Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.Briefe. An Herrn Hofrath C* Wie? Sie haben meinen Nahmen auf dem Parnaß Jch schleiche mich aus einem Hayn, Wo Myrthen unter Lorbeern rauschen, Und Liebesgott und Satyr lauschen, Jn einen lichten Tempel ein. Die Musen lachen mir entgegen: Jn Marmor nachgeahmt, scheint iede sich zu regen, Und mehr, als bloßer Stein, zu seyn. Der
Briefe. An Herrn Hofrath C* Wie? Sie haben meinen Nahmen auf dem Parnaß Jch ſchleiche mich aus einem Hayn, Wo Myrthen unter Lorbeern rauſchen, Und Liebesgott und Satyr lauſchen, Jn einen lichten Tempel ein. Die Muſen lachen mir entgegen: Jn Marmor nachgeahmt, ſcheint iede ſich zu regen, Und mehr, als bloßer Stein, zu ſeyn. Der
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0249" n="235"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Briefe.</hi> </fw><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">An Herrn Hofrath C*</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">W</hi>ie? Sie haben meinen Nahmen auf dem Parnaß<lb/> gehoͤrt? Jch ſoll daſelbſt nicht ganz unbekannt,<lb/> nicht ganz auſſer Achtung ſeyn? So zuverlaͤſ-<lb/> ſig Jhre Nachrichten von einem Orte, wo ſie einen ſo<lb/> hohen Platz behaupten, mir mit Recht ſcheinen muͤſſen,<lb/> ſo kann ich doch dieſe nur fuͤr einen freundſchaftlichen<lb/> Scherz anſehen. Wie koͤnnte ich eine Parthey auf dem<lb/> deutſchen Parnaß haben, da hier alles durch Cabalen zugeht,<lb/> und ich hingegen ein Feind aller ſolchen kleinen Rottie-<lb/> rungen bin? Jnzwiſchen hat Jhre ſinnreiche Dichtung<lb/> mich ungemein ergetzet. Weil ich den ganzen Tag uͤber<lb/> damit beſchaͤftiget geweſen; ſo iſt meine Seele ſelbſt im<lb/> Schlafe damit fortgefahren, hat dasjenige, was ich zu<lb/> verſchiedenen Zeiten und ſtuͤckweiſe gedacht, in eine be-<lb/> ſondere Vorſtellung zuſammengehaͤnget, und folgenden<lb/> Traum gebildet.</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Jch ſchleiche mich aus einem Hayn,</l><lb/> <l>Wo Myrthen unter Lorbeern rauſchen,</l><lb/> <l>Und Liebesgott und Satyr lauſchen,</l><lb/> <l>Jn einen lichten Tempel ein.</l><lb/> <l>Die Muſen lachen mir entgegen:</l><lb/> <l>Jn Marmor nachgeahmt, ſcheint iede ſich zu regen,</l><lb/> <l>Und mehr, als bloßer Stein, zu ſeyn.</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [235/0249]
Briefe.
An Herrn Hofrath C*
Wie? Sie haben meinen Nahmen auf dem Parnaß
gehoͤrt? Jch ſoll daſelbſt nicht ganz unbekannt,
nicht ganz auſſer Achtung ſeyn? So zuverlaͤſ-
ſig Jhre Nachrichten von einem Orte, wo ſie einen ſo
hohen Platz behaupten, mir mit Recht ſcheinen muͤſſen,
ſo kann ich doch dieſe nur fuͤr einen freundſchaftlichen
Scherz anſehen. Wie koͤnnte ich eine Parthey auf dem
deutſchen Parnaß haben, da hier alles durch Cabalen zugeht,
und ich hingegen ein Feind aller ſolchen kleinen Rottie-
rungen bin? Jnzwiſchen hat Jhre ſinnreiche Dichtung
mich ungemein ergetzet. Weil ich den ganzen Tag uͤber
damit beſchaͤftiget geweſen; ſo iſt meine Seele ſelbſt im
Schlafe damit fortgefahren, hat dasjenige, was ich zu
verſchiedenen Zeiten und ſtuͤckweiſe gedacht, in eine be-
ſondere Vorſtellung zuſammengehaͤnget, und folgenden
Traum gebildet.
Jch ſchleiche mich aus einem Hayn,
Wo Myrthen unter Lorbeern rauſchen,
Und Liebesgott und Satyr lauſchen,
Jn einen lichten Tempel ein.
Die Muſen lachen mir entgegen:
Jn Marmor nachgeahmt, ſcheint iede ſich zu regen,
Und mehr, als bloßer Stein, zu ſeyn.
Der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie Erstausgabe der vorliegenden Gedichtsammlung … [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |