Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.Der elektrische Hammer oder Percussionsbohrer von Siemens hat, kurz Der elektrische Hammer von Deprez, Fig. 617, besteht gewissermaßen aus einem [Abbildung]
Fig. 617. ist nämlich aus 80 flachen (circa 1 CentimeterElektrischer Hammer von Deprez. dicken) Solenoiden oder Drahtspulen aufgebaut, die miteinander und mit dem Commutator so ver- bunden sind, wie im Gramme'schen Ringe, d. h. Ende und Anfang je zweier benachbarter Spulen stehen in Verbindung und von dieser Verbindungs- stelle aus führt ein isolirter Draht zum Commutator, der, weil der Ring gewissermaßen zu einer geraden Säule aufgebogen ist, um einen Contactstreifen mehr besitzen muß, als Verbindungsstellen der einzelnen Spulen existiren. Ueber die Metallstreifen G F des Commutators können durch die Handhabe H J die federnden Metallstreifen E D geführt werden. Der Streifen E läßt sich gegen D in einen beliebigen Winkel verstellen und dann in dieser Stellung durch Anziehen einer Schraube festhalten. Stellt man ihn also z. B. derart, daß zwischen E und D zehn Contactstreifen liegen, so wird der in den Apparat eingeleitete Strom immer zehn Spiralen oder Solenoide durchfließen, gleichgiltig, in welchem Sinne der Commutator gedreht wird. Ist der Strom hinlänglich stark, so wird er den durch ihn magnetisch gewordenen Eisencylinder im Innern dieser zehn Spiralen schwebend erhalten. Er wird sich nach der einen oder andern Richtung (auf- wärts oder abwärts) bewegen, wenn der Commu- tator in der einen oder andern Richtung gedreht wird. Die Kraft seiner Bewegung wird sich unter sonst gleichen Verhältnissen als Function der Stromstärke des in den Solenoiden circulirenden Stromes darstellen. Deprez hat einen Hammer gebaut, dessen Eisenkern 23 Kilogramm wiegt, der aber einen Effect von 70 Kilogramm giebt, wenn durch 15 Spulen ein Strom von 43 Amperes kreist. Der Apparat zeichnet sich dadurch aus, daß der Strom nie unterbrochen, nie in seiner Stromstärke oder Richtung geändert und auch der Magnetismus des Eisenkernes stets unverändert erhalten wird. Eine sehr vortheilhafte Anwendung der elektrischen Kraftübertragung ist in Der elektriſche Hammer oder Percuſſionsbohrer von Siemens hat, kurz Der elektriſche Hammer von Deprez, Fig. 617, beſteht gewiſſermaßen aus einem [Abbildung]
Fig. 617. iſt nämlich aus 80 flachen (circa 1 CentimeterElektriſcher Hammer von Deprez. dicken) Solenoiden oder Drahtſpulen aufgebaut, die miteinander und mit dem Commutator ſo ver- bunden ſind, wie im Gramme’ſchen Ringe, d. h. Ende und Anfang je zweier benachbarter Spulen ſtehen in Verbindung und von dieſer Verbindungs- ſtelle aus führt ein iſolirter Draht zum Commutator, der, weil der Ring gewiſſermaßen zu einer geraden Säule aufgebogen iſt, um einen Contactſtreifen mehr beſitzen muß, als Verbindungsſtellen der einzelnen Spulen exiſtiren. Ueber die Metallſtreifen G F des Commutators können durch die Handhabe H J die federnden Metallſtreifen E D geführt werden. Der Streifen E läßt ſich gegen D in einen beliebigen Winkel verſtellen und dann in dieſer Stellung durch Anziehen einer Schraube feſthalten. Stellt man ihn alſo z. B. derart, daß zwiſchen E und D zehn Contactſtreifen liegen, ſo wird der in den Apparat eingeleitete Strom immer zehn Spiralen oder Solenoide durchfließen, gleichgiltig, in welchem Sinne der Commutator gedreht wird. Iſt der Strom hinlänglich ſtark, ſo wird er den durch ihn magnetiſch gewordenen Eiſencylinder im Innern dieſer zehn Spiralen ſchwebend erhalten. Er wird ſich nach der einen oder andern Richtung (auf- wärts oder abwärts) bewegen, wenn der Commu- tator in der einen oder andern Richtung gedreht wird. Die Kraft ſeiner Bewegung wird ſich unter ſonſt gleichen Verhältniſſen als Function der Stromſtärke des in den Solenoiden circulirenden Stromes darſtellen. Deprez hat einen Hammer gebaut, deſſen Eiſenkern 23 Kilogramm wiegt, der aber einen Effect von 70 Kilogramm giebt, wenn durch 15 Spulen ein Strom von 43 Ampères kreiſt. Der Apparat zeichnet ſich dadurch aus, daß der Strom nie unterbrochen, nie in ſeiner Stromſtärke oder Richtung geändert und auch der Magnetismus des Eiſenkernes ſtets unverändert erhalten wird. Eine ſehr vortheilhafte Anwendung der elektriſchen Kraftübertragung iſt in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0874" n="860"/> <p>Der <hi rendition="#g">elektriſche Hammer</hi> oder <hi rendition="#g">Percuſſionsbohrer von Siemens</hi> hat, kurz<lb/> angedeutet, nachſtehend beſchriebene Conſtruction. Von drei übereinander angeordneten Sole-<lb/> noiden wird das mittlere ſtets von Strömen gleicher Richtung durchfloſſen, während durch<lb/> das obere und das untere Solenoid Wechſelſtröme kreiſen. Innerhalb der Solenoide kann ſich<lb/> eine Eiſenröhre oder Stange, mit entſprechenden Führungen verſehen, auf- und abwärts bewegen.<lb/> Der Strom gleichbleibender Richtung im mittleren Solenoide macht die Eiſenröhre oder Stange<lb/> magnetiſch und dieſe geräth dann zwiſchen dem oberen und unteren Solenoide, in welchem die<lb/> Stromrichtung fortwährend wechſelt, in hin- und hergehende Bewegung, welche bei hinlänglich<lb/> ſtarken Strömen kräftig genug iſt, um den Apparat als Hammer oder Bohrer benützen zu können.</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#b">elektriſche Hammer von Deprez,</hi> Fig. 617, beſteht gewiſſermaßen aus einem<lb/> gerade geſtreckten Gramme’ſchen Ringe, in welchem der Eiſencylinder beweglich iſt. 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Der elektriſche Hammer oder Percuſſionsbohrer von Siemens hat, kurz
angedeutet, nachſtehend beſchriebene Conſtruction. Von drei übereinander angeordneten Sole-
noiden wird das mittlere ſtets von Strömen gleicher Richtung durchfloſſen, während durch
das obere und das untere Solenoid Wechſelſtröme kreiſen. Innerhalb der Solenoide kann ſich
eine Eiſenröhre oder Stange, mit entſprechenden Führungen verſehen, auf- und abwärts bewegen.
