Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.Viertes Buch. Er sieht mit heiligem Vergnügen Auf unsrer Erde selbst sich alle Theile fügen, Und Ordnung überall, auch wo die Tugend weint: Und findet, wann sein Blick, was bös' und finster scheint, Jm Schimmer seiner Folgen siehet, Daß, was geschieht, aufs beste stets geschiehet. Es leide mit gepriesnem Muthe Die Gattinn Collatins! Es keimt aus ihrem Blute Die Freyheit eines Volks, die einst Catone zeugt: Bis kühne Tyranney, vom Laster groß gesäugt, Die spätverlassne Tugend rächet, Und Rom durch Rom bestraft und strafend schwächet. Entkräftet in verdienten Ketten, Wie soll sich Latium vor fremdem Joche retten? Sieh! das entmannte Rom verfällt in Schutt und Graus. Der kalte Norden speyt ein Volk der Wilden aus, Das durchs Verhängniß überwindet, Jm Finstern saß und Licht und Wahrheit findet. Die L
Viertes Buch. Er ſieht mit heiligem Vergnuͤgen Auf unſrer Erde ſelbſt ſich alle Theile fuͤgen, Und Ordnung uͤberall, auch wo die Tugend weint: Und findet, wann ſein Blick, was boͤſ’ und finſter ſcheint, Jm Schimmer ſeiner Folgen ſiehet, Daß, was geſchieht, aufs beſte ſtets geſchiehet. Es leide mit geprieſnem Muthe Die Gattinn Collatins! Es keimt aus ihrem Blute Die Freyheit eines Volks, die einſt Catone zeugt: Bis kuͤhne Tyranney, vom Laſter groß geſaͤugt, Die ſpaͤtverlaſſne Tugend raͤchet, Und Rom durch Rom beſtraft und ſtrafend ſchwaͤchet. Entkraͤftet in verdienten Ketten, Wie ſoll ſich Latium vor fremdem Joche retten? Sieh! das entmannte Rom verfaͤllt in Schutt und Graus. Der kalte Norden ſpeyt ein Volk der Wilden aus, Das durchs Verhaͤngniß uͤberwindet, Jm Finſtern ſaß und Licht und Wahrheit findet. Die L
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0175" n="161"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Viertes Buch.</hi> </fw><lb/> <lg n="13"> <l><hi rendition="#in">E</hi>r ſieht mit heiligem Vergnuͤgen</l><lb/> <l>Auf unſrer Erde ſelbſt ſich alle Theile fuͤgen,</l><lb/> <l>Und Ordnung uͤberall, auch wo die Tugend weint:</l><lb/> <l>Und findet, wann ſein Blick, was boͤſ’ und finſter ſcheint,</l><lb/> <l>Jm Schimmer ſeiner Folgen ſiehet,</l><lb/> <l>Daß, was geſchieht, aufs beſte ſtets geſchiehet.</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l><hi rendition="#in">E</hi>s leide mit geprieſnem Muthe</l><lb/> <l>Die Gattinn Collatins! Es keimt aus ihrem Blute</l><lb/> <l>Die Freyheit eines Volks, die einſt Catone zeugt:</l><lb/> <l>Bis kuͤhne Tyranney, vom Laſter groß geſaͤugt,</l><lb/> <l>Die ſpaͤtverlaſſne Tugend raͤchet,</l><lb/> <l>Und Rom durch Rom beſtraft und ſtrafend ſchwaͤchet.</l> </lg><lb/> <lg n="15"> <l><hi rendition="#in">E</hi>ntkraͤftet in verdienten Ketten,</l><lb/> <l>Wie ſoll ſich Latium vor fremdem Joche retten?</l><lb/> <l>Sieh! das entmannte Rom verfaͤllt in Schutt und Graus.</l><lb/> <l>Der kalte Norden ſpeyt ein Volk der Wilden aus,</l><lb/> <l>Das durchs Verhaͤngniß uͤberwindet,</l><lb/> <l>Jm Finſtern ſaß und Licht und Wahrheit findet.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">L</fw> <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [161/0175]
Viertes Buch.
Er ſieht mit heiligem Vergnuͤgen
Auf unſrer Erde ſelbſt ſich alle Theile fuͤgen,
Und Ordnung uͤberall, auch wo die Tugend weint:
Und findet, wann ſein Blick, was boͤſ’ und finſter ſcheint,
Jm Schimmer ſeiner Folgen ſiehet,
Daß, was geſchieht, aufs beſte ſtets geſchiehet.
Es leide mit geprieſnem Muthe
Die Gattinn Collatins! Es keimt aus ihrem Blute
Die Freyheit eines Volks, die einſt Catone zeugt:
Bis kuͤhne Tyranney, vom Laſter groß geſaͤugt,
Die ſpaͤtverlaſſne Tugend raͤchet,
Und Rom durch Rom beſtraft und ſtrafend ſchwaͤchet.
Entkraͤftet in verdienten Ketten,
Wie ſoll ſich Latium vor fremdem Joche retten?
Sieh! das entmannte Rom verfaͤllt in Schutt und Graus.
Der kalte Norden ſpeyt ein Volk der Wilden aus,
Das durchs Verhaͤngniß uͤberwindet,
Jm Finſtern ſaß und Licht und Wahrheit findet.
Die
L
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie Erstausgabe der vorliegenden Gedichtsammlung … [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |