Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.Lyrische Gedichte Jch schwing an deiner Hand, O Weisheit! mich empor, hoch über stolzen Tand, Und kurzen Sonnenschein des Glückes, Und seiner Freuden Unbestand, Nur Freuden eines Augenblickes. Es brüllt aus dicker Nacht Der Donner unter mir, indeß mir Titan lacht, Und reine Lüfte mich umwehen, Und über giftigen Verdacht Und niedre Schmähsucht mich erhöhen. Hoch in den Wolken fleugt Der Adler, wo ein Blick ihm ferne Raben zeigt, Die sich beym Aas geschwätzig freuen: Der königliche Vogel schweigt, Und läßt die trägen Thiere schreyen. Theo-
Lyriſche Gedichte Jch ſchwing an deiner Hand, O Weisheit! mich empor, hoch uͤber ſtolzen Tand, Und kurzen Sonnenſchein des Gluͤckes, Und ſeiner Freuden Unbeſtand, Nur Freuden eines Augenblickes. Es bruͤllt aus dicker Nacht Der Donner unter mir, indeß mir Titan lacht, Und reine Luͤfte mich umwehen, Und uͤber giftigen Verdacht Und niedre Schmaͤhſucht mich erhoͤhen. Hoch in den Wolken fleugt Der Adler, wo ein Blick ihm ferne Raben zeigt, Die ſich beym Aas geſchwaͤtzig freuen: Der koͤnigliche Vogel ſchweigt, Und laͤßt die traͤgen Thiere ſchreyen. Theo-
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Lyriſche Gedichte
Jch ſchwing an deiner Hand,
O Weisheit! mich empor, hoch uͤber ſtolzen Tand,
Und kurzen Sonnenſchein des Gluͤckes,
Und ſeiner Freuden Unbeſtand,
Nur Freuden eines Augenblickes.
Es bruͤllt aus dicker Nacht
Der Donner unter mir, indeß mir Titan lacht,
Und reine Luͤfte mich umwehen,
Und uͤber giftigen Verdacht
Und niedre Schmaͤhſucht mich erhoͤhen.
Hoch in den Wolken fleugt
Der Adler, wo ein Blick ihm ferne Raben zeigt,
Die ſich beym Aas geſchwaͤtzig freuen:
Der koͤnigliche Vogel ſchweigt,
Und laͤßt die traͤgen Thiere ſchreyen.
Theo-
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