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Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.

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Erstes Buch.


Morgenlied der Schäfer.
Die düstre Nacht ist hin,
Die Sonne kehret wieder.
Ermuntre dich, mein Sinn!
Und dichte Freudenlieder.
Die ihr, wann Hirten flehn,
Ein willig Ohr gewähret,
Jhr Götter! last geschehn,
Was itzt mein Mund begehret.
Gebt mir ein weises Herz,
Das allen Gram verfluche;
Und mehr den Jugendscherz,
Als Gold und Sorgen suche.
Es rufe nie die Nacht
Den güldnen Tag zu Grabe,
Bis ich beym Wein gelacht,
Das ist, gelebet habe.
Schützt Amors frohes Reich,
Schützt unsre frohen Reben,
Daß Lieb und Wein zugleich
Stets iedes Herz beleben.
Wird Wasserbad und List
Lyäens Gottheit schwächen;
Wird stündlich nicht geküsst:
So wollet ihr es rächen!
Nie
B 3
Erſtes Buch.


Morgenlied der Schaͤfer.
Die duͤſtre Nacht iſt hin,
Die Sonne kehret wieder.
Ermuntre dich, mein Sinn!
Und dichte Freudenlieder.
Die ihr, wann Hirten flehn,
Ein willig Ohr gewaͤhret,
Jhr Goͤtter! laſt geſchehn,
Was itzt mein Mund begehret.
Gebt mir ein weiſes Herz,
Das allen Gram verfluche;
Und mehr den Jugendſcherz,
Als Gold und Sorgen ſuche.
Es rufe nie die Nacht
Den guͤldnen Tag zu Grabe,
Bis ich beym Wein gelacht,
Das iſt, gelebet habe.
Schuͤtzt Amors frohes Reich,
Schuͤtzt unſre frohen Reben,
Daß Lieb und Wein zugleich
Stets iedes Herz beleben.
Wird Waſſerbad und Liſt
Lyaͤens Gottheit ſchwaͤchen;
Wird ſtuͤndlich nicht gekuͤſſt:
So wollet ihr es raͤchen!
Nie
B 3
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[21/0035] Erſtes Buch. Morgenlied der Schaͤfer. Die duͤſtre Nacht iſt hin, Die Sonne kehret wieder. Ermuntre dich, mein Sinn! Und dichte Freudenlieder. Die ihr, wann Hirten flehn, Ein willig Ohr gewaͤhret, Jhr Goͤtter! laſt geſchehn, Was itzt mein Mund begehret. Gebt mir ein weiſes Herz, Das allen Gram verfluche; Und mehr den Jugendſcherz, Als Gold und Sorgen ſuche. Es rufe nie die Nacht Den guͤldnen Tag zu Grabe, Bis ich beym Wein gelacht, Das iſt, gelebet habe. Schuͤtzt Amors frohes Reich, Schuͤtzt unſre frohen Reben, Daß Lieb und Wein zugleich Stets iedes Herz beleben. Wird Waſſerbad und Liſt Lyaͤens Gottheit ſchwaͤchen; Wird ſtuͤndlich nicht gekuͤſſt: So wollet ihr es raͤchen! Nie B 3

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Zitationshilfe: Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/35>, abgerufen am 03.12.2024.