wiedergiebt, und zwar desto getreuer, je mehr Saiten das Clavier enthält. Durch das Hinein- singen gelangen nämlich jene Saiten in Schwingung, welche den Grundton geben; es schwingen aber auch jene Saiten mehr oder minder kräftig mit, welche die Obertöne geben. Je mehr derartige Saiten vorhanden sind, desto genauer wird also auch die Klangfarbe des hinein- gesungenen Tones wiedergegeben werden können. Dasselbe gilt nun auch für die elektrische Harmonika und daher kann diese in der durch Fig. 642 angedeuteten Weise zur Uebertragung der Töne sammt ihrer Klangfarbe verwendet werden. Die Kosten der Herstellung eines solchen Apparates hielten Bell von der Construction und weiteren Verfolgung der Idee ab.
Die Fortsetzung seiner Arbeiten bildete dann ein eingehendes Studium der verschiedensten Arten von Schwingungen, welche durch verschiedene Arten der Strom- einwirkung erhalten werden können, und Bell unterschied dreierlei Stromarten, oder richtiger Arten der Stromgebung. Um einen fixen Anhaltspunkt zu haben, nehmen wir an, der in Schwingung zu versetzende Körper sei eine Eisenplatte, der die Schwingung derselben veranlassende Körper ein Elektromagnet. Wird nun dieser in der Weise magnetisirt und entmagnetisirt, daß man den ihn erregenden Strom schließt und unterbricht, daß also Stromschließungen und Stromunterbrechungen rasch aufeinander folgen, so nennt Bell dies einen intermittirenden Strom. Verfährt man der Hauptsache nach in derselben Weise, sorgt aber bei der Oeffnung des Stromkreises dafür, daß diesen immer noch ein Strom von bestimmter, wenn auch geringer Stärke durchfließt, so werden diese Ströme als Impulsionsströme bezeichnet. Diese beiden Arten der Ströme wurden in den älteren, uns bereits bekannten, Telephonen benützt, und zwar der letztere von Yeates; durch die Ein- schaltung des Wassertropfens an der Contactstelle wurde zwar wie bei Reis der Stift von der Platte während der Schwingungen derselben abgehoben, hingegen aber der Stromkreis nicht ganz unterbrochen, sondern nur ein größerer oder geringerer Widerstand (der Wasserschichte) eingeschaltet und somit auch der Strom nie ganz unterbrochen, sondern nur in größerem oder geringerem Grade geschwächt. Stellt man die Schwingungen der Platte, welche nach einer der obigen Methoden in Bewegung gesetzt wird, graphisch dar, indem man mit der Platte in geeigneter Weise ein Federchen verbindet, welches auf einer rasch vorüber geführten berußten Fläche schleift, so erhält man scharf und kantig gebrochene Linienzüge, entsprechend der plötzlichen Schließung oder Unterbrechung, beziehungsweise Verstärkung oder Schwächung jenes Stromes, durch welchen der Magnet auf die Platte zu wirken befähigt wird. Da nun die menschliche Sprache eine ununterbrochene Aufeinander- folge von Klängen und Geräuschen ist, so wird man jetzt auch leicht einsehen, daß weder die Impulsionsströme noch die intermittirenden Ströme im Stande sein können, Worte zu reproduciren oder die Sprache an Orten wiederzugeben, welche von der Erregungsstelle mehr oder minder weit entfernt sind. Zwar hat auch Reis ganz richtig erkannt, daß die Sprache nur dann reproducirt werden kann, wenn es gelingt, an jenem Orte wo die Reproduction stattfinden soll, genau dieselben Schwingungen hervorzurufen, doch ist es erst Bell gelungen, das Mittel hierzu in der Anwendung jener Ströme zu finden, welche er mit dem Namen Undulationsströme (Wellenströme) bezeichnete. Diese charakterisiren sich dadurch, daß sie im Allgemeinen nicht plötzlich auftreten oder verschwinden, zur Maximal- stärke anwachsen oder zur Minimalstärke herabsinken, sondern allmählich anschwellen oder abnehmen. Dieser Charakter tritt bei der graphischen Darstellung der durch solche Ströme bewirkten Schwingungen dadurch zu Tage, daß die Linien- züge einen wellenartigen Verlauf zeigen. Rasche, kräftige Schwingungen werden steile Wellenberge erzeugen, schwache, langsame Schwingungen sanft verlaufende
wiedergiebt, und zwar deſto getreuer, je mehr Saiten das Clavier enthält. Durch das Hinein- ſingen gelangen nämlich jene Saiten in Schwingung, welche den Grundton geben; es ſchwingen aber auch jene Saiten mehr oder minder kräftig mit, welche die Obertöne geben. Je mehr derartige Saiten vorhanden ſind, deſto genauer wird alſo auch die Klangfarbe des hinein- geſungenen Tones wiedergegeben werden können. Dasſelbe gilt nun auch für die elektriſche Harmonika und daher kann dieſe in der durch Fig. 642 angedeuteten Weiſe zur Uebertragung der Töne ſammt ihrer Klangfarbe verwendet werden. Die Koſten der Herſtellung eines ſolchen Apparates hielten Bell von der Conſtruction und weiteren Verfolgung der Idee ab.