Der Strom gleichbleibender Richtung im mittleren Solenoide macht die Eiſenröhre oder Stange
magnetiſch und dieſe geräth dann zwiſchen dem oberen und unteren Solenoide, in welchem die
Stromrichtung fortwährend wechſelt, in hin- und hergehende Bewegung, welche bei hinlänglich
ſtarken Strömen kräftig genug iſt, um den Apparat als Hammer oder Bohrer benützen zu können.
Der elektriſche Hammer von Deprez, Fig. 617, beſteht gewiſſermaßen aus einem
gerade geſtreckten Gramme’ſchen Ringe, in welchem der Eiſencylinder beweglich iſt. Die Säule A B
[Abbildung Fig. 617.
Elektriſcher Hammer von Deprez.]
iſt nämlich aus 80 flachen (circa 1 Centimeter
dicken) Solenoiden oder Drahtſpulen aufgebaut,
die miteinander und mit dem Commutator ſo ver-
bunden ſind, wie im Gramme’ſchen Ringe, d. h.
Ende und Anfang je zweier benachbarter Spulen
ſtehen in Verbindung und von dieſer Verbindungs-
ſtelle aus führt ein iſolirter Draht zum Commutator,
der, weil der Ring gewiſſermaßen zu einer geraden
Säule aufgebogen iſt, um einen Contactſtreifen
mehr beſitzen muß, als Verbindungsſtellen der
einzelnen Spulen exiſtiren. Ueber die Metallſtreifen
G F des Commutators können durch die Handhabe
H J die federnden Metallſtreifen E D geführt werden.
Der Streifen E läßt ſich gegen D in einen beliebigen
Winkel verſtellen und dann in dieſer Stellung
durch Anziehen einer Schraube feſthalten. Stellt
man ihn alſo z. B. derart, daß zwiſchen E und D
zehn Contactſtreifen liegen, ſo wird der in den
Apparat eingeleitete Strom immer zehn Spiralen
oder Solenoide durchfließen, gleichgiltig, in welchem
Sinne der Commutator gedreht wird. Iſt der
Strom hinlänglich ſtark, ſo wird er den durch
ihn magnetiſch gewordenen Eiſencylinder im Innern
dieſer zehn Spiralen ſchwebend erhalten. Er wird
ſich nach der einen oder andern Richtung (auf-
wärts oder abwärts) bewegen, wenn der Commu-
tator in der einen oder andern Richtung gedreht
wird. Die Kraft ſeiner Bewegung wird ſich unter
ſonſt gleichen Verhältniſſen als Function der
Stromſtärke des in den Solenoiden circulirenden
Stromes darſtellen. Deprez hat einen Hammer
gebaut, deſſen Eiſenkern 23 Kilogramm wiegt, der
aber einen Effect von 70 Kilogramm giebt, wenn
durch 15 Spulen ein Strom von 43 Ampères kreiſt.
Der Apparat zeichnet ſich dadurch aus, daß der
Strom nie unterbrochen, nie in ſeiner Stromſtärke oder Richtung geändert und auch der
Magnetismus des Eiſenkernes ſtets unverändert erhalten wird.
Eine ſehr vortheilhafte Anwendung der elektriſchen Kraftübertragung iſt in
dem elektriſchen Betriebe von Aufzügen und Krahnen gegeben. Dies erhellt
aus folgendem von Uppenborn gegebenen Beiſpiele: Auf dem Centralbahnhofe zu
Hannover befindet ſich eine Anzahl hydrauliſcher Aufzüge, deren jeder nicht mehr
als zwei Pferdekräfte beanſprucht. Zum Füllen der (hydrauliſchen) Accumulatoren
wird jedoch eine 40pferdige Dampfpumpe benöthigt. Erfahrungsgemäß benutzt man
höchſtens zwei Aufzüge gleichzeitig. Hätte man nun ſtatt der hydrauliſchen Aufzüge
elektriſche gewählt, ſo würde eine 6pferdige Dampf- oder Gasmaſchine genügt haben
und es wären Anlage und Betrieb ganz erheblich billiger.
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