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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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sionswage in gleicher Weise. Jetzt stoßen sich die Standkugel und die Kugel B
wegen ihres gleichnamigen elektrischen Zustandes einander ab und der Wagebalken
dreht sich um einen bestimmten Winkel aus seiner ursprünglichen Gleichgewichtslage.
Er erreicht seine neue Gleichgewichtslage, wenn die Kraft der Abstoßung beider
Kugeln gleich ist der ihr entgegenwirkenden Torsionskraft des Metalldrahtes.

Nach diesem ersten Versuche dreht man den Torsionskreis derart, daß die
Torsion des Drahtes vermehrt wird und bringt dadurch die Kugel des Wagebalkens

[Abbildung] Fig. 37.

Coulomb's Drehwage.

der Standkugel näher. Auch jetzt wird
sich der Wagebalken im Gleichgewichte
befinden, sobald die abstoßende Kraft
der beiden elektrischen Kugeln gleich
ist der Torsionskraft des Drahtes. Eine
neuerliche Drehung des Torsionskreises
im vorigen Sinne giebt für eine dritte
Stellung der Kugeln gegeneinander die
Größe der einander entgegenwirkenden
Kräfte. Die Größe der elektrischen
Kräfte in den verschiedenen Stellungen
wird in derselben Art aus diesen Ver-
suchen bestimmt, wie dies bei der Nach-
weisung der magnetischen Kräfte bereits
angegeben wurde (S. 51). Die Zahlen,
welche man dann erhält, zeigen, daß
sich die abstoßenden Kräfte umgekehrt
wie die Quadrate der Entfernungen
verhalten.

In ähnlicher Weise kann das
Verhalten ungleichnamiger Elektricitäten,
also die elektrische Anziehung, unter-
sucht werden; auch aus diesen Ver-
suchen resultirt, daß sich die anziehen-
den Kräfte umgekehrt verhalten wie
die Quadrate der Entfernungen.

Bei den vorhergehenden Ver-
suchsreihen wurde das Verhalten der
anziehenden oder abstoßenden Kräfte
nur in Bezug auf die Entfernung
beider Kugeln voneinander unter-
sucht. Auf die Größe der abstoßen-
den oder anziehenden Kraft hat aber außerdem die Menge der wirkenden
Elektricität Einfluß. In welcher Art diese ihre Wirkung geltend macht, kann
ebenfalls mit der Torsionswage leicht gezeigt werden. Zu diesem Behufe
elektrisirt man die Standkugel ganz in derselben Weise wie bei unserem
ersten Versuche; dann dreht man den Torsionskreis, bis der Wagebalken einen
bestimmten Winkel mit seiner früheren Ruhelage einschließt. Hierauf berührt
man die Standkugel mit einer ihr ganz gleichen, ebenfalls isolirten, aber unelek-
trischen Kugel. Nun strömt von der Standkugel auf die ihr genäherte Kugel
so lange Elektricität über, bis beide Kugeln gleich stark elektrisch sind; in der

ſionswage in gleicher Weiſe. Jetzt ſtoßen ſich die Standkugel und die Kugel B
wegen ihres gleichnamigen elektriſchen Zuſtandes einander ab und der Wagebalken
dreht ſich um einen beſtimmten Winkel aus ſeiner urſprünglichen Gleichgewichtslage.
Er erreicht ſeine neue Gleichgewichtslage, wenn die Kraft der Abſtoßung beider
Kugeln gleich iſt der ihr entgegenwirkenden Torſionskraft des Metalldrahtes.

Nach dieſem erſten Verſuche dreht man den Torſionskreis derart, daß die
Torſion des Drahtes vermehrt wird und bringt dadurch die Kugel des Wagebalkens

[Abbildung] Fig. 37.

Coulomb’s Drehwage.

der Standkugel näher. Auch jetzt wird
ſich der Wagebalken im Gleichgewichte
befinden, ſobald die abſtoßende Kraft
der beiden elektriſchen Kugeln gleich
iſt der Torſionskraft des Drahtes. Eine
neuerliche Drehung des Torſionskreiſes
im vorigen Sinne giebt für eine dritte
Stellung der Kugeln gegeneinander die
Größe der einander entgegenwirkenden
Kräfte. Die Größe der elektriſchen
Kräfte in den verſchiedenen Stellungen
wird in derſelben Art aus dieſen Ver-
ſuchen beſtimmt, wie dies bei der Nach-
weiſung der magnetiſchen Kräfte bereits
angegeben wurde (S. 51). Die Zahlen,
welche man dann erhält, zeigen, daß
ſich die abſtoßenden Kräfte umgekehrt
wie die Quadrate der Entfernungen
verhalten.

