Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.Lyrische Gedichte Du weckest uns zur Lust, befriedigst unsern Schmerz, Du, Dichtkunst! öffnest unser Herz Der Warheit, welcher deine Hand Aus Myrth und Rosen Kränze band. Dich muß der taube Wille hören, Die du nicht finstern Schulwitz liebst, Und was die Weisen mühsam lehren, Uns zu empfinden giebst. Vor dir eröffnet sich der Ehre Heiligthum, Und lorbeerreicher Helden Ruhm Vertraut sich deiner Leyer an, Durch die er ewig schimmern kann. Doch Dunkelheit und kalte Schatten Begraben ungepriesnen Muth, Den Völker einst bewundert hatten, Der nun vergessen ruht. Du folgest kriegerisch durch Blut und heissen Dampf Dem Helden in den rauhsten Kampf: Und wann, vom güldnen Sieg umkränzt, Sein Haupt von Lorbeern furchtbar glänzt; Alsdann erwachen deine Lieder, Und bringen ihn vom wilden Streit Auf unermüdetem Gefieder Der fernen Ewigkeit. Wo
Lyriſche Gedichte Du weckeſt uns zur Luſt, befriedigſt unſern Schmerz, Du, Dichtkunſt! oͤffneſt unſer Herz Der Warheit, welcher deine Hand Aus Myrth und Roſen Kraͤnze band. Dich muß der taube Wille hoͤren, Die du nicht finſtern Schulwitz liebſt, Und was die Weiſen muͤhſam lehren, Uns zu empfinden giebſt. Vor dir eroͤffnet ſich der Ehre Heiligthum, Und lorbeerreicher Helden Ruhm Vertraut ſich deiner Leyer an, Durch die er ewig ſchimmern kann. Doch Dunkelheit und kalte Schatten Begraben ungeprieſnen Muth, Den Voͤlker einſt bewundert hatten, Der nun vergeſſen ruht. Du folgeſt kriegeriſch durch Blut und heiſſen Dampf Dem Helden in den rauhſten Kampf: Und wann, vom guͤldnen Sieg umkraͤnzt, Sein Haupt von Lorbeern furchtbar glaͤnzt; Alsdann erwachen deine Lieder, Und bringen ihn vom wilden Streit Auf unermuͤdetem Gefieder Der fernen Ewigkeit. Wo
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Lyriſche Gedichte
Du weckeſt uns zur Luſt, befriedigſt unſern Schmerz,
Du, Dichtkunſt! oͤffneſt unſer Herz
Der Warheit, welcher deine Hand
Aus Myrth und Roſen Kraͤnze band.
Dich muß der taube Wille hoͤren,
Die du nicht finſtern Schulwitz liebſt,
Und was die Weiſen muͤhſam lehren,
Uns zu empfinden giebſt.
Vor dir eroͤffnet ſich der Ehre Heiligthum,
Und lorbeerreicher Helden Ruhm
Vertraut ſich deiner Leyer an,
Durch die er ewig ſchimmern kann.
Doch Dunkelheit und kalte Schatten
Begraben ungeprieſnen Muth,
Den Voͤlker einſt bewundert hatten,
Der nun vergeſſen ruht.
Du folgeſt kriegeriſch durch Blut und heiſſen Dampf
Dem Helden in den rauhſten Kampf:
Und wann, vom guͤldnen Sieg umkraͤnzt,
Sein Haupt von Lorbeern furchtbar glaͤnzt;
Alsdann erwachen deine Lieder,
Und bringen ihn vom wilden Streit
Auf unermuͤdetem Gefieder
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