Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.

Bild:
<< vorherige Seite
Lyrische Gedichte
Den Hayn durchflog ein Lustgesang;
Die heilge Stille wich von hinnen:
Jch sah, indem ich näher drang,
Jch sah den Musengott und alle Pierinnen.
Sie sungen voll zufriedner Lust;
Der necktarvolle Becher glänzte;
Es reichten ihn, mit nackter Brust,
Die jungen Grazien, die Ros' und Myrth umkränzte.
Bald schlossen Alle Hand in Hand;
Ein Reihentanz ward angefangen:
Da floß ihr unbewahrt Gewand
Jn Thau und Bluhmen hin; es brannten ihre Wangen.
Mit Recht war iede Muse froh:
Dein König hieß die Waffen schweigen.
Wer hoffte nicht, als Mavors floh,
Nun würde Friedrichs Huld sich zu den Musen neigen?
Und gleich lud Fama, froh erhitzt,
Sie nach Berlins gewünschten Auen:
Dort, Musen! sprach sie, sollt ihr itzt
Athen zum andernmal im alten Flore schauen.
Sie
Lyriſche Gedichte
Den Hayn durchflog ein Luſtgeſang;
Die heilge Stille wich von hinnen:
Jch ſah, indem ich naͤher drang,
Jch ſah den Muſengott und alle Pierinnen.
Sie ſungen voll zufriedner Luſt;
Der necktarvolle Becher glaͤnzte;
Es reichten ihn, mit nackter Bruſt,
Die jungen Grazien, die Roſ’ und Myrth umkraͤnzte.
Bald ſchloſſen Alle Hand in Hand;
Ein Reihentanz ward angefangen:
Da floß ihr unbewahrt Gewand
Jn Thau und Bluhmen hin; es brannten ihre Wangen.
Mit Recht war iede Muſe froh:
Dein Koͤnig hieß die Waffen ſchweigen.
Wer hoffte nicht, als Mavors floh,
Nun wuͤrde Friedrichs Huld ſich zu den Muſen neigen?
Und gleich lud Fama, froh erhitzt,
Sie nach Berlins gewuͤnſchten Auen:
Dort, Muſen! ſprach ſie, ſollt ihr itzt
Athen zum andernmal im alten Flore ſchauen.
Sie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0018" n="4"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Lyri&#x017F;che Gedichte</hi> </fw><lb/>
            <lg n="4">
              <l><hi rendition="#in">D</hi>en Hayn durchflog ein Lu&#x017F;tge&#x017F;ang;</l><lb/>
              <l>Die heilge Stille wich von hinnen:</l><lb/>
              <l>Jch &#x017F;ah, indem ich na&#x0364;her drang,</l><lb/>
              <l>Jch &#x017F;ah den Mu&#x017F;engott und alle Pierinnen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l><hi rendition="#in">S</hi>ie &#x017F;ungen voll zufriedner Lu&#x017F;t;</l><lb/>
              <l>Der necktarvolle Becher gla&#x0364;nzte;</l><lb/>
              <l>Es reichten ihn, mit nackter Bru&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Die jungen Grazien, die Ro&#x017F;&#x2019; und Myrth umkra&#x0364;nzte.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l><hi rendition="#in">B</hi>ald &#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en Alle Hand in Hand;</l><lb/>
              <l>Ein Reihentanz ward angefangen:</l><lb/>
              <l>Da floß ihr unbewahrt Gewand</l><lb/>
              <l>Jn Thau und Bluhmen hin; es brannten ihre Wangen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l><hi rendition="#in">M</hi>it Recht war iede Mu&#x017F;e froh:</l><lb/>
              <l>Dein Ko&#x0364;nig hieß die Waffen &#x017F;chweigen.</l><lb/>
              <l>Wer hoffte nicht, als Mavors floh,</l><lb/>
              <l>Nun wu&#x0364;rde Friedrichs Huld &#x017F;ich zu den Mu&#x017F;en neigen?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l><hi rendition="#in">U</hi>nd gleich lud Fama, froh erhitzt,</l><lb/>
              <l>Sie nach Berlins gewu&#x0364;n&#x017F;chten Auen:</l><lb/>
              <l>Dort, Mu&#x017F;en! &#x017F;prach &#x017F;ie, &#x017F;ollt ihr itzt</l><lb/>
              <l>Athen zum andernmal im alten Flore &#x017F;chauen.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Sie</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[4/0018] Lyriſche Gedichte Den Hayn durchflog ein Luſtgeſang; Die heilge Stille wich von hinnen: Jch ſah, indem ich naͤher drang, Jch ſah den Muſengott und alle Pierinnen. Sie ſungen voll zufriedner Luſt; Der necktarvolle Becher glaͤnzte; Es reichten ihn, mit nackter Bruſt, Die jungen Grazien, die Roſ’ und Myrth umkraͤnzte. Bald ſchloſſen Alle Hand in Hand; Ein Reihentanz ward angefangen: Da floß ihr unbewahrt Gewand Jn Thau und Bluhmen hin; es brannten ihre Wangen. Mit Recht war iede Muſe froh: Dein Koͤnig hieß die Waffen ſchweigen. Wer hoffte nicht, als Mavors floh, Nun wuͤrde Friedrichs Huld ſich zu den Muſen neigen? Und gleich lud Fama, froh erhitzt, Sie nach Berlins gewuͤnſchten Auen: Dort, Muſen! ſprach ſie, ſollt ihr itzt Athen zum andernmal im alten Flore ſchauen. Sie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Erstausgabe der vorliegenden Gedichtsammlung … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/18
Zitationshilfe: Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/18>, abgerufen am 21.11.2024.