In ähnlicher Weiſe kann das
Verhalten ungleichnamiger Elektricitäten,
alſo die elektriſche Anziehung, unter-
ſucht werden; auch aus dieſen Ver-
ſuchen reſultirt, daß ſich die anziehen-
den Kräfte umgekehrt verhalten wie
die Quadrate der Entfernungen.

Bei den vorhergehenden Ver-
ſuchsreihen wurde das Verhalten der
anziehenden oder abſtoßenden Kräfte
nur in Bezug auf die Entfernung
beider Kugeln voneinander unter-
ſucht. Auf die Größe der abſtoßen-
den oder anziehenden Kraft hat aber außerdem die Menge der wirkenden
Elektricität Einfluß. In welcher Art dieſe ihre Wirkung geltend macht, kann
ebenfalls mit der Torſionswage leicht gezeigt werden. Zu dieſem Behufe
elektriſirt man die Standkugel ganz in derſelben Weiſe wie bei unſerem
erſten Verſuche; dann dreht man den Torſionskreis, bis der Wagebalken einen
beſtimmten Winkel mit ſeiner früheren Ruhelage einſchließt. Hierauf berührt
man die Standkugel mit einer ihr ganz gleichen, ebenfalls iſolirten, aber unelek-
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[74/0088] ſionswage in gleicher Weiſe. Jetzt ſtoßen ſich die Standkugel und die Kugel B wegen ihres gleichnamigen elektriſchen Zuſtandes einander ab und der Wagebalken dreht ſich um einen beſtimmten Winkel aus ſeiner urſprünglichen Gleichgewichtslage. Er erreicht ſeine neue Gleichgewichtslage, wenn die Kraft der Abſtoßung beider Kugeln gleich iſt der ihr entgegenwirkenden Torſionskraft des Metalldrahtes. Nach dieſem erſten Verſuche dreht man den Torſionskreis derart, daß die Torſion des Drahtes vermehrt wird und bringt dadurch die Kugel des Wagebalkens [Abbildung Fig. 37. Coulomb’s Drehwage.] der Standkugel näher. Auch jetzt wird ſich der Wagebalken im Gleichgewichte befinden, ſobald die abſtoßende Kraft der beiden elektriſchen Kugeln gleich iſt der Torſionskraft des Drahtes. Eine neuerliche Drehung des Torſionskreiſes im vorigen Sinne giebt für eine dritte Stellung der Kugeln gegeneinander die Größe der einander entgegenwirkenden Kräfte. Die Größe der elektriſchen Kräfte in den verſchiedenen Stellungen wird in derſelben Art aus dieſen Ver- ſuchen beſtimmt, wie dies bei der Nach- weiſung der magnetiſchen Kräfte bereits angegeben wurde (S. 51). Die Zahlen, welche man dann erhält, zeigen, daß ſich die abſtoßenden Kräfte umgekehrt wie die Quadrate der Entfernungen verhalten. In ähnlicher Weiſe kann das Verhalten ungleichnamiger Elektricitäten, alſo die elektriſche Anziehung, unter- ſucht werden; auch aus dieſen Ver- ſuchen reſultirt, daß ſich die anziehen- den Kräfte umgekehrt verhalten wie die Quadrate der Entfernungen. Bei den vorhergehenden Ver- ſuchsreihen wurde das Verhalten der anziehenden oder abſtoßenden Kräfte nur in Bezug auf die Entfernung beider Kugeln voneinander unter- ſucht. Auf die Größe der abſtoßen- den oder anziehenden Kraft hat aber außerdem die Menge der wirkenden Elektricität Einfluß. In welcher Art dieſe ihre Wirkung geltend macht, kann ebenfalls mit der Torſionswage leicht gezeigt werden. Zu dieſem Behufe elektriſirt man die Standkugel ganz in derſelben Weiſe wie bei unſerem erſten Verſuche; dann dreht man den Torſionskreis, bis der Wagebalken einen beſtimmten Winkel mit ſeiner früheren Ruhelage einſchließt. Hierauf berührt man die Standkugel mit einer ihr ganz gleichen, ebenfalls iſolirten, aber unelek- triſchen Kugel. Nun ſtrömt von der Standkugel auf die ihr genäherte Kugel ſo lange Elektricität über, bis beide Kugeln gleich ſtark elektriſch ſind; in der

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/88>, abgerufen am 24.11.2024.