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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Gehirn und Rückenmark.
längerten Marke und seinen Nachbartheilen. Auch ihr Contentum
ist zuerst durchaus flüssig und durchsichtig. Später setzt sich
eine mehr körnige Masse an der Peripherie an, während das In-
nere flüssig bleibt. Man hat häufig Gelegenheit, die genannten
Hirnzellen selbst an Embryonen der Säugethiere wahrzunehmen.
Am schönsten hat sie von Bär aus dem Hunde (de ovi mamma-
lium et hominis genesi
. 1827. 4. fig. 7.), Rathke aus dem Schaafe
(Meck. Arch. 1830. tab. I.), Joh. Müller (ibid. tab. XI.) u. vor-
züglich Burdach (de foetu humano adnott. acad. 1828. fol. fig.
1. 2.) aus dem Menschen dargestellt. Doch sind in allen diesen
Abbildungen die Begrenzungen derselben weit weniger scharf
ausgedrückt, als sie in dem ganz frischen Fötus sich zeigen. Es
werden aber diese durch jede Flüssigkeit, selbst das reine Was-
ser nicht ausgenommen, undeutlicher, da die Hirnwände sehr
bald an Durchsichtigkeit viel verlieren. Die einzelnen Zellen
zeigen zwar bei den einzelnen Säugethieren kleine Verschieden-
heiten der Form sowohl, als der zeitlichen Ausbildung, die je-
doch so unbedeutend sind, dass eine wichtigere Abweichung we-
der unter einander, noch von dem Typus des Vogelembryo Statt
findet. Bei dem Menschen fällt die erste Ausbildung der Hirn-
zellen wahrscheinlich in die dritte Woche.

Eine andere Frage ist es, ob diese Hirnzellen in offener Ver-
bindung mit einander stehen oder nicht. Schon aus der Natur
ihrer Genese folgt es, durch eigene Untersuchung an durch-
schnittenen Köpfen sehr junger Schaafembryone ist es gewiss,
dass eine Communication in frühester Zeit Statt finde. Auch Tie-
demann (Anatomie und Bildungsgeschichte des Gehirns. Nürnb.
1816. 4. S. 9.) hatte Aehnliches an drei menschlichen Embryo-
nen aus dem Anfange des zweiten Monates zu sehen Gelegenheit.
Die partielle Schliessung erfolgt aber bald, wenigstens zu einem
grossen Theile, beim Schweine und Schaafe und wahrscheinlich
auch bei dem Menschen sehr früh in der Grenze zwischen Gross-
hirn- und Vierhügelblase. Abgesehen von dem Massenansatze im
Innern wird diese Trennung durch eine von der um diese Zeit
schon sehr festen basis cranii kommende Falte bewirkt. Ein
ähnlicher, aber kleinerer Vorsprung bildet sich an der Grenze
zwischen Vierhügelzelle und Zelle des verlängerten Markes noch
vor Ablaufe des zweiten Monates. Man findet daher bei dem
Menschen dann drei gesonderte, blasenartige Kugeln. Vier blasen-

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Gehirn und Rückenmark.
längerten Marke und seinen Nachbartheilen. Auch ihr Contentum
ist zuerst durchaus flüssig und durchsichtig. Später setzt sich
eine mehr körnige Masse an der Peripherie an, während das In-
nere flüssig bleibt. Man hat häufig Gelegenheit, die genannten
Hirnzellen selbst an Embryonen der Säugethiere wahrzunehmen.
Am schönsten hat sie von Bär aus dem Hunde (de ovi mamma-
lium et hominis genesi
. 1827. 4. fig. 7.), Rathke aus dem Schaafe
(Meck. Arch. 1830. tab. I.), Joh. Müller (ibid. tab. XI.) u. vor-
züglich Burdach (de foetu humano adnott. acad. 1828. fol. fig.
1. 2.) aus dem Menschen dargestellt. Doch sind in allen diesen
Abbildungen die Begrenzungen derselben weit weniger scharf
ausgedrückt, als sie in dem ganz frischen Fötus sich zeigen. Es
werden aber diese durch jede Flüssigkeit, selbst das reine Was-
ser nicht ausgenommen, undeutlicher, da die Hirnwände sehr
bald an Durchsichtigkeit viel verlieren. Die einzelnen Zellen
zeigen zwar bei den einzelnen Säugethieren kleine Verschieden-
heiten der Form sowohl, als der zeitlichen Ausbildung, die je-
doch so unbedeutend sind, daſs eine wichtigere Abweichung we-
der unter einander, noch von dem Typus des Vogelembryo Statt
findet. Bei dem Menschen fällt die erste Ausbildung der Hirn-
zellen wahrscheinlich in die dritte Woche.

