hat gegenüber jener durch Guß mancherlei Vortheile auf-
zuweisen. Die galvanoplastische Herstellung kommt bedeutend billiger, weil sie einfacher
ist, nach der Herstellung keiner Ueberarbeitung bedarf und weniger Metall bean-
sprucht. Sie ist einfacher, weil sie nur eines verhältnißmäßig einfachen und billigen
Apparates, nämlich des Bades bedarf, während der Guß die Aufstellung eines
Schmelzofens erfordert. Die galvanoplastisch erzeugten Figuren bedürfen keiner
Nacharbeitung, weil sie ohnehin eine glatte Oberfläche besitzen, die sich mit absoluter
Genauigkeit an die Form anschmiegt. Beim Guß müssen hingegen die Formen aus
mehr oder minder rauhem Sande hergestellt werden, damit sie die hohe Temperatur
des geschmolzenen Metalles aushalten können. Die Gußtheile sind daher an ihrer
Oberfläche rauh und erfordern deshalb an ihrer ganzen Oberfläche eine sorgfältige
Nacharbeitung. Dies hat nicht nur den Nachtheil, daß hierdurch das Product
vertheuert wird, sondern macht auch den Künstler ganz von der Geschicklichkeit des
Ciseleurs oder Retoucheurs abhängig. Es ist einleuchtend, daß bei dieser nachträglichen
Retouche, auch bei vollkommen gelungenem Gusse, die Weichheit der Formen und
Schönheit der Linien erhebliche Einbuße erleiden kann, wenn der Retoucheur nicht
im Stande ist, die Gedanken des Künstlers vollkommen nachzudenken. Auch ist der
Metallguß großer Figuren durchaus keine Operation, deren Gelingen im Vorhinein
verbürgt werden kann. Ferner können beim Abkühlen und Erstarren der Gußmasse
durch ungleichförmige Zusammenziehung des Metalles an verschiedenen Stellen auch
Verzerrungen eintreten. Alle diese Uebelstände fallen bei der galvanoplastischen
Herstellung vollkommen weg.

Die galvanoplastischen Niederschläge sind überdies sehr homogen, zäh und
hämmerbar. Bouilhet setzte zwei gleich starke Kupferplatten, von welchen die eine
galvanoplastisch, die andere durch Guß hergestellt war, einer hydraulischen Presse
aus. Durch die gegossene Platte drang das Wasser bereits bei einem Drucke von
12 Atmosphären, während es die galvanoplastische Platte erst bei 20 Atmosphären
durchdrang.

Der weitaus niedrigere Preis galvanoplastisch erzeugter Kunstwerke gegenüber
gegossenen ist aber auch noch in anderen Umständen begründet. Eine galvanoplastisch
erzeugte Metallplatte ist allerdings theurer (etwa noch einmal so theuer) wie eine
gegossene Bronzeplatte von gleichem Gewichte; ist aber z. B. eine antike Statue
in Metall nachzubilden, dann erfordert die Herstellung dieser Copie durch Metall-
guß einen sehr bedeutenden Kostenaufwand, da die Nachbildung auf diesem Wege
Künstlerhänden anvertraut werden muß. Für die galvanoplastische Nachbildung
bleibt aber der Preis unverändert, da der galvanoplastische Niederschlag complicirte
oder edle Formen ganz in derselben Weise nachbildet wie die einfachsten oder kunst-
losesten Formen. Bei der Herstellung von Kunstwerken durch Guß ist man bestrebt,
den Guß möglichst dünn zu erhalten, um an Metall zu sparen; man gießt einzelne
Stücke nicht, um ihre Festigkeit zu erhöhen, 8 bis 15 Millimeter stark, sondern
weil man sie in dünnerem Gusse nicht herstellen kann. Auch für Werke großer Dimen-
sionen, welche den Einflüssen der Witterung auf unbestimmte Zeit hinaus zu
widerstehen haben, genügt eine Metallstärke von 1·5 Millimeter. Die Festigkeit
solcher Hohlformen kann durch innen angebrachte Metallgerüste hinreichend gesichert
werden. Die auf galvanoplastischem Wege erzeugten Statuen erhalten gewöhnlich
eine Wandstärke aus reinem Kupfer von 3 bis 5 Millimeter Dicke. Man kann
diese durch Eingießen von Metall (Blei-Zinn oder Kupfer-Zink) ganz beliebig ver-

