form oben und unten offen ist, und die verdünnte Schwefelsäure ein geringeres specifisches Gewicht besitzt als die Kupfervitriollösung, so wird letztere immer unten in die Form eindringen und die Schwefelsäure nach oben hinausdrängen. Dort trifft aber diese auf die Kupfervitriolkrystalle, löst sie auf und bildet in dieser Weise wieder eine concentrirte Kupfervitriollösung, die zu Boden sinkt. Dieser Kreis- lauf wird noch durch die reichliche Sauerstoffentwicklung unterstützt, welche die Elektrolyse an der Platinanode hervorruft.
Die Herstellung solcher Platinskelette ist jedoch ziemlich kostspielig; Sonolet (Ingenieur bei Christofle) ersetzt daher das Platin durch Blei. Das Blei wird nämlich bei der Elektrolyse auch nicht angegriffen, oder richtiger, es bildet sich an seiner Oberfläche, wenn es als Anode dient, eine braune Oxydschichte, welche das Blei gegen weitere Einwirkung schützt und dann die Sauerstoffentwicklung begünstigt. Der Bleikern, welcher als Anode dienen soll, wird in roher Gestalt der Innen- fläche der Hohlform nachgebildet, um der Flüssigkeit freie Circulation zu gestatten, mehrfach durchbohrt und dann weiter damit verfahren wie mit dem Platin- skelette.
Ist der Gegenstand nicht zu ver- vielfältigen, sondern hat man ihn blos einmal herzustellen, so können Wachs- modelle (oder Modelle aus Stearin und Gemischen) verwendet werden. Man macht dieses Modell leitend und sorgt dann dafür, daß sich der Nieder- schlag möglichst gleichförmig absetzt. Hat er beiläufig Papierdicke erreicht, so bringt man ihn sammt dem Wachs- modelle in heißes Wasser. Das Wachs schmilzt und fließt aus der dünnen Kupferhülle heraus, die dann innen durch Kalilauge und Alkohol sorgfältig gereinigt, hierauf außen mit Wachs
[Abbildung]
Fig. 591.
Galvanoplastischer Apparat.
überzogen und neuerdings in das Kupferbad eingebracht wird. Es schlägt sich nun Kupfer im Innern der Form nieder und verstärkt diese bis zu dem verlangten Grade der Festigkeit.
Die Herstellung von Kolossalfiguren auf galvanoplastischem Wege kann auf zweierlei Weise durchgeführt werden; man erzeugt den Niederschlag entweder in einzelnen Stücken und vereinigt diese dann durch Löthung oder man bewirkt den ganzen Niederschag in einem Bade. Bei der ersten Methode verfertigt man sich ein Gypsmodell der Figur, schneidet dann von diesem alle besonders vorragenden Theile, wie Arme, Füße oder auch Attribute ab, zertheilt, wenn der Rumpf noch zu groß sein sollte, auch diesen und bringt die so erhaltenen Theile einzeln in das Bad. Hierauf glättet man die Ränder der galvanoplastisch erzeugten Kupferniederschläge, fügt diese genau aneinander, sichert ihr genaues Zusammenhalten durch Umwinden mit Draht und verlöthet die einzelnen Theile untereinander. Sind die Figuren sehr groß, so kann ihre Festigkeit durch Verspreizungen im Innern erhöht werden. Christofle in Paris zieht es vor, den Kupferniederschlag in Einem Stücke zu erzeugen und bedient sich hierzu des bereits oben angegebenen Bleikernes als Anode.
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form oben und unten offen iſt, und die verdünnte Schwefelſäure ein geringeres ſpecifiſches Gewicht beſitzt als die Kupfervitriollöſung, ſo wird letztere immer unten in die Form eindringen und die Schwefelſäure nach oben hinausdrängen. Dort trifft aber dieſe auf die Kupfervitriolkryſtalle, löſt ſie auf und bildet in dieſer Weiſe wieder eine concentrirte Kupfervitriollöſung, die zu Boden ſinkt. Dieſer Kreis- lauf wird noch durch die reichliche Sauerſtoffentwicklung unterſtützt, welche die Elektrolyſe an der Platinanode hervorruft.
Die Herſtellung ſolcher Platinſkelette iſt jedoch ziemlich koſtſpielig; Sonolet (Ingenieur bei Chriſtofle) erſetzt daher das Platin durch Blei. Das Blei wird nämlich bei der Elektrolyſe auch nicht angegriffen, oder richtiger, es bildet ſich an ſeiner Oberfläche, wenn es als Anode dient, eine braune Oxydſchichte, welche das Blei gegen weitere Einwirkung ſchützt und dann die Sauerſtoffentwicklung begünſtigt. Der Bleikern, welcher als Anode dienen ſoll, wird in roher Geſtalt der Innen- fläche der Hohlform nachgebildet, um der Flüſſigkeit freie Circulation zu geſtatten, mehrfach durchbohrt und dann weiter damit verfahren wie mit dem Platin- ſkelette.
Iſt der Gegenſtand nicht zu ver- vielfältigen, ſondern hat man ihn blos einmal herzuſtellen, ſo können Wachs- modelle (oder Modelle aus Stearin und Gemiſchen) verwendet werden. Man macht dieſes Modell leitend und ſorgt dann dafür, daß ſich der Nieder- ſchlag möglichſt gleichförmig abſetzt. Hat er beiläufig Papierdicke erreicht, ſo bringt man ihn ſammt dem Wachs- modelle in heißes Waſſer. Das Wachs ſchmilzt und fließt aus der dünnen Kupferhülle heraus, die dann innen durch Kalilauge und Alkohol ſorgfältig gereinigt, hierauf außen mit Wachs
[Abbildung]
Fig. 591.
