Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.Drittes Buch. Liebt Chloe nichts, als ihre Heerde? Sie glaubts! ihr Auge saget mir, Daß Chloen Damon küssen werde; Und ich verrath es ihm und ihr. Die Spröde schleicht mit mir in Gründe Zu Büschen, wo kein Fremder lauscht, Wann beym Geschwätze sanfter Winde Der Scherz geheimer Schmätzchen rauscht. Ein ieder gleichet seinen Träumen: Jm Traume zecht Anakreon: Ein Dichter jauchzt bey seinen Reimen, Und flattert um den Helikon. Für euch, Monaden! ficht mit Schlüssen Ein Liebling der Ontologie; Und allen Mädchen träumt von Küssen: Denn was ist wichtiger für sie? Der Traumgott wollte weiter sprechen: Doch itzt rief ihm die braune Nacht: Sie lag schon über dunkeln Bächen; Und Philomela war erwacht. Er floh, und lächelnd sprach Cythere: Jhr Kinder! wißt nicht, was ihr wollt. O predigt nur von strenger Ehre! Mir seyd ihr doch im Herzen hold. Ein F
Drittes Buch. Liebt Chloe nichts, als ihre Heerde? Sie glaubts! ihr Auge ſaget mir, Daß Chloen Damon kuͤſſen werde; Und ich verrath es ihm und ihr. Die Sproͤde ſchleicht mit mir in Gruͤnde Zu Buͤſchen, wo kein Fremder lauſcht, Wann beym Geſchwaͤtze ſanfter Winde Der Scherz geheimer Schmaͤtzchen rauſcht. Ein ieder gleichet ſeinen Traͤumen: Jm Traume zecht Anakreon: Ein Dichter jauchzt bey ſeinen Reimen, Und flattert um den Helikon. Fuͤr euch, Monaden! ficht mit Schluͤſſen Ein Liebling der Ontologie; Und allen Maͤdchen traͤumt von Kuͤſſen: Denn was iſt wichtiger fuͤr ſie? Der Traumgott wollte weiter ſprechen: Doch itzt rief ihm die braune Nacht: Sie lag ſchon uͤber dunkeln Baͤchen; Und Philomela war erwacht. Er floh, und laͤchelnd ſprach Cythere: Jhr Kinder! wißt nicht, was ihr wollt. O predigt nur von ſtrenger Ehre! Mir ſeyd ihr doch im Herzen hold. Ein F
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Drittes Buch.
Liebt Chloe nichts, als ihre Heerde?
Sie glaubts! ihr Auge ſaget mir,
Daß Chloen Damon kuͤſſen werde;
Und ich verrath es ihm und ihr.
Die Sproͤde ſchleicht mit mir in Gruͤnde
Zu Buͤſchen, wo kein Fremder lauſcht,
Wann beym Geſchwaͤtze ſanfter Winde
Der Scherz geheimer Schmaͤtzchen rauſcht.
Ein ieder gleichet ſeinen Traͤumen:
Jm Traume zecht Anakreon:
Ein Dichter jauchzt bey ſeinen Reimen,
Und flattert um den Helikon.
Fuͤr euch, Monaden! ficht mit Schluͤſſen
Ein Liebling der Ontologie;
Und allen Maͤdchen traͤumt von Kuͤſſen:
Denn was iſt wichtiger fuͤr ſie?
Der Traumgott wollte weiter ſprechen:
Doch itzt rief ihm die braune Nacht:
Sie lag ſchon uͤber dunkeln Baͤchen;
Und Philomela war erwacht.
Er floh, und laͤchelnd ſprach Cythere:
Jhr Kinder! wißt nicht, was ihr wollt.
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