Die Fortſetzung ſeiner Arbeiten bildete dann ein eingehendes Studium der verſchiedenſten Arten von Schwingungen, welche durch verſchiedene Arten der Strom- einwirkung erhalten werden können, und Bell unterſchied dreierlei Stromarten, oder richtiger Arten der Stromgebung. Um einen fixen Anhaltspunkt zu haben, nehmen wir an, der in Schwingung zu verſetzende Körper ſei eine Eiſenplatte, der die Schwingung derſelben veranlaſſende Körper ein Elektromagnet. Wird nun dieſer in der Weiſe magnetiſirt und entmagnetiſirt, daß man den ihn erregenden Strom ſchließt und unterbricht, daß alſo Stromſchließungen und Stromunterbrechungen raſch aufeinander folgen, ſo nennt Bell dies einen intermittirenden Strom. Verfährt man der Hauptſache nach in derſelben Weiſe, ſorgt aber bei der Oeffnung des Stromkreiſes dafür, daß dieſen immer noch ein Strom von beſtimmter, wenn auch geringer Stärke durchfließt, ſo werden dieſe Ströme als Impulſionsſtröme bezeichnet. Dieſe beiden Arten der Ströme wurden in den älteren, uns bereits bekannten, Telephonen benützt, und zwar der letztere von Yeates; durch die Ein- ſchaltung des Waſſertropfens an der Contactſtelle wurde zwar wie bei Reis der Stift von der Platte während der Schwingungen derſelben abgehoben, hingegen aber der Stromkreis nicht ganz unterbrochen, ſondern nur ein größerer oder geringerer Widerſtand (der Waſſerſchichte) eingeſchaltet und ſomit auch der Strom nie ganz unterbrochen, ſondern nur in größerem oder geringerem Grade geſchwächt. Stellt man die Schwingungen der Platte, welche nach einer der obigen Methoden in Bewegung geſetzt wird, graphiſch dar, indem man mit der Platte in geeigneter Weiſe ein Federchen verbindet, welches auf einer raſch vorüber geführten berußten Fläche ſchleift, ſo erhält man ſcharf und kantig gebrochene Linienzüge, entſprechend der plötzlichen Schließung oder Unterbrechung, beziehungsweiſe Verſtärkung oder Schwächung jenes Stromes, durch welchen der Magnet auf die Platte zu wirken befähigt wird. Da nun die menſchliche Sprache eine ununterbrochene Aufeinander- folge von Klängen und Geräuſchen iſt, ſo wird man jetzt auch leicht einſehen, daß weder die Impulſionsſtröme noch die intermittirenden Ströme im Stande ſein können, Worte zu reproduciren oder die Sprache an Orten wiederzugeben, welche von der Erregungsſtelle mehr oder minder weit entfernt ſind. Zwar hat auch Reis ganz richtig erkannt, daß die Sprache nur dann reproducirt werden kann, wenn es gelingt, an jenem Orte wo die Reproduction ſtattfinden ſoll, genau dieſelben Schwingungen hervorzurufen, doch iſt es erſt Bell gelungen, das Mittel hierzu in der Anwendung jener Ströme zu finden, welche er mit dem Namen Undulationsſtröme (Wellenſtröme) bezeichnete. Dieſe charakteriſiren ſich dadurch, daß ſie im Allgemeinen nicht plötzlich auftreten oder verſchwinden, zur Maximal- ſtärke anwachſen oder zur Minimalſtärke herabſinken, ſondern allmählich anſchwellen oder abnehmen. Dieſer Charakter tritt bei der graphiſchen Darſtellung der durch ſolche Ströme bewirkten Schwingungen dadurch zu Tage, daß die Linien- züge einen wellenartigen Verlauf zeigen. Raſche, kräftige Schwingungen werden ſteile Wellenberge erzeugen, ſchwache, langſame Schwingungen ſanft verlaufende
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wiedergiebt, und zwar deſto getreuer, je mehr Saiten das Clavier enthält. Durch das Hinein-
ſingen gelangen nämlich jene Saiten in Schwingung, welche den Grundton geben; es ſchwingen
aber auch jene Saiten mehr oder minder kräftig mit, welche die Obertöne geben. Je mehr
derartige Saiten vorhanden ſind, deſto genauer wird alſo auch die Klangfarbe des hinein-
geſungenen Tones wiedergegeben werden können. Dasſelbe gilt nun auch für die elektriſche
Harmonika und daher kann dieſe in der durch Fig. 642 angedeuteten Weiſe zur Uebertragung
der Töne ſammt ihrer Klangfarbe verwendet werden. Die Koſten der Herſtellung eines ſolchen
Apparates hielten Bell von der Conſtruction und weiteren Verfolgung der Idee ab.
