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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Von dem Embryo.
Structurveränderung. Bald jedoch wölbt sie sich mehr und bil-
det eine im Verhältniss zum Auge bedeutend hervorstehende
Halbkugel, welche als dickwandiges Kugelsegment die vordere
Fläche des Auges fast ganz begrenzt. Eine ähnliche conisch her-
vorragende Wölbung der Hornhaut fanden Gescheidt (Ammons
Zeitschr. II. 1832. S. 484. und Wimmer de hyperceratosi 1831.
4. p. 23.) und v. Ammon (Zeitschr. Bd. II. S. 513.). Sie ist in
der zehnten bis zwölften Woche am stärksten. Um diese Zeit
wird auch der Unterschied zwischen Sclerotica und Cornea
deutlicher. Die letztere wird durchsichtiger, die erstere dagegen
erhält einen mehr bläulichen Anstrich. Auch sieht man vom
vierten Monate an die Hornhaut von der harten Haut durch eine
Kreislinie begränzt, welche von Ammon (Zeitschr. Bd. II. S.
505.) schon im zweiten Monate bemerkt zu haben scheint. Die
Convexität der Cornea wird im Verhältnisse zum übrigen Aug-
apfel nun immer geringer, und diese früher in allen Theilen fast
gleich dicke Membran verdünnt sich in der Mitte. Dennoch ist
sie selbst bei dem Neugebornen, wie Brendel (l. c. p. 133.) schon
wusste, noch dicker verhältnissmässig, als im Erwachsenen, wel-
ches nach Meckel (Anat. IV. S. 112.) von einer Anhäufung röth-
licher Flüssigkeit zwischen ihren Blättern herrühren soll. Die
Membrana humoris aquei kann, wenigstens in einiger Continui-
tät, nicht dargestellt werden (Vergl. Henle de membrana pupil-
lari aliisque membranis oculi pellucentibus. Bonnae
1832. 4.
p. 66.). -- Anfangs besteht das Gewebe der Hornhaut aus einem
Aggregat von Körnchen, welche in der achten Woche 0,000608
p. Z. bis 0,000405 p. Z. im Durchmesser haben. Späterhin er-
kennt man undeutliche und in einander gewirrte Fasern, deren
Durchmesser zu Anfange des fünften Monates 0,000152 p. Z. be-
trägt und zwischen welchen Kügelchen von 0,000354 im Durch-
messer sich befinden. Lymphgefässe, wie Arnold gesehen haben
will, habe ich eben so wenig, als Joh. Müller (Physiol. I. Abth.
I. S. 250. und 361.) und R. Wagner (Ammons Zeitschr. Bd. III.
S. 277.) beobachten können.

Die harte Haut. -- Mit der Scheidung der Augengrube in
Orbita und Bulbus ist ihre Existenz gegeben. Sie stellt von
Anfang an eine körnige, dichte und ziemlich feste Membran dar,
deren Kügelchen in der achten Woche 0,000304 p. Z. bis 0,000405
p. Z. im Durchmesser haben und welche später eine mehr fase-

rige

Von dem Embryo.
Structurveränderung. Bald jedoch wölbt sie sich mehr und bil-
det eine im Verhältniſs zum Auge bedeutend hervorstehende
Halbkugel, welche als dickwandiges Kugelsegment die vordere
Fläche des Auges fast ganz begrenzt. Eine ähnliche conisch her-
vorragende Wölbung der Hornhaut fanden Gescheidt (Ammons
Zeitschr. II. 1832. S. 484. und Wimmer de hyperceratosi 1831.
4. p. 23.) und v. Ammon (Zeitschr. Bd. II. S. 513.). Sie ist in
der zehnten bis zwölften Woche am stärksten. Um diese Zeit
wird auch der Unterschied zwischen Sclerotica und Cornea
deutlicher. Die letztere wird durchsichtiger, die erstere dagegen
erhält einen mehr bläulichen Anstrich. Auch sieht man vom
vierten Monate an die Hornhaut von der harten Haut durch eine
Kreislinie begränzt, welche von Ammon (Zeitschr. Bd. II. S.
505.) schon im zweiten Monate bemerkt zu haben scheint. Die
Convexität der Cornea wird im Verhältnisse zum übrigen Aug-
apfel nun immer geringer, und diese früher in allen Theilen fast
gleich dicke Membran verdünnt sich in der Mitte. Dennoch ist
sie selbst bei dem Neugebornen, wie Brendel (l. c. p. 133.) schon
wuſste, noch dicker verhältniſsmäſsig, als im Erwachsenen, wel-
ches nach Meckel (Anat. IV. S. 112.) von einer Anhäufung röth-
licher Flüssigkeit zwischen ihren Blättern herrühren soll. Die
Membrana humoris aquei kann, wenigstens in einiger Continui-
tät, nicht dargestellt werden (Vergl. Henle de membrana pupil-
lari aliisque membranis oculi pellucentibus. Bonnae
1832. 4.
p. 66.). — Anfangs besteht das Gewebe der Hornhaut aus einem
Aggregat von Körnchen, welche in der achten Woche 0,000608
p. Z. bis 0,000405 p. Z. im Durchmesser haben. Späterhin er-
kennt man undeutliche und in einander gewirrte Fasern, deren
Durchmesser zu Anfange des fünften Monates 0,000152 p. Z. be-
trägt und zwischen welchen Kügelchen von 0,000354 im Durch-
messer sich befinden. Lymphgefäſse, wie Arnold gesehen haben
will, habe ich eben so wenig, als Joh. Müller (Physiol. I. Abth.
I. S. 250. und 361.) und R. Wagner (Ammons Zeitschr. Bd. III.
S. 277.) beobachten können.

