Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.Viertes Buch. Theodicee. Mit sonnenrothem Angesichte Flieg ich zur Gottheit auf! Ein Strahl von ih- rem Lichte Glänzt auf mein Saitenspiel, das nie erhabner klang. Durch welche Töne wälzt mein heiliger Gesang, Wie eine Fluth von furchtbarn Klippen, Sich strömend fort und braust von meinen Lippen! Jch will die Spötter niederschlagen, Die vor dem Unverstand, o Schöpfer! dich verklagen: Die Welt verkündige der höhern Weisheit Ruhm! Es öffnet Leibnitz mir des Schicksals Heiligthum; Und Licht bezeichnet seine Pfade, Wie Titans Weg vom östlichen Gestade. Die dicke Finsterniß entweiche, Die aus dem Acheron, vom stygischen Gesträuche Mit kaltem Grausen sich auf meinem Wege häuft, Wo stolzer Thoren Schwarm in wilder Jrre läuft, Und auch der Weise furchtsam schreitet, Oft stille steht und oft gefährlich gleitet. Die
Viertes Buch. Theodicee. Mit ſonnenrothem Angeſichte Flieg ich zur Gottheit auf! Ein Strahl von ih- rem Lichte Glaͤnzt auf mein Saitenſpiel, das nie erhabner klang. Durch welche Toͤne waͤlzt mein heiliger Geſang, Wie eine Fluth von furchtbarn Klippen, Sich ſtroͤmend fort und brauſt von meinen Lippen! Jch will die Spoͤtter niederſchlagen, Die vor dem Unverſtand, o Schoͤpfer! dich verklagen: Die Welt verkuͤndige der hoͤhern Weisheit Ruhm! Es oͤffnet Leibnitz mir des Schickſals Heiligthum; Und Licht bezeichnet ſeine Pfade, Wie Titans Weg vom oͤſtlichen Geſtade. Die dicke Finſterniß entweiche, Die aus dem Acheron, vom ſtygiſchen Geſtraͤuche Mit kaltem Grauſen ſich auf meinem Wege haͤuft, Wo ſtolzer Thoren Schwarm in wilder Jrre laͤuft, Und auch der Weiſe furchtſam ſchreitet, Oft ſtille ſteht und oft gefaͤhrlich gleitet. Die
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Viertes Buch.
Theodicee.
Mit ſonnenrothem Angeſichte
Flieg ich zur Gottheit auf! Ein Strahl von ih-
rem Lichte
Glaͤnzt auf mein Saitenſpiel, das nie erhabner klang.
Durch welche Toͤne waͤlzt mein heiliger Geſang,
Wie eine Fluth von furchtbarn Klippen,
Sich ſtroͤmend fort und brauſt von meinen Lippen!
Jch will die Spoͤtter niederſchlagen,
Die vor dem Unverſtand, o Schoͤpfer! dich verklagen:
Die Welt verkuͤndige der hoͤhern Weisheit Ruhm!
Es oͤffnet Leibnitz mir des Schickſals Heiligthum;
Und Licht bezeichnet ſeine Pfade,
Wie Titans Weg vom oͤſtlichen Geſtade.
Die dicke Finſterniß entweiche,
Die aus dem Acheron, vom ſtygiſchen Geſtraͤuche
Mit kaltem Grauſen ſich auf meinem Wege haͤuft,
Wo ſtolzer Thoren Schwarm in wilder Jrre laͤuft,
Und auch der Weiſe furchtſam ſchreitet,
Oft ſtille ſteht und oft gefaͤhrlich gleitet.
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