Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.Lyrische Gedichte Nie müss' ein artig Kind Die wilde Strenge lieben! Nur die nicht artig sind, Laßt Grausamkeiten üben! Auch segnet nun den May, Der manche zärtlich machte; Daß keine Schöne sey, Die nicht nach Küssen schmachte. Wenn mancher, den ihr wisst, Sich doch verläugnen könnte, Daß, was ihm unnütz ist, Er seinem Nächsten gönnte! Was soll der schwache Mann Beym jungen Weibchen keichen? Was er nicht brauchen kann, Das laß er meines gleichen. So müsse meine Brust Ein ieder Tag entzücken, Und eine frische Lust Mit ieder Nacht beglücken! Bey Mädchen und bey Wein, Mit Bluhmen um die Haare, Will ich euch dankbar seyn, Jm Frühling meiner Jahre. Früh-
Lyriſche Gedichte Nie muͤſſ’ ein artig Kind Die wilde Strenge lieben! Nur die nicht artig ſind, Laßt Grauſamkeiten uͤben! Auch ſegnet nun den May, Der manche zaͤrtlich machte; Daß keine Schoͤne ſey, Die nicht nach Kuͤſſen ſchmachte. Wenn mancher, den ihr wiſſt, Sich doch verlaͤugnen koͤnnte, Daß, was ihm unnuͤtz iſt, Er ſeinem Naͤchſten goͤnnte! Was ſoll der ſchwache Mann Beym jungen Weibchen keichen? Was er nicht brauchen kann, Das laß er meines gleichen. So muͤſſe meine Bruſt Ein ieder Tag entzuͤcken, Und eine friſche Luſt Mit ieder Nacht begluͤcken! Bey Maͤdchen und bey Wein, Mit Bluhmen um die Haare, Will ich euch dankbar ſeyn, Jm Fruͤhling meiner Jahre. Fruͤh-
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Lyriſche Gedichte
Nie muͤſſ’ ein artig Kind
Die wilde Strenge lieben!
Nur die nicht artig ſind,
Laßt Grauſamkeiten uͤben!
Auch ſegnet nun den May,
Der manche zaͤrtlich machte;
Daß keine Schoͤne ſey,
Die nicht nach Kuͤſſen ſchmachte.
Wenn mancher, den ihr wiſſt,
Sich doch verlaͤugnen koͤnnte,
Daß, was ihm unnuͤtz iſt,
Er ſeinem Naͤchſten goͤnnte!
Was ſoll der ſchwache Mann
Beym jungen Weibchen keichen?
Was er nicht brauchen kann,
Das laß er meines gleichen.
So muͤſſe meine Bruſt
Ein ieder Tag entzuͤcken,
Und eine friſche Luſt
Mit ieder Nacht begluͤcken!
Bey Maͤdchen und bey Wein,
Mit Bluhmen um die Haare,
Will ich euch dankbar ſeyn,
Jm Fruͤhling meiner Jahre.
Fruͤh-
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