Galvanoplaſtiſcher Apparat.
überzogen und neuerdings in das Kupferbad eingebracht wird. Es ſchlägt ſich nun Kupfer im Innern der Form nieder und verſtärkt dieſe bis zu dem verlangten Grade der Feſtigkeit.
Die Herſtellung von Koloſſalfiguren auf galvanoplaſtiſchem Wege kann auf zweierlei Weiſe durchgeführt werden; man erzeugt den Niederſchlag entweder in einzelnen Stücken und vereinigt dieſe dann durch Löthung oder man bewirkt den ganzen Niederſchag in einem Bade. Bei der erſten Methode verfertigt man ſich ein Gypsmodell der Figur, ſchneidet dann von dieſem alle beſonders vorragenden Theile, wie Arme, Füße oder auch Attribute ab, zertheilt, wenn der Rumpf noch zu groß ſein ſollte, auch dieſen und bringt die ſo erhaltenen Theile einzeln in das Bad. Hierauf glättet man die Ränder der galvanoplaſtiſch erzeugten Kupferniederſchläge, fügt dieſe genau aneinander, ſichert ihr genaues Zuſammenhalten durch Umwinden mit Draht und verlöthet die einzelnen Theile untereinander. Sind die Figuren ſehr groß, ſo kann ihre Feſtigkeit durch Verſpreizungen im Innern erhöht werden. Chriſtofle in Paris zieht es vor, den Kupferniederſchlag in Einem Stücke zu erzeugen und bedient ſich hierzu des bereits oben angegebenen Bleikernes als Anode.
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ſpecifiſches Gewicht beſitzt als die Kupfervitriollöſung, ſo wird letztere immer unten
in die Form eindringen und die Schwefelſäure nach oben hinausdrängen. Dort
trifft aber dieſe auf die Kupfervitriolkryſtalle, löſt ſie auf und bildet in dieſer
Weiſe wieder eine concentrirte Kupfervitriollöſung, die zu Boden ſinkt. Dieſer Kreis-
lauf wird noch durch die reichliche Sauerſtoffentwicklung unterſtützt, welche die
Elektrolyſe an der Platinanode hervorruft.
Die Herſtellung ſolcher Platinſkelette iſt jedoch ziemlich koſtſpielig; Sonolet
(Ingenieur bei Chriſtofle) erſetzt daher das Platin durch Blei. Das Blei wird
nämlich bei der Elektrolyſe auch nicht angegriffen, oder richtiger, es bildet ſich an
ſeiner Oberfläche, wenn es als Anode dient, eine braune Oxydſchichte, welche das
Blei gegen weitere Einwirkung ſchützt und dann die Sauerſtoffentwicklung begünſtigt.
Der Bleikern, welcher als Anode dienen ſoll, wird in roher Geſtalt der Innen-
fläche der Hohlform nachgebildet, um der Flüſſigkeit freie Circulation zu geſtatten,
mehrfach durchbohrt und dann weiter
damit verfahren wie mit dem Platin-
ſkelette.
Iſt der Gegenſtand nicht zu ver-
vielfältigen, ſondern hat man ihn blos
einmal herzuſtellen, ſo können Wachs-
modelle (oder Modelle aus Stearin
und Gemiſchen) verwendet werden.
Man macht dieſes Modell leitend und
ſorgt dann dafür, daß ſich der Nieder-
ſchlag möglichſt gleichförmig abſetzt.
Hat er beiläufig Papierdicke erreicht,
ſo bringt man ihn ſammt dem Wachs-
modelle in heißes Waſſer. Das Wachs
ſchmilzt und fließt aus der dünnen
Kupferhülle heraus, die dann innen
durch Kalilauge und Alkohol ſorgfältig
gereinigt, hierauf außen mit Wachs
[Abbildung Fig. 591.
Galvanoplaſtiſcher Apparat.]
überzogen und neuerdings in das Kupferbad eingebracht wird. Es ſchlägt ſich
nun Kupfer im Innern der Form nieder und verſtärkt dieſe bis zu dem verlangten
Grade der Feſtigkeit.
Die Herſtellung von Koloſſalfiguren auf galvanoplaſtiſchem Wege kann
auf zweierlei Weiſe durchgeführt werden; man erzeugt den Niederſchlag entweder
in einzelnen Stücken und vereinigt dieſe dann durch Löthung oder man bewirkt den
ganzen Niederſchag in einem Bade. Bei der erſten Methode verfertigt man ſich ein
Gypsmodell der Figur, ſchneidet dann von dieſem alle beſonders vorragenden Theile,
wie Arme, Füße oder auch Attribute ab, zertheilt, wenn der Rumpf noch zu groß
ſein ſollte, auch dieſen und bringt die ſo erhaltenen Theile einzeln in das Bad.
Hierauf glättet man die Ränder der galvanoplaſtiſch erzeugten Kupferniederſchläge,
fügt dieſe genau aneinander, ſichert ihr genaues Zuſammenhalten durch Umwinden
mit Draht und verlöthet die einzelnen Theile untereinander. Sind die Figuren ſehr
groß, ſo kann ihre Feſtigkeit durch Verſpreizungen im Innern erhöht werden.
Chriſtofle in Paris zieht es vor, den Kupferniederſchlag in Einem Stücke zu
erzeugen und bedient ſich hierzu des bereits oben angegebenen Bleikernes als Anode.
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 819. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/833>, abgerufen am 22.11.2024.
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