Die harte Haut. — Mit der Scheidung der Augengrube in
Orbita und Bulbus ist ihre Existenz gegeben. Sie stellt von
Anfang an eine körnige, dichte und ziemlich feste Membran dar,
deren Kügelchen in der achten Woche 0,000304 p. Z. bis 0,000405
p. Z. im Durchmesser haben und welche später eine mehr fase-

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[192/0220] Von dem Embryo. Structurveränderung. Bald jedoch wölbt sie sich mehr und bil- det eine im Verhältniſs zum Auge bedeutend hervorstehende Halbkugel, welche als dickwandiges Kugelsegment die vordere Fläche des Auges fast ganz begrenzt. Eine ähnliche conisch her- vorragende Wölbung der Hornhaut fanden Gescheidt (Ammons Zeitschr. II. 1832. S. 484. und Wimmer de hyperceratosi 1831. 4. p. 23.) und v. Ammon (Zeitschr. Bd. II. S. 513.). Sie ist in der zehnten bis zwölften Woche am stärksten. Um diese Zeit wird auch der Unterschied zwischen Sclerotica und Cornea deutlicher. Die letztere wird durchsichtiger, die erstere dagegen erhält einen mehr bläulichen Anstrich. Auch sieht man vom vierten Monate an die Hornhaut von der harten Haut durch eine Kreislinie begränzt, welche von Ammon (Zeitschr. Bd. II. S. 505.) schon im zweiten Monate bemerkt zu haben scheint. Die Convexität der Cornea wird im Verhältnisse zum übrigen Aug- apfel nun immer geringer, und diese früher in allen Theilen fast gleich dicke Membran verdünnt sich in der Mitte. Dennoch ist sie selbst bei dem Neugebornen, wie Brendel (l. c. p. 133.) schon wuſste, noch dicker verhältniſsmäſsig, als im Erwachsenen, wel- ches nach Meckel (Anat. IV. S. 112.) von einer Anhäufung röth- licher Flüssigkeit zwischen ihren Blättern herrühren soll. Die Membrana humoris aquei kann, wenigstens in einiger Continui- tät, nicht dargestellt werden (Vergl. Henle de membrana pupil- lari aliisque membranis oculi pellucentibus. Bonnae 1832. 4. p. 66.). — Anfangs besteht das Gewebe der Hornhaut aus einem Aggregat von Körnchen, welche in der achten Woche 0,000608 p. Z. bis 0,000405 p. Z. im Durchmesser haben. Späterhin er- kennt man undeutliche und in einander gewirrte Fasern, deren Durchmesser zu Anfange des fünften Monates 0,000152 p. Z. be- trägt und zwischen welchen Kügelchen von 0,000354 im Durch- messer sich befinden. Lymphgefäſse, wie Arnold gesehen haben will, habe ich eben so wenig, als Joh. Müller (Physiol. I. Abth. I. S. 250. und 361.) und R. Wagner (Ammons Zeitschr. Bd. III. S. 277.) beobachten können. Die harte Haut. — Mit der Scheidung der Augengrube in Orbita und Bulbus ist ihre Existenz gegeben. Sie stellt von Anfang an eine körnige, dichte und ziemlich feste Membran dar, deren Kügelchen in der achten Woche 0,000304 p. Z. bis 0,000405 p. Z. im Durchmesser haben und welche später eine mehr fase- rige

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/220>, abgerufen am 18.05.2024.