Die Herſtellung von hohlen Figuren oder überhaupt von Kunſtwerken auf
galvanoplaſtiſchem Wege hat gegenüber jener durch Guß mancherlei Vortheile auf-
zuweiſen. Die galvanoplaſtiſche Herſtellung kommt bedeutend billiger, weil ſie einfacher
iſt, nach der Herſtellung keiner Ueberarbeitung bedarf und weniger Metall bean-
ſprucht. Sie iſt einfacher, weil ſie nur eines verhältnißmäßig einfachen und billigen
Apparates, nämlich des Bades bedarf, während der Guß die Aufſtellung eines
Schmelzofens erfordert. Die galvanoplaſtiſch erzeugten Figuren bedürfen keiner
Nacharbeitung, weil ſie ohnehin eine glatte Oberfläche beſitzen, die ſich mit abſoluter
Genauigkeit an die Form anſchmiegt. Beim Guß müſſen hingegen die Formen aus
mehr oder minder rauhem Sande hergeſtellt werden, damit ſie die hohe Temperatur
des geſchmolzenen Metalles aushalten können. Die Gußtheile ſind daher an ihrer
Oberfläche rauh und erfordern deshalb an ihrer ganzen Oberfläche eine ſorgfältige
Nacharbeitung. Dies hat nicht nur den Nachtheil, daß hierdurch das Product
vertheuert wird, ſondern macht auch den Künſtler ganz von der Geſchicklichkeit des
Ciſeleurs oder Retoucheurs abhängig. Es iſt einleuchtend, daß bei dieſer nachträglichen
Retouche, auch bei vollkommen gelungenem Guſſe, die Weichheit der Formen und
Schönheit der Linien erhebliche Einbuße erleiden kann, wenn der Retoucheur nicht
im Stande iſt, die Gedanken des Künſtlers vollkommen nachzudenken. Auch iſt der
Metallguß großer Figuren durchaus keine Operation, deren Gelingen im Vorhinein
verbürgt werden kann. Ferner können beim Abkühlen und Erſtarren der Gußmaſſe
durch ungleichförmige Zuſammenziehung des Metalles an verſchiedenen Stellen auch
Verzerrungen eintreten. Alle dieſe Uebelſtände fallen bei der galvanoplaſtiſchen
Herſtellung vollkommen weg.

Die galvanoplaſtiſchen Niederſchläge ſind überdies ſehr homogen, zäh und
hämmerbar. Bouilhet ſetzte zwei gleich ſtarke Kupferplatten, von welchen die eine
galvanoplaſtiſch, die andere durch Guß hergeſtellt war, einer hydrauliſchen Preſſe
aus. Durch die gegoſſene Platte drang das Waſſer bereits bei einem Drucke von
12 Atmoſphären, während es die galvanoplaſtiſche Platte erſt bei 20 Atmoſphären
durchdrang.

Der weitaus niedrigere Preis galvanoplaſtiſch erzeugter Kunſtwerke gegenüber
gegoſſenen iſt aber auch noch in anderen Umſtänden begründet. Eine galvanoplaſtiſch
erzeugte Metallplatte iſt allerdings theurer (etwa noch einmal ſo theuer) wie eine
gegoſſene Bronzeplatte von gleichem Gewichte; iſt aber z. B. eine antike Statue
in Metall nachzubilden, dann erfordert die Herſtellung dieſer Copie durch Metall-
guß einen ſehr bedeutenden Koſtenaufwand, da die Nachbildung auf dieſem Wege
Künſtlerhänden anvertraut werden muß. Für die galvanoplaſtiſche Nachbildung
bleibt aber der Preis unverändert, da der galvanoplaſtiſche Niederſchlag complicirte
oder edle Formen ganz in derſelben Weiſe nachbildet wie die einfachſten oder kunſt-
loſeſten Formen. Bei der Herſtellung von Kunſtwerken durch Guß iſt man beſtrebt,
den Guß möglichſt dünn zu erhalten, um an Metall zu ſparen; man gießt einzelne
Stücke nicht, um ihre Feſtigkeit zu erhöhen, 8 bis 15 Millimeter ſtark, ſondern
weil man ſie in dünnerem Guſſe nicht herſtellen kann. Auch für Werke großer Dimen-
ſionen, welche den Einflüſſen der Witterung auf unbeſtimmte Zeit hinaus zu
widerſtehen haben, genügt eine Metallſtärke von 1·5 Millimeter. Die Feſtigkeit
ſolcher Hohlformen kann durch innen angebrachte Metallgerüſte hinreichend geſichert
werden. Die auf galvanoplaſtiſchem Wege erzeugten Statuen erhalten gewöhnlich
eine Wandſtärke aus reinem Kupfer von 3 bis 5 Millimeter Dicke. Man kann
dieſe durch Eingießen von Metall (Blei-Zinn oder Kupfer-Zink) ganz beliebig ver-

