Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.Briefe. Viel Gras, sich scherzend hinzustrecken,Und, Amors Freuden zu verstecken, Viel Schatten, viele Dunkelheit. Die Anmuth lockt auf allen Wegen Jm Schoos des Frühlings mir entgegen: Dem Reiz begegnet ieder Blick. Er schweift herum in weiter Sphäre: Damit kein Berg der Aussicht wehre, Steht ieder ehrfurchtvoll zurück. Der Steinsburg kahle Glatze strecket Sich in des Donners Aufenthalt; Und ihre breite Schultern decket Furcht, schwarze Finsterniß und Wald. Gleich furchtbar, noch erhabner thürmet Das Gleichgebürge sich empor: Von seinen düstern Eichen stürmet Der Nord in müder Wandrer Ohr. O du, die Busch und Gras bekleiden, Du, Hartenburg! stehst zwischen Beyden, Zwar niedrig, aber angenehm! Das Klettern kan ich niemals leiden; Doch dich besteig ich ganz bequem. Jch steig, in kühlen Abendstunden, Zu dir an Gärten spielend hin: Jn diesen kühlen Abendstunden Wird hier der Bürger oft mit seiner Frau gefunden, Oft auch mit einer Nachtbarin. Auch
Briefe. Viel Gras, ſich ſcherzend hinzuſtrecken,Und, Amors Freuden zu verſtecken, Viel Schatten, viele Dunkelheit. Die Anmuth lockt auf allen Wegen Jm Schoos des Fruͤhlings mir entgegen: Dem Reiz begegnet ieder Blick. Er ſchweift herum in weiter Sphaͤre: Damit kein Berg der Ausſicht wehre, Steht ieder ehrfurchtvoll zuruͤck. Der Steinsburg kahle Glatze ſtrecket Sich in des Donners Aufenthalt; Und ihre breite Schultern decket Furcht, ſchwarze Finſterniß und Wald. Gleich furchtbar, noch erhabner thuͤrmet Das Gleichgebuͤrge ſich empor: Von ſeinen duͤſtern Eichen ſtuͤrmet Der Nord in muͤder Wandrer Ohr. O du, die Buſch und Gras bekleiden, Du, Hartenburg! ſtehſt zwiſchen Beyden, Zwar niedrig, aber angenehm! Das Klettern kan ich niemals leiden; Doch dich beſteig ich ganz bequem. Jch ſteig, in kuͤhlen Abendſtunden, Zu dir an Gaͤrten ſpielend hin: Jn dieſen kuͤhlen Abendſtunden Wird hier der Buͤrger oft mit ſeiner Frau gefunden, Oft auch mit einer Nachtbarin. Auch
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0218" n="204"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Briefe.</hi> </fw><lb/> <l>Viel Gras, ſich ſcherzend hinzuſtrecken,</l><lb/> <l>Und, Amors Freuden zu verſtecken,</l><lb/> <l>Viel Schatten, viele Dunkelheit.</l><lb/> <l>Die Anmuth lockt auf allen Wegen</l><lb/> <l>Jm Schoos des Fruͤhlings mir entgegen:</l><lb/> <l>Dem Reiz begegnet ieder Blick.</l><lb/> <l>Er ſchweift herum in weiter Sphaͤre:</l><lb/> <l>Damit kein Berg der Ausſicht wehre,</l><lb/> <l>Steht ieder ehrfurchtvoll zuruͤck.</l><lb/> <l>Der Steinsburg kahle Glatze ſtrecket</l><lb/> <l>Sich in des Donners Aufenthalt;</l><lb/> <l>Und ihre breite Schultern decket</l><lb/> <l>Furcht, ſchwarze Finſterniß und Wald.</l><lb/> <l>Gleich furchtbar, noch erhabner thuͤrmet</l><lb/> <l>Das Gleichgebuͤrge ſich empor:</l><lb/> <l>Von ſeinen duͤſtern Eichen ſtuͤrmet</l><lb/> <l>Der Nord in muͤder Wandrer Ohr.</l><lb/> <l>O du, die Buſch und Gras bekleiden,</l><lb/> <l>Du, Hartenburg! ſtehſt zwiſchen Beyden,</l><lb/> <l>Zwar niedrig, aber angenehm!</l><lb/> <l>Das Klettern kan ich niemals leiden;</l><lb/> <l>Doch dich beſteig ich ganz bequem.</l><lb/> <l>Jch ſteig, in kuͤhlen Abendſtunden,</l><lb/> <l>Zu dir an Gaͤrten ſpielend hin:</l><lb/> <l>Jn dieſen kuͤhlen Abendſtunden</l><lb/> <l>Wird hier der Buͤrger oft mit ſeiner Frau gefunden,</l><lb/> <l>Oft auch mit einer Nachtbarin.</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Auch</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [204/0218]
Briefe.
Viel Gras, ſich ſcherzend hinzuſtrecken,
Und, Amors Freuden zu verſtecken,
Viel Schatten, viele Dunkelheit.
Die Anmuth lockt auf allen Wegen
Jm Schoos des Fruͤhlings mir entgegen:
Dem Reiz begegnet ieder Blick.
Er ſchweift herum in weiter Sphaͤre:
Damit kein Berg der Ausſicht wehre,
Steht ieder ehrfurchtvoll zuruͤck.
Der Steinsburg kahle Glatze ſtrecket
Sich in des Donners Aufenthalt;
Und ihre breite Schultern decket
Furcht, ſchwarze Finſterniß und Wald.
Gleich furchtbar, noch erhabner thuͤrmet
Das Gleichgebuͤrge ſich empor:
Von ſeinen duͤſtern Eichen ſtuͤrmet
Der Nord in muͤder Wandrer Ohr.
O du, die Buſch und Gras bekleiden,
Du, Hartenburg! ſtehſt zwiſchen Beyden,
Zwar niedrig, aber angenehm!
Das Klettern kan ich niemals leiden;
Doch dich beſteig ich ganz bequem.
Jch ſteig, in kuͤhlen Abendſtunden,
Zu dir an Gaͤrten ſpielend hin:
Jn dieſen kuͤhlen Abendſtunden
Wird hier der Buͤrger oft mit ſeiner Frau gefunden,
Oft auch mit einer Nachtbarin.
Auch
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie Erstausgabe der vorliegenden Gedichtsammlung … [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |