Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.Lyrische Gedichte Ein Gemählde. Sieh! welche Schilderey! Beblühmt kein wahrer May, Jm Schoose der Natur, O Phyllis! diese Flur? Ein dick Gebüsch umkränzt Die Quelle, die hier glänzt: Am grünen Ufer hin Schläft eine Schäferinn. Sie liegt, nur leicht bedeckt, Jn Bluhmen hingestreckt. Mit ihren Locken spielt Ein Zephyr, der sie kühlt; Und ihre weisse Brust, Schon reif zu schlauer Lust, Verräth sich unterm Flohr, Und wallt im Schlaf empor. Sieh diesen Schäfer hier, Der, unbewegt, nach ihr Mit weiten Augen sieht: Wie seine Wange glüht! Sein Leib hangt ungeschickt, Auf einen Stab gebückt, Jn plumper Stellung hin Zur holden Schläferinn. Der
Lyriſche Gedichte Ein Gemaͤhlde. Sieh! welche Schilderey! Bebluͤhmt kein wahrer May, Jm Schooſe der Natur, O Phyllis! dieſe Flur? Ein dick Gebuͤſch umkraͤnzt Die Quelle, die hier glaͤnzt: Am gruͤnen Ufer hin Schlaͤft eine Schaͤferinn. Sie liegt, nur leicht bedeckt, Jn Bluhmen hingeſtreckt. Mit ihren Locken ſpielt Ein Zephyr, der ſie kuͤhlt; Und ihre weiſſe Bruſt, Schon reif zu ſchlauer Luſt, Verraͤth ſich unterm Flohr, Und wallt im Schlaf empor. Sieh dieſen Schaͤfer hier, Der, unbewegt, nach ihr Mit weiten Augen ſieht: Wie ſeine Wange gluͤht! Sein Leib hangt ungeſchickt, Auf einen Stab gebuͤckt, Jn plumper Stellung hin Zur holden Schlaͤferinn. Der
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Lyriſche Gedichte
Ein Gemaͤhlde.
Sieh! welche Schilderey!
Bebluͤhmt kein wahrer May,
Jm Schooſe der Natur,
O Phyllis! dieſe Flur?
Ein dick Gebuͤſch umkraͤnzt
Die Quelle, die hier glaͤnzt:
Am gruͤnen Ufer hin
Schlaͤft eine Schaͤferinn.
Sie liegt, nur leicht bedeckt,
Jn Bluhmen hingeſtreckt.
Mit ihren Locken ſpielt
Ein Zephyr, der ſie kuͤhlt;
Und ihre weiſſe Bruſt,
Schon reif zu ſchlauer Luſt,
Verraͤth ſich unterm Flohr,
Und wallt im Schlaf empor.
Sieh dieſen Schaͤfer hier,
Der, unbewegt, nach ihr
Mit weiten Augen ſieht:
Wie ſeine Wange gluͤht!
Sein Leib hangt ungeſchickt,
Auf einen Stab gebuͤckt,
Jn plumper Stellung hin
Zur holden Schlaͤferinn.
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