Die Fortſetzung ſeiner Arbeiten bildete dann ein eingehendes Studium der
verſchiedenſten Arten von Schwingungen, welche durch verſchiedene Arten der Strom-
einwirkung erhalten werden können, und Bell unterſchied dreierlei Stromarten, oder
richtiger Arten der Stromgebung. Um einen fixen Anhaltspunkt zu haben, nehmen
wir an, der in Schwingung zu verſetzende Körper ſei eine Eiſenplatte, der die
Schwingung derſelben veranlaſſende Körper ein Elektromagnet. Wird nun dieſer
in der Weiſe magnetiſirt und entmagnetiſirt, daß man den ihn erregenden Strom
ſchließt und unterbricht, daß alſo Stromſchließungen und Stromunterbrechungen
raſch aufeinander folgen, ſo nennt Bell dies einen intermittirenden Strom.
Verfährt man der Hauptſache nach in derſelben Weiſe, ſorgt aber bei der Oeffnung
des Stromkreiſes dafür, daß dieſen immer noch ein Strom von beſtimmter, wenn
auch geringer Stärke durchfließt, ſo werden dieſe Ströme als Impulſionsſtröme
bezeichnet. Dieſe beiden Arten der Ströme wurden in den älteren, uns bereits
bekannten, Telephonen benützt, und zwar der letztere von Yeates; durch die Ein-
ſchaltung des Waſſertropfens an der Contactſtelle wurde zwar wie bei Reis der
Stift von der Platte während der Schwingungen derſelben abgehoben, hingegen
aber der Stromkreis nicht ganz unterbrochen, ſondern nur ein größerer oder
geringerer Widerſtand (der Waſſerſchichte) eingeſchaltet und ſomit auch der Strom
nie ganz unterbrochen, ſondern nur in größerem oder geringerem Grade geſchwächt.
Stellt man die Schwingungen der Platte, welche nach einer der obigen Methoden
in Bewegung geſetzt wird, graphiſch dar, indem man mit der Platte in geeigneter
Weiſe ein Federchen verbindet, welches auf einer raſch vorüber geführten berußten
Fläche ſchleift, ſo erhält man ſcharf und kantig gebrochene Linienzüge, entſprechend
der plötzlichen Schließung oder Unterbrechung, beziehungsweiſe Verſtärkung oder
Schwächung jenes Stromes, durch welchen der Magnet auf die Platte zu wirken
befähigt wird. Da nun die menſchliche Sprache eine ununterbrochene Aufeinander-
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weder die Impulſionsſtröme noch die intermittirenden Ströme im Stande ſein
können, Worte zu reproduciren oder die Sprache an Orten wiederzugeben, welche
von der Erregungsſtelle mehr oder minder weit entfernt ſind. Zwar hat auch
Reis ganz richtig erkannt, daß die Sprache nur dann reproducirt werden kann,
wenn es gelingt, an jenem Orte wo die Reproduction ſtattfinden ſoll, genau
dieſelben Schwingungen hervorzurufen, doch iſt es erſt Bell gelungen, das Mittel
hierzu in der Anwendung jener Ströme zu finden, welche er mit dem Namen
Undulationsſtröme (Wellenſtröme) bezeichnete. Dieſe charakteriſiren ſich dadurch,
daß ſie im Allgemeinen nicht plötzlich auftreten oder verſchwinden, zur Maximal-
ſtärke anwachſen oder zur Minimalſtärke herabſinken, ſondern allmählich anſchwellen
oder abnehmen. Dieſer Charakter tritt bei der graphiſchen Darſtellung der
durch ſolche Ströme bewirkten Schwingungen dadurch zu Tage, daß die Linien-
züge einen wellenartigen Verlauf zeigen. Raſche, kräftige Schwingungen werden
ſteile Wellenberge erzeugen, ſchwache, langſame Schwingungen ſanft verlaufende
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 886. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/900>, abgerufen am 22.11.2024.
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