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[820/0834] Die Herſtellung von hohlen Figuren oder überhaupt von Kunſtwerken auf galvanoplaſtiſchem Wege hat gegenüber jener durch Guß mancherlei Vortheile auf- zuweiſen. Die galvanoplaſtiſche Herſtellung kommt bedeutend billiger, weil ſie einfacher iſt, nach der Herſtellung keiner Ueberarbeitung bedarf und weniger Metall bean- ſprucht. Sie iſt einfacher, weil ſie nur eines verhältnißmäßig einfachen und billigen Apparates, nämlich des Bades bedarf, während der Guß die Aufſtellung eines Schmelzofens erfordert. Die galvanoplaſtiſch erzeugten Figuren bedürfen keiner Nacharbeitung, weil ſie ohnehin eine glatte Oberfläche beſitzen, die ſich mit abſoluter Genauigkeit an die Form anſchmiegt. Beim Guß müſſen hingegen die Formen aus mehr oder minder rauhem Sande hergeſtellt werden, damit ſie die hohe Temperatur des geſchmolzenen Metalles aushalten können. Die Gußtheile ſind daher an ihrer Oberfläche rauh und erfordern deshalb an ihrer ganzen Oberfläche eine ſorgfältige Nacharbeitung. Dies hat nicht nur den Nachtheil, daß hierdurch das Product vertheuert wird, ſondern macht auch den Künſtler ganz von der Geſchicklichkeit des Ciſeleurs oder Retoucheurs abhängig. Es iſt einleuchtend, daß bei dieſer nachträglichen Retouche, auch bei vollkommen gelungenem Guſſe, die Weichheit der Formen und Schönheit der Linien erhebliche Einbuße erleiden kann, wenn der Retoucheur nicht im Stande iſt, die Gedanken des Künſtlers vollkommen nachzudenken. Auch iſt der Metallguß großer Figuren durchaus keine Operation, deren Gelingen im Vorhinein verbürgt werden kann. Ferner können beim Abkühlen und Erſtarren der Gußmaſſe durch ungleichförmige Zuſammenziehung des Metalles an verſchiedenen Stellen auch Verzerrungen eintreten. Alle dieſe Uebelſtände fallen bei der galvanoplaſtiſchen Herſtellung vollkommen weg. Die galvanoplaſtiſchen Niederſchläge ſind überdies ſehr homogen, zäh und hämmerbar. Bouilhet ſetzte zwei gleich ſtarke Kupferplatten, von welchen die eine galvanoplaſtiſch, die andere durch Guß hergeſtellt war, einer hydrauliſchen Preſſe aus. Durch die gegoſſene Platte drang das Waſſer bereits bei einem Drucke von 12 Atmoſphären, während es die galvanoplaſtiſche Platte erſt bei 20 Atmoſphären durchdrang. Der weitaus niedrigere Preis galvanoplaſtiſch erzeugter Kunſtwerke gegenüber gegoſſenen iſt aber auch noch in anderen Umſtänden begründet. Eine galvanoplaſtiſch erzeugte Metallplatte iſt allerdings theurer (etwa noch einmal ſo theuer) wie eine gegoſſene Bronzeplatte von gleichem Gewichte; iſt aber z. B. eine antike Statue in Metall nachzubilden, dann erfordert die Herſtellung dieſer Copie durch Metall- guß einen ſehr bedeutenden Koſtenaufwand, da die Nachbildung auf dieſem Wege Künſtlerhänden anvertraut werden muß. Für die galvanoplaſtiſche Nachbildung bleibt aber der Preis unverändert, da der galvanoplaſtiſche Niederſchlag complicirte oder edle Formen ganz in derſelben Weiſe nachbildet wie die einfachſten oder kunſt- loſeſten Formen. Bei der Herſtellung von Kunſtwerken durch Guß iſt man beſtrebt, den Guß möglichſt dünn zu erhalten, um an Metall zu ſparen; man gießt einzelne Stücke nicht, um ihre Feſtigkeit zu erhöhen, 8 bis 15 Millimeter ſtark, ſondern weil man ſie in dünnerem Guſſe nicht herſtellen kann. Auch für Werke großer Dimen- ſionen, welche den Einflüſſen der Witterung auf unbeſtimmte Zeit hinaus zu widerſtehen haben, genügt eine Metallſtärke von 1·5 Millimeter. Die Feſtigkeit ſolcher Hohlformen kann durch innen angebrachte Metallgerüſte hinreichend geſichert werden. Die auf galvanoplaſtiſchem Wege erzeugten Statuen erhalten gewöhnlich eine Wandſtärke aus reinem Kupfer von 3 bis 5 Millimeter Dicke. Man kann dieſe durch Eingießen von Metall (Blei-Zinn oder Kupfer-Zink) ganz beliebig ver-

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 820. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/834>, abgerufen am 22.11.2024.