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Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.

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Drittes Buch.


Die Freude.
Ergetzt euch, Freunde, weil ihr könnt!
Den Sterblichen ist nicht vergönnt,
Von Leiden immer frey zu bleiben.
Vernunft wird öfters ohne Frucht
Sich wider schwarzen Unmuth sträuben:
Lyäus weis ihn zu betäuben,
Und singt ihn sieghaft in die Flucht.
Lernt, wie sich finstrer Unverstand,
Verhüllt in trauriges Gewand,
Von wahrer Weisheit unterscheide,
Die mit entwölkter Stirne glänzt,
Und in der Wollust leichtem Kleide,
Wie sie, im Schoose sanfter Freude,
Auch oft mit Rosen sich bekränzt.
O segnet ieden Augenblick,
Da ihr ein unvergälltes Glück
Jn süsser Freundschaft Armen schmecket:
Da Bacchus euch mit Epheü krönt,
Und Witz und attisch lachen wecket;
Und muntrer Scherz, der Narren schrecket,
Die Narren und ihr Glück verhöhnt.
Doch
G 3
Drittes Buch.


Die Freude.
Ergetzt euch, Freunde, weil ihr koͤnnt!
Den Sterblichen iſt nicht vergoͤnnt,
Von Leiden immer frey zu bleiben.
Vernunft wird oͤfters ohne Frucht
Sich wider ſchwarzen Unmuth ſtraͤuben:
Lyaͤus weis ihn zu betaͤuben,
Und ſingt ihn ſieghaft in die Flucht.
Lernt, wie ſich finſtrer Unverſtand,
Verhuͤllt in trauriges Gewand,
Von wahrer Weisheit unterſcheide,
Die mit entwoͤlkter Stirne glaͤnzt,
Und in der Wolluſt leichtem Kleide,
Wie ſie, im Schooſe ſanfter Freude,
Auch oft mit Roſen ſich bekraͤnzt.
O ſegnet ieden Augenblick,
Da ihr ein unvergaͤlltes Gluͤck
Jn ſuͤſſer Freundſchaft Armen ſchmecket:
Da Bacchus euch mit Epheuͤ kroͤnt,
Und Witz und attiſch lachen wecket;
Und muntrer Scherz, der Narren ſchrecket,
Die Narren und ihr Gluͤck verhoͤhnt.
Doch
G 3
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[101/0115] Drittes Buch. Die Freude. Ergetzt euch, Freunde, weil ihr koͤnnt! Den Sterblichen iſt nicht vergoͤnnt, Von Leiden immer frey zu bleiben. Vernunft wird oͤfters ohne Frucht Sich wider ſchwarzen Unmuth ſtraͤuben: Lyaͤus weis ihn zu betaͤuben, Und ſingt ihn ſieghaft in die Flucht. Lernt, wie ſich finſtrer Unverſtand, Verhuͤllt in trauriges Gewand, Von wahrer Weisheit unterſcheide, Die mit entwoͤlkter Stirne glaͤnzt, Und in der Wolluſt leichtem Kleide, Wie ſie, im Schooſe ſanfter Freude, Auch oft mit Roſen ſich bekraͤnzt. O ſegnet ieden Augenblick, Da ihr ein unvergaͤlltes Gluͤck Jn ſuͤſſer Freundſchaft Armen ſchmecket: Da Bacchus euch mit Epheuͤ kroͤnt, Und Witz und attiſch lachen wecket; Und muntrer Scherz, der Narren ſchrecket, Die Narren und ihr Gluͤck verhoͤhnt. Doch G 3

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Zitationshilfe: Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/115>, abgerufen am 18.12.2024.