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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Von dem Embryo. I. Seröses Blatt.
Mulus Gobio. Allein ihre Anwesenheit kann nach dem Verfolge
der Bildung kaum in Zweifel gezogen werden. Den Primitiv-
streifen haben Prevost und Dumas (Frorieps Notiz. 1824. Novemb.
No. 176. S. 342. 343.), so wie Bär (in Burdachs Physiologie S.
223.) bei Fröschen gesehen. Die ersteren haben ihn auch, so wie
die Rückensaite abgebildet (l. c. fig. R--V.). Bei den Vögeln
ist, wie v. Bär selbst bemerkt, der Primitivstreifen schon von
Pander (l. c. tab. 1. fig. 4. 5. tab. 2. fig. 2.) dargestellt worden.
Auch können vielleicht einige Zeichnungen in Wolffs Abhandlung
über Entstehung des Darmkanales hierher gezogen werden. Die
von Prevost und Dumas dagegen gegebenen Abbildungen sind
nicht ganz der Natur entsprechend. Deutlicher und richtiger sind
ihre Zeichnungen aus dem Eie des Hundes (Frorieps Notizen Jan.
1825. No. 188. fig. 5. a. u. fig. 6. b.) und, wenn auch aus einer
etwas späteren Zeit, aus dem des Kaninchens (ib. fig. 12.). Dass
dieser erste Process der Bildung auf eine ganz ähnliche Weise
auch bei dem Menschen vor sich gehe, dürfte eine mehr als bloss
wahrscheinliche Vermuthung seyn. Er mag in den Anfang der
dritten oder das Ende der zweiten Woche fallen und, wie alle
frühesten Zustände bei der Bildung des Menschen, sehr rasch vor-
übergehen. Direkte Beobachtungen fehlen hier noch ganz und gar.

Wir haben schon bemerkt, dass die Sonderung des Schädels
von der Wirbelsäule und des Hirnes von dem Rückenmarke sehr
früh und rasch eintritt. Die Bestimmung des Endes aber, wel-
ches zum Kopfe sich umwandeln soll, ist durchaus nicht zufällig,
sondern nur bei den zu dieser Zeit vielleicht noch vollkommen
sphärischen Eiern der Säugethiere für uns weniger kenntlich. Im
Vogeleie, wo die Längenaxe des Embryo in der kleineren Quer-
axe des Eies liegt, wird das nach Rechts gelegene Ende, wenn
man das stumpfe Ende des Eies als abgewandt, das spitze als
sich zugewandt ansieht, zum Kopfe des neuen Individuums. Diese
schon von Bär gemachte Beobachtung (üb. Entw. gesch. S. 12.
und in Burdachs Physiol. S. 242.) haben wir immer bestätigt ge-
funden und müssen jede Ausnahme hiervon als eine Missbildung,
welche in schlechter Lage oder anderen äusseren Hindernissen
ihren Grund hat, ansehen. Das Kopfende sondert, verdickt und
verbreitert sich immer mehr, während das Schwanzende noch im-
mer mehr oder minder mit der übrigen körnerhaltigen Masse der
Fruchtanlage verschwimmt. Diesen Zustand finden wir bei Pre-

Von dem Embryo. I. Seröses Blatt.
Mulus Gobio. Allein ihre Anwesenheit kann nach dem Verfolge
der Bildung kaum in Zweifel gezogen werden. Den Primitiv-
streifen haben Prevost und Dumas (Frorieps Notiz. 1824. Novemb.
No. 176. S. 342. 343.), so wie Bär (in Burdachs Physiologie S.
223.) bei Fröschen gesehen. Die ersteren haben ihn auch, so wie
die Rückensaite abgebildet (l. c. fig. R—V.). Bei den Vögeln
ist, wie v. Bär selbst bemerkt, der Primitivstreifen schon von
Pander (l. c. tab. 1. fig. 4. 5. tab. 2. fig. 2.) dargestellt worden.
Auch können vielleicht einige Zeichnungen in Wolffs Abhandlung
über Entstehung des Darmkanales hierher gezogen werden. Die
von Prevost und Dumas dagegen gegebenen Abbildungen sind
nicht ganz der Natur entsprechend. Deutlicher und richtiger sind
ihre Zeichnungen aus dem Eie des Hundes (Frorieps Notizen Jan.
1825. No. 188. fig. 5. a. u. fig. 6. b.) und, wenn auch aus einer
etwas späteren Zeit, aus dem des Kaninchens (ib. fig. 12.). Daſs
dieser erste Proceſs der Bildung auf eine ganz ähnliche Weise
auch bei dem Menschen vor sich gehe, dürfte eine mehr als bloſs
wahrscheinliche Vermuthung seyn. Er mag in den Anfang der
dritten oder das Ende der zweiten Woche fallen und, wie alle
frühesten Zustände bei der Bildung des Menschen, sehr rasch vor-
übergehen. Direkte Beobachtungen fehlen hier noch ganz und gar.