Eine andere Frage ist es, ob diese Hirnzellen in offener Ver-
bindung mit einander stehen oder nicht. Schon aus der Natur
ihrer Genese folgt es, durch eigene Untersuchung an durch-
schnittenen Köpfen sehr junger Schaafembryone ist es gewiſs,
daſs eine Communication in frühester Zeit Statt finde. Auch Tie-
demann (Anatomie und Bildungsgeschichte des Gehirns. Nürnb.
1816. 4. S. 9.) hatte Aehnliches an drei menschlichen Embryo-
nen aus dem Anfange des zweiten Monates zu sehen Gelegenheit.
Die partielle Schlieſsung erfolgt aber bald, wenigstens zu einem
groſsen Theile, beim Schweine und Schaafe und wahrscheinlich
auch bei dem Menschen sehr früh in der Grenze zwischen Groſs-
hirn- und Vierhügelblase. Abgesehen von dem Massenansatze im
Innern wird diese Trennung durch eine von der um diese Zeit
schon sehr festen basis cranii kommende Falte bewirkt. Ein
ähnlicher, aber kleinerer Vorsprung bildet sich an der Grenze
zwischen Vierhügelzelle und Zelle des verlängerten Markes noch
vor Ablaufe des zweiten Monates. Man findet daher bei dem
Menschen dann drei gesonderte, blasenartige Kugeln. Vier blasen-

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[161/0189] Gehirn und Rückenmark. längerten Marke und seinen Nachbartheilen. Auch ihr Contentum ist zuerst durchaus flüssig und durchsichtig. Später setzt sich eine mehr körnige Masse an der Peripherie an, während das In- nere flüssig bleibt. Man hat häufig Gelegenheit, die genannten Hirnzellen selbst an Embryonen der Säugethiere wahrzunehmen. Am schönsten hat sie von Bär aus dem Hunde (de ovi mamma- lium et hominis genesi. 1827. 4. fig. 7.), Rathke aus dem Schaafe (Meck. Arch. 1830. tab. I.), Joh. Müller (ibid. tab. XI.) u. vor- züglich Burdach (de foetu humano adnott. acad. 1828. fol. fig. 1. 2.) aus dem Menschen dargestellt. Doch sind in allen diesen Abbildungen die Begrenzungen derselben weit weniger scharf ausgedrückt, als sie in dem ganz frischen Fötus sich zeigen. Es werden aber diese durch jede Flüssigkeit, selbst das reine Was- ser nicht ausgenommen, undeutlicher, da die Hirnwände sehr bald an Durchsichtigkeit viel verlieren. Die einzelnen Zellen zeigen zwar bei den einzelnen Säugethieren kleine Verschieden- heiten der Form sowohl, als der zeitlichen Ausbildung, die je- doch so unbedeutend sind, daſs eine wichtigere Abweichung we- der unter einander, noch von dem Typus des Vogelembryo Statt findet. Bei dem Menschen fällt die erste Ausbildung der Hirn- zellen wahrscheinlich in die dritte Woche. Eine andere Frage ist es, ob diese Hirnzellen in offener Ver- bindung mit einander stehen oder nicht. Schon aus der Natur ihrer Genese folgt es, durch eigene Untersuchung an durch- schnittenen Köpfen sehr junger Schaafembryone ist es gewiſs, daſs eine Communication in frühester Zeit Statt finde. Auch Tie- demann (Anatomie und Bildungsgeschichte des Gehirns. Nürnb. 1816. 4. S. 9.) hatte Aehnliches an drei menschlichen Embryo- nen aus dem Anfange des zweiten Monates zu sehen Gelegenheit. Die partielle Schlieſsung erfolgt aber bald, wenigstens zu einem groſsen Theile, beim Schweine und Schaafe und wahrscheinlich auch bei dem Menschen sehr früh in der Grenze zwischen Groſs- hirn- und Vierhügelblase. Abgesehen von dem Massenansatze im Innern wird diese Trennung durch eine von der um diese Zeit schon sehr festen basis cranii kommende Falte bewirkt. Ein ähnlicher, aber kleinerer Vorsprung bildet sich an der Grenze zwischen Vierhügelzelle und Zelle des verlängerten Markes noch vor Ablaufe des zweiten Monates. Man findet daher bei dem Menschen dann drei gesonderte, blasenartige Kugeln. Vier blasen- 11

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/189>, abgerufen am 24.11.2024.