förmige Körper dagegen, wie C. H. Weber sie gefunden hat (Meck. Arch. 1827. S. 227.), sind erst das Resultat einer weiter vorge- schrittenen Bildung. Die ferneren Metamorphosen dieser Theile müssen wir aber für jetzt wieder auf das Vogelhirn basiren, weil die bisherigen Untersuchungen an Säugethieren und dem Menschen nur Bruchstücke geliefert haben.
Frühzeitig tritt bei dem Hühnchen in den Centraltheilen des Nervensystemes eine Differenz zwischen Spinal- und Visceralseite ein, indem an der letzteren grössere Anhäufung soliderer Kügelchen- substanz und Faserung eher sich zeigt, als an der ersteren. So ge- schieht dies im Rückenmarke zuerst an der unteren Fläche und spä- ter erst an der oberen; im Gehirn dagegen schreitet die Bildung von der Basis nach oben vor sich. In ihr ist auch das frühere Ende der Rückensaite als bestimmendes Glied enthalten. Denn dieses ist nun bei der erfolgten Biegung und Krümmung des Schädels und Hirnes nach unten vorgerückt, und nach v. Bär finden wir bald an seiner Stelle Trichter und Hirnanhang (l. c. S. 30. in Burdachs Phys. II. S. 259.). Daher auch Burdach, welcher mit Recht den Nabel als Centrum der Fötuskrümmung ansieht, hypophysis und infundibulum als Centrum der Schädelkrümmung und der Hirn- bildung betrachtet (de foetu humano p. 3.). Von unten aus ge- schieht hier jede neue Ablagerung festerer Masse, also jede hi- stiologische, zum Theil auch morphologishe Sonderung, während von oben her durch Einfurchung die Trennung in zwei symme- trische Seitenhälften vollführt wird. So werden sehr früh die Hirnschenkel zwar schwach, doch kenntlich genug angedeutet (Bär l. c. S. 65. bei Burdach S. 295.). Seh- und Streifenhügel fehlen noch ganz. Der Sehnerve ist zwischen Grosshirn- und Vierhügelblase deutlich zu erkennen. Eben so bald auch der Riechnerve (Bär l. c. S. 65.) und wahrscheinlich der Hörnerve. Auch die untere Wand der Zelle des verlängerten Markes verdichtet sich rasch an der Basis und bildet, während ihre Oberfläche von einer äusserst feinen Marklamelle bedeckt wird, den frühesten Zustand der vierten Hirnhöhle in ihrem Innern. Vor dieser Höhle breiten sich nun die Rückenmarksblätter (Visceralstränge, Urrudimente der strickförmigen Körper) zu einem rundlichen Blätt- chen jederseits aus, welche beide nach vorn und oben zusammen- stossen und die Rudimente des kleinen Gehirnes darstellen. (Bär l. c. S. 75. bei Burdach S. 306.) Auch die Vierhügel erhalten
Von dem Embryo.
förmige Körper dagegen, wie C. H. Weber sie gefunden hat (Meck. Arch. 1827. S. 227.), sind erst das Resultat einer weiter vorge- schrittenen Bildung. Die ferneren Metamorphosen dieser Theile müssen wir aber für jetzt wieder auf das Vogelhirn basiren, weil die bisherigen Untersuchungen an Säugethieren und dem Menschen nur Bruchstücke geliefert haben.
Frühzeitig tritt bei dem Hühnchen in den Centraltheilen des Nervensystemes eine Differenz zwischen Spinal- und Visceralseite ein, indem an der letzteren gröſsere Anhäufung soliderer Kügelchen- substanz und Faserung eher sich zeigt, als an der ersteren. So ge- schieht dies im Rückenmarke zuerst an der unteren Fläche und spä- ter erst an der oberen; im Gehirn dagegen schreitet die Bildung von der Basis nach oben vor sich. In ihr ist auch das frühere Ende der Rückensaite als bestimmendes Glied enthalten. Denn dieses ist nun bei der erfolgten Biegung und Krümmung des Schädels und Hirnes nach unten vorgerückt, und nach v. Bär finden wir bald an seiner Stelle Trichter und Hirnanhang (l. c. S. 30. in Burdachs Phys. II. S. 259.). Daher auch Burdach, welcher mit Recht den Nabel als Centrum der Fötuskrümmung ansieht, hypophysis und infundibulum als Centrum der Schädelkrümmung und der Hirn- bildung betrachtet (de foetu humano p. 3.). Von unten aus ge- schieht hier jede neue Ablagerung festerer Masse, also jede hi- stiologische, zum Theil auch morphologishe Sonderung, während von oben her durch Einfurchung die Trennung in zwei symme- trische Seitenhälften vollführt wird. So werden sehr früh die Hirnschenkel zwar schwach, doch kenntlich genug angedeutet (Bär l. c. S. 65. bei Burdach S. 295.). Seh- und Streifenhügel fehlen noch ganz. Der Sehnerve ist zwischen Groſshirn- und Vierhügelblase deutlich zu erkennen. Eben so bald auch der Riechnerve (Bär l. c. S. 65.) und wahrscheinlich der Hörnerve. Auch die untere Wand der Zelle des verlängerten Markes verdichtet sich rasch an der Basis und bildet, während ihre Oberfläche von einer äuſserst feinen Marklamelle bedeckt wird, den frühesten Zustand der vierten Hirnhöhle in ihrem Innern. Vor dieser Höhle breiten sich nun die Rückenmarksblätter (Visceralstränge, Urrudimente der strickförmigen Körper) zu einem rundlichen Blätt- chen jederseits aus, welche beide nach vorn und oben zusammen- stoſsen und die Rudimente des kleinen Gehirnes darstellen. (Bär l. c. S. 75. bei Burdach S. 306.) Auch die Vierhügel erhalten
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Von dem Embryo.
förmige Körper dagegen, wie C. H. Weber sie gefunden hat (Meck.
Arch. 1827. S. 227.), sind erst das Resultat einer weiter vorge-
schrittenen Bildung. Die ferneren Metamorphosen dieser Theile
müssen wir aber für jetzt wieder auf das Vogelhirn basiren, weil
die bisherigen Untersuchungen an Säugethieren und dem Menschen
nur Bruchstücke geliefert haben.
Frühzeitig tritt bei dem Hühnchen in den Centraltheilen des
Nervensystemes eine Differenz zwischen Spinal- und Visceralseite
ein, indem an der letzteren gröſsere Anhäufung soliderer Kügelchen-
substanz und Faserung eher sich zeigt, als an der ersteren. So ge-
schieht dies im Rückenmarke zuerst an der unteren Fläche und spä-
ter erst an der oberen; im Gehirn dagegen schreitet die Bildung von
der Basis nach oben vor sich. In ihr ist auch das frühere Ende der
Rückensaite als bestimmendes Glied enthalten. Denn dieses ist
nun bei der erfolgten Biegung und Krümmung des Schädels und
Hirnes nach unten vorgerückt, und nach v. Bär finden wir bald
an seiner Stelle Trichter und Hirnanhang (l. c. S. 30. in Burdachs
Phys. II. S. 259.). Daher auch Burdach, welcher mit Recht den
Nabel als Centrum der Fötuskrümmung ansieht, hypophysis und
infundibulum als Centrum der Schädelkrümmung und der Hirn-
bildung betrachtet (de foetu humano p. 3.). Von unten aus ge-
schieht hier jede neue Ablagerung festerer Masse, also jede hi-
stiologische, zum Theil auch morphologishe Sonderung, während
von oben her durch Einfurchung die Trennung in zwei symme-
trische Seitenhälften vollführt wird. So werden sehr früh die
Hirnschenkel zwar schwach, doch kenntlich genug angedeutet
(Bär l. c. S. 65. bei Burdach S. 295.). Seh- und Streifenhügel
fehlen noch ganz. Der Sehnerve ist zwischen Groſshirn- und
Vierhügelblase deutlich zu erkennen. Eben so bald auch der
Riechnerve (Bär l. c. S. 65.) und wahrscheinlich der Hörnerve. Auch
die untere Wand der Zelle des verlängerten Markes verdichtet
sich rasch an der Basis und bildet, während ihre Oberfläche von
einer äuſserst feinen Marklamelle bedeckt wird, den frühesten
Zustand der vierten Hirnhöhle in ihrem Innern. Vor dieser
Höhle breiten sich nun die Rückenmarksblätter (Visceralstränge,
Urrudimente der strickförmigen Körper) zu einem rundlichen Blätt-
chen jederseits aus, welche beide nach vorn und oben zusammen-
stoſsen und die Rudimente des kleinen Gehirnes darstellen. (Bär
l. c. S. 75. bei Burdach S. 306.) Auch die Vierhügel erhalten
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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/190>, abgerufen am 24.11.2024.
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