Wir haben schon bemerkt, daſs die Sonderung des Schädels
von der Wirbelsäule und des Hirnes von dem Rückenmarke sehr
früh und rasch eintritt. Die Bestimmung des Endes aber, wel-
ches zum Kopfe sich umwandeln soll, ist durchaus nicht zufällig,
sondern nur bei den zu dieser Zeit vielleicht noch vollkommen
sphärischen Eiern der Säugethiere für uns weniger kenntlich. Im
Vogeleie, wo die Längenaxe des Embryo in der kleineren Quer-
axe des Eies liegt, wird das nach Rechts gelegene Ende, wenn
man das stumpfe Ende des Eies als abgewandt, das spitze als
sich zugewandt ansieht, zum Kopfe des neuen Individuums. Diese
schon von Bär gemachte Beobachtung (üb. Entw. gesch. S. 12.
und in Burdachs Physiol. S. 242.) haben wir immer bestätigt ge-
funden und müssen jede Ausnahme hiervon als eine Miſsbildung,
welche in schlechter Lage oder anderen äuſseren Hindernissen
ihren Grund hat, ansehen. Das Kopfende sondert, verdickt und
verbreitert sich immer mehr, während das Schwanzende noch im-
mer mehr oder minder mit der übrigen körnerhaltigen Masse der
Fruchtanlage verschwimmt. Diesen Zustand finden wir bei Pre-

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[158/0186] Von dem Embryo. I. Seröses Blatt. Mulus Gobio. Allein ihre Anwesenheit kann nach dem Verfolge der Bildung kaum in Zweifel gezogen werden. Den Primitiv- streifen haben Prevost und Dumas (Frorieps Notiz. 1824. Novemb. No. 176. S. 342. 343.), so wie Bär (in Burdachs Physiologie S. 223.) bei Fröschen gesehen. Die ersteren haben ihn auch, so wie die Rückensaite abgebildet (l. c. fig. R—V.). Bei den Vögeln ist, wie v. Bär selbst bemerkt, der Primitivstreifen schon von Pander (l. c. tab. 1. fig. 4. 5. tab. 2. fig. 2.) dargestellt worden. Auch können vielleicht einige Zeichnungen in Wolffs Abhandlung über Entstehung des Darmkanales hierher gezogen werden. Die von Prevost und Dumas dagegen gegebenen Abbildungen sind nicht ganz der Natur entsprechend. Deutlicher und richtiger sind ihre Zeichnungen aus dem Eie des Hundes (Frorieps Notizen Jan. 1825. No. 188. fig. 5. a. u. fig. 6. b.) und, wenn auch aus einer etwas späteren Zeit, aus dem des Kaninchens (ib. fig. 12.). Daſs dieser erste Proceſs der Bildung auf eine ganz ähnliche Weise auch bei dem Menschen vor sich gehe, dürfte eine mehr als bloſs wahrscheinliche Vermuthung seyn. Er mag in den Anfang der dritten oder das Ende der zweiten Woche fallen und, wie alle frühesten Zustände bei der Bildung des Menschen, sehr rasch vor- übergehen. Direkte Beobachtungen fehlen hier noch ganz und gar. Wir haben schon bemerkt, daſs die Sonderung des Schädels von der Wirbelsäule und des Hirnes von dem Rückenmarke sehr früh und rasch eintritt. Die Bestimmung des Endes aber, wel- ches zum Kopfe sich umwandeln soll, ist durchaus nicht zufällig, sondern nur bei den zu dieser Zeit vielleicht noch vollkommen sphärischen Eiern der Säugethiere für uns weniger kenntlich. Im Vogeleie, wo die Längenaxe des Embryo in der kleineren Quer- axe des Eies liegt, wird das nach Rechts gelegene Ende, wenn man das stumpfe Ende des Eies als abgewandt, das spitze als sich zugewandt ansieht, zum Kopfe des neuen Individuums. Diese schon von Bär gemachte Beobachtung (üb. Entw. gesch. S. 12. und in Burdachs Physiol. S. 242.) haben wir immer bestätigt ge- funden und müssen jede Ausnahme hiervon als eine Miſsbildung, welche in schlechter Lage oder anderen äuſseren Hindernissen ihren Grund hat, ansehen. Das Kopfende sondert, verdickt und verbreitert sich immer mehr, während das Schwanzende noch im- mer mehr oder minder mit der übrigen körnerhaltigen Masse der Fruchtanlage verschwimmt. Diesen Zustand finden wir bei Pre-

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/186>, abgerufen am